von Frank Hachemer (Vizepräsident Dt. Feuerwehrverband e. V.)

Frank Hachemer - Foto: Michael Klein LFV

Frank Hachemer – Foto: Michael Klein LFV

Obwohl man es meist gern aus dem Bewusstsein verdrängt: Brände sind leider Alltag. In Heimen und Pflegeeinrichtungen gibt es jedoch eine gute Nachricht: Weil man das weiß, gibt es besondere Vorrichtungen und Vorkehrungen, die ein Ausbreiten von Feuer und Rauch verhindern und wirksame Löscharbeiten ermöglichen. Daher gilt hier im Notfall die Devise: „Nicht alle müssen raus!“

Eine beruhigende Nachricht für alle, die sich Gedanken über die Frage machen, wie man denn im Notfall all die Menschen, die sich gewöhnlich in einer Einrichtung aufhalten, in Sicherheit bringen soll. Denn gewöhnlich erinnert man sich an seine eigene Schulzeit. Und da hieß es bei den regelmäßig angesetzten Übungen immer, wie beim Schlussverkauf im Handel: „Alles muss raus!“. Also: Alle Menschen haben das betroffene Gebäude im Brandfall sofort zu verlassen.

Da ist es wichtig zu wissen, dass das nicht überall so gehandhabt werden muss. Denn anders als z. B. in Schulen, Industriegebäuden oder Verwaltungen, sind in Heimen und Pflegeeinrichtungen Menschen vorhanden, die u. U. nicht gut oder gar nicht selbst gehfähig bzw. generell auf fremde Hilfe angewiesen sind. Es wäre daher ein gewaltiges Problem, bei geringer Personalbesetzung (z. B. zur Nachtzeit), wenn man im Brandfall schnell alle Personen aus dem Gebäude hinausbringen müsste.

Damit selbst das möglich wäre, haben die Betreiber Notfallpläne, nach denen in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und herangeführtem Personal gehandelt werden kann. Erfahrungen in der Vergangenheit zeigen, dass dies sogar recht gut gelingen kann. Diese aufwändige und umfangreiche sowie besonders anstrengende Maßnahme ist aber im Regelfall gar nicht nötig: Es ist nicht Alltag, sondern besondere Ausnahme, dass ganze Dachstühle, Gebäudeteile oder gar Gebäude brennen. Alltäglich ist der „klassische Zimmerbrand“, also ein Schadenfeuer in einem einzelnen Raum des Gebäudes. Und darauf kann man deutlich „entspannter“ blicken, als man es vielleicht ohne Wissen tun würde.

Schon die bauliche und technische Ausstattung des Gebäudes ist so ausgelegt, dass ein Feuer da „gefangen gehalten“ werden kann, wo es entstanden ist. Das bedeutet: Entsteht ein Feuer etwa in einem Bewohnerzimmer oder in Küche oder Keller, so bleibt bei geschlossenen Türen auch ein dort größer werdender Brand nebst dem gefährlichen Brandrauch für so lange Zeit in diesem Raum, bis die Feuerwehr wirksam löscht.

Durch Alarmierungseinrichtungen kann selbst dann ein Brand sehr schnell bemerkt und gemeldet werden, wenn Menschen ihn noch nicht wahrgenommen haben und die Feuerwehr wird automatisch auf den Weg gebracht. Hinzu kommt die Schulung und Unterweisung des Personals, von dem stets sogar ein hoher Anteil zu Brandschutzhelferinnen und -helfern speziell vorbereitet ist. Das alles erleichtert es, im Notfall Menschenleben zu retten und Brände „in den Griff“ zu bekommen.

Brennt es tatsächlich einmal, so ist damit der Brandort schnell festgestellt, und die Sicherheitsmaßnahmen starten sofort durch: Das Personal, entsprechend geschult und vorbereitet, stellt die am meisten gefährdeten Personen fest und ist mit Hilfen wie etwa Evakuierungs-Matratzen in der Lage, auch nicht gehfähige Personen in Sicherheit zu bringen. Auch das Risiko für Verletzungen während des Transports können so minimiert werden, da die zu transportierenden Personen ganz einfach auf ihrer Matratze liegen bleiben können und mitsamt dieser in Sicherheit gebracht werden. Dazu müssen die Geretteten noch nicht einmal hinaus ins Freie gebracht werden: Bauliche Trennungen innerhalb der Gebäude schaffen sichere Bereiche, sodass man schon hinter der nächsten Brandschutz-Flurtür, im Treppenraum oder einem anderen Stockwerk sicher aufgehoben ist.

Selbst die einzelnen Räume in der Einrichtung sind durch ihre Wände und entsprechend verschlossene Öffnungen so weit sicher voneinander getrennt, dass in den allermeisten Fällen zunächst nur solche Personen überhaupt für ein Verlassen ihrer Zimmer infrage kommen, die entweder direkt betroffen oder unmittelbare Nachbarn sind. Im Gegenteil kann es äußerst sinnvoll sein, Personen selbst im Zuge des Flures mit dem „Brandzimmer“ in den weiter benachbarten Zimmern auch genau dort sicher zu belassen. Das kann besser sein, als sie durch einen Flur zu bugsieren, der vielleicht sogar schon – wenn auch geringe Mengen – Rauch „abbekommen“ hat, weil vielleicht jemand zum Nachschauen oder Verlassen des Brandzimmers dessen Tür geöffnet oder gar offen stehen gelassen hatte. Überhaupt ist es wichtig, ein Öffnen der Tür des vom Brand betroffenen Zimmers möglichst zu vermeiden. Sonst könnte sich giftiger Rauch in den Flur und damit in den Fluchtweg ausbreiten, bei einem größer gewordenen Brand sogar das Feuer selbst. Bei einem weiter entwickelten Feuer im Zimmer kann es sogar höchst gefährlich sein, die Tür einfach zu öffnen. Eine heiße Tür ist ein klares Zeichen, die Finger von ihr nicht nur wegen der Verletzungsgefahr zu lassen. Die Feuerwehr ist darin ausgebildet, das unbeschadet zu tun. Nur bei absoluter Sicherheit, dass es sich nur um ein kleines Feuer handelt – etwa ein Entstehungsbrand in einem Elektrogerät oder Papierkorb – kann ein Öffnen der Tür und Löschen mit dem Feuerlöscher schnell Schlimmeres verhindern. Das geschulte Personal weiß das.

Man kann also beruhigt sein: Im Brandfall gibt es eine ausgeklügelte und umfangreiche Systematik von sofortigen Maßnahmen und Einrichtungen, die man im Alltag so meist gar nicht wahrnimmt. Und so soll es ja auch sein: Im Notfall soll es funktionieren, aber im Alltag soll ein möglichst davon unbelastetes Leben möglich sein. Es ist also das richtige Zusammenspiel zwischen diesen baulichen und technischen Einrichtungen, Personal und Feuerwehr, das größtmögliche Sicherheit gegen Brände auch dann ermöglicht, wenn es trotz aller Vorbeugungsmaßnahmen doch einmal zu einem Brand kommt. Eine gute Nachricht!

Der Artikel ist in der Ausgabe 02/2020 zu finden.

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