von Tanguy Gernigon (Deutscher Textilreinigungs-Verband e. V.)

Foto: Tanguy Gernigon

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Neben allen wirtschaftlichen Argumenten ist in den Wohneinrichtungen von Senioren das Menschliche das Entscheidende. Gerade auch, wenn es um Wäsche und Kleidung der Bewohner geht, denn deren Wäsche ist ein sehr persönliches und somit sensibles Thema. Schließlich handelt es sich oft um die letzten persönlichen Teile aus den eigenen vier Wänden. Menschlichkeit bedeutet deshalb auch in diesem Zusammenhang, einen Dialog mit den Bewohnern und deren Angehörigen zu führen, um deren Akzeptanz und Vertrauen in die Wäscheversorgung zu fördern. Die Wäscheversorgung für Seniorenheime ist daher eine komplexe Aufgabe, die viel mit Empathie zu tun hat.

Wer im Seniorenheim für das Wohl der Bewohnerinnen und Bewohner zuständig ist, weiß welche Rolle die Textilien spielen. Das betrifft aber nicht nur die Bewohnerwäsche. Daneben erfüllen Arbeitsbekleidung des Personals sowie Handtücher und Bettwäsche wichtige Funktionen der textilen Hygiene. Damit dies alles gelingt, ist es nicht mit Waschen allein getan. In der professionellen Textilservice- und Wäschereibranche sorgt ein komplexes Textilmanagement dafür, dass die verschiedenen Wäschestücke entsprechend ihrer Spezifikation aufbereitet werden und immer wieder da hin kommen, wo sie hin gehören.

Allein die Sicherstellung, dass niemand auf einem zerschlissenen Betttuch schläft, ist bereits Zeit- und Personalintensiv. Jedenfalls dann, wenn man nach jedem Waschgang jedes Einzelstück separat kontrollieren will. Und wenn Wäschestücke fehlen, dann gibt’s böses Blut. Textilserviceanbieter und Wäschereien wenden daher moderne Techniken an, die dieses Management auch bei großen Volumina möglich und kosteneffizient machen.

Anmerkung: Die nachfolgenden Ausführungen gelten so nicht für CWS HC. Bewohnerwäsche wird bei CWS aktuell mit einem Textilkennzeichen (Matrixcode) versehen – ohne Chip. Zudem wird „Stationswäsche (Bett-/ Frottee)“ aktuell gar nicht gekennzeichnet, da selbige als „Poolware“ von Woche zu Woche an unterschiedliche Kunden geliefert wird.

In der Wäschewelt ist RFID (radio-frequency identification = Radio Frequenz Identifikation) die aktuelle Entwicklung für die Aufbereitung. Bei dieser Technologie kommt ein Etikett zum Einsatz, das an jedem Textil angeheftet ist und statt eines Barcodes eine „Miniantenne“ enthält. Sobald die so gekennzeichnete Wäsche in der Wäscherei ankommt, kann sie zentnerweise gescannt werden. Es ist nicht notwendig, die Barcodes der Textilstücke einzeln und händisch zu erfassen. Das spart Zeit, Personal, ist weitaus verlässlicher und somit sehr ökonomisch.

Die Mini-Antennen übermitteln Spezifikationen der Textilien, Wasch- und Pflegeanleitungen sowie zu welchem Kunden die Ware gehört. Es wird erfasst, wie oft ein Wäschestück bereits gewaschen wurde, mithin ob es noch einsatzbereit ist oder ausgetauscht werden sollte. Wäschereien und Textildienstleistern wird die Arbeit so erleichtert und Kosten werden eingespart. Es wird ein textiles Controlling durchgeführt, welches Daten für Heimeinrichtungen liefert, die von großer wirtschaftlicher Bedeutung sein können.

Der DTV arbeitet derzeit an der Definition von Standards für Artikelnummern, sei es für konventionelle Barcode-Etiketten oder RFIDs. Der Einsatz dieser Standards wird beispielsweise ermöglichen, den Textilservicebetrieb/die Wäscherei zu wechseln, ohne dass die Ware neu gelabelt werden muss. Dies schont die Wäsche und macht den Wäschereikunden unabhängig.

Doch RFID-Tags sind nicht die einzigen Bausteine für eine saubere Wäsche-Zukunft in Kliniken, Heimen und Hotels. Forschungsprojekte zur Überwachung der Waschparameter werden derzeit durchgeführt, um etwa den sparsamen Einsatz von Wasser zu gewährleisten. Ein weiteres Forschungsgebiet ist die Waschverfahrensteuerung. Diese hat das Ziel die Hygienebehandlung für die Wäsche schonender zu machen. Auch hierdurch können moderne Textilserviceanbieter immer effizienter, nachhaltiger und kostengünstiger arbeiten.

Das Wissen über textile Warenkunde, hygienische Wäscheaufbereitung und Logistikabläufe allein reicht heute nicht mehr aus. Zukunftsgerichtet ist ein effizientes Wäschemanagement und moderne Technik.

Festhalten lässt sich, dass es für digitale Lösungen in der textilen Versorgung zahlreiche Anknüpfungspunkte gibt. Sie versprechen in vielerlei Hinsicht Verbesserungen; von der Qualitätssteuerung- und Prüfung über die effiziente Kommunikation zwischen Heim und Dienstleister hin bis zu Verbesserungen der Arbeitsbedingungen.

Der Artikel ist in der Ausgabe 02/2020 zu finden.

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