von Amely Reddemann (Stiftung viamedica)

Die Auswirkungen des Klimawandels beeinträchtigen zunehmend Umwelt und Gesundheit. Auch in den Pflegeeinrichtungen rückt Klimaschutz verstärkt ins Bewusstsein der Pflegekräfte. Das Projekt „Klimaretter – Lebensretter“ der Stiftung viamedica unterstützt Einrichtungen bei der Sensibilisierung ihrer Mitarbeitenden und gibt Tipps für umweltfreundliches Verhalten im Pflegealltag.

Hemmschwellen abbauen

Pflegeeinrichtungen haben es nicht leicht, Nachhaltigkeitsmaßnahmen umzusetzen – auch wenn die Bereitschaft dafür vorhanden ist. Die aktuellen Probleme der Pflege wie Fachkräftemangel, Finanznot und Pandemiebekämpfung bremsen häufig die Tatkraft der rund 15.000 Pflegeeinrichtungen in Deutschland, in Richtung Klimaschutz aktiv zu werden. Doch die Zeit drängt, will man das Ziel der Klimaneutralität erreichen und die Einrichtungen zukunftsfähig aufstellen: Um die gesetzten Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen, müssten die klimaschädlichen Emissionen in den Pflegeeinrichtungen bis 2045 um rund 80 % reduziert werden – eine fast unlösbare doch notwendige Aufgabe, für deren Bewältigung alle Beteiligten an einem Strang ziehen müssen. Dabei liegen die Vorteile einer nachhaltigen Wirtschaftsweise auf der Hand: Die Einsparung von Energie und Ressourcen generiert geringere Kosten und damit freiwerdende Mittel in den Einrichtungen. Neben einer grundlegenden Transformation der Rahmenbedingungen, ist die Einbindung des Themas Klimaschutz in die strategische Entwicklung der Einrichtung genauso von Bedeutung wie der Abbau von Hemmschwellen bei der Belegschaft durch eine motivierende Kommunikation, in der auch die Belange der Beschäftigten gehört und ihre Vorschläge mit eingebunden werden.

Jeder Beitrag zählt

Die Beschäftigten mitnehmen – das will auch die Stiftung viamedica mit ihrem 2017 initiierten Projekt „Klimaretter – Lebensretter“. Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Initiative, die sich speziell an die Beschäftigten im Gesundheitswesen richtet, motiviert mit dem Klimaretter-Tool (www.klimaretter-lebensretter.de) zu einem effizienten Umgang mit Energie und Ressourcen. Jeder Beitrag zählt – das ist die Botschaft, die das Projekt in einem spielerischen Wettbewerb um die besten Klimaretter im Gesundheitswesen vermittelt: Das Klimaretter-Tool ordnet den Handlungsfeldern Energie, Konsum, Ressourcen und Mobilität zahlreiche niederschwellige Klimaschutzaktionen zu, die konkret und sofort im Pflegealltag umgesetzt werden können. Ob umweltfreundlich zur Arbeit, regional konsumieren oder richtig heizen und lüften – die dabei eingesparte Menge an CO2 wird im Tool aufsummiert und zeigt, dass durch gemeinsamen Einsatz viel bewegt werden kann. Der motivierende Ansatz erleichtert die Änderung von eingefahrenen umweltschädlichen Verhaltensweisen. Seit Projektbeginn sind ca. 8.000 Beschäftigte aus rund 150 Unternehmen des Gesundheitswesens im Klimaretter-Tool aktiv. Allein durch Verhaltensänderungen konnten fast 2.000 Tonnen CO2 vermieden werden – ohne großen Zeitaufwand oder zusätzliche Kosten. Auch zahlreiche Pflegeeinrichtungen sind mit dabei, gehen relevante Handlungsfelder konkret an und generieren gemeinsam mit ihren Beschäftigten Einsparungen.

Energie und Ressourcen sparen mit dem Klimaretter-Tool

Niederschwellige und kostengünstige Maßnahmen, um den Pflegealltag klimafreundlicher zu gestalten, finden sich in jeder Einrichtung: Sei es das Ausschalten des Standby-Schalters, das vegetarische Mittags-Menü oder der Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad, effizientes Heizen und Lüften oder die Vermeidung von Plastikabfällen – in fast allen Arbeitsbereichen können Pflegekräfte mithilfe des Klimaretter-Tools selbst aktiv werden, klimaschädliche Gase vermeiden sowie Energie und Ressourcen einsparen. So kann das eigene Umweltverhalten geprüft und gemeinsam mit dem Kollegium können neue Wege zu mehr Klimaschutz ausprobiert werden.

Einige Beispiele aus dem Klimaretter-Tool veranschaulichen die im Projekt „Klimaretter – Lebensretter“ angestoßenen Maßnahmen:

Mobilität: In der täglichen Fahrt zur Arbeit steckt erhebliches Einsparpotenzial. 100 km Arbeitsweg mit dem Rad oder öffentlichen Nahverkehr anstelle des Autos reduzieren die Emissionen laut Klimaretter-Tool um rund 17 kg CO2.

Ernährung: Ein großer Hebel für den Klimaschutz in den Einrichtungen ist die Verpflegung – hier können Pflegekräfte mit gutem Beispiel vorangehen und auch mal im Team Neues ausprobieren: Die Umstellung auf vegetarische oder vegane Kost kann pro Person zwischen 12 und 19 kg CO2 pro Woche einsparen. Auch saisonale, regionale und biologisch erzeugte Lebensmittel wirken sich positiv auf die Klimabilanz, die Umwelt und die Gesundheit aus.

Energie: Wer darauf achtet, dass in Fluren und Zimmern nicht unnötig Licht brennt, kann 30 kg CO2 pro Jahr vermeiden. Das Abschalten von Monitoren und Endgeräten und der bewusste Umgang mit digitaler Technik führt zu Einsparungen von bis zu 50 kg CO2 pro Person und Jahr.

Ressourcen / Abfall: Hier steckt großer Handlungsbedarf, denn die Abfallmengen pro Pflegeplatz sind enorm. Zwischen 2 und 8 l Abfall pro Tag entfallen auf jeden Heimbewohner – pflegespezifische Abfälle noch nicht eingerechnet. Die Reduzierung des Verpackungsmülls um 1/3 schont Ressourcen und reduziert klimaschädliche Emissionen um rund 40 kg CO2 pro Person und Jahr. Nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz sind inzwischen auch Pflegeeinrichtungen zur Mülltrennung verpflichtet. Immerhin ist die Trennung von Altpapier und die Nutzung von Recyclingpapier in der Verwaltung und im Hygienebereich schon in vielen Einrichtungen etabliert. Auch beim Druckerpapier kann die Einrichtung CO2 einsparen: Pro 500 Blatt eingespartes Druckerpapier werden 2,5 kg CO2 vermieden.

Pflegekräfte mitnehmen

Grafik: Scholz & Volkmer

Grafik: Scholz & Volkmer

Die rund 800.000 Beschäftigten der Pflegeeinrichtungen können eine wichtige Rolle bei der Verankerung von nachhaltigen Maßnahmen in der Einrichtung spielen und sie sollten bei der umweltfreundlichen Gestaltung ihrer Arbeitsstätte verstärkt miteinbezogen werden. Das Projekt rund um das Klimaretter-Tool der Stiftung viamedica kann Einrichtungen dabei unterstützen, ihre Beschäftigten mit in die Nachhaltigkeitsstrategie einzubinden und ihre Einrichtung fit zu machen für eine nachhaltige Zukunft, die klimaneutral sein wird.

Weitere Informationen unter https://projekt.klimaretter-lebensretter.de/.

Der Artikel ist in der Ausgabe 01/2023 zu finden.

Halten Sie sich auf dem Laufenden!

Unser Newsletter ist exklusiv für Einkauf und Management von Senioreneinrichtungen und Trägergesellschaften gedacht und erscheint quartalsweise. Melden Sie sich jetzt an!

Seniorenheim-Magazine 2023