von Daniel Dalkowski (stellv. Geschäftsführer des DTV – Deutscher Textilreinigungs-Verband e. V.)

Pandemiefolgen, Krieg in der Ukraine, eine expansive Geldpolitik und gestörte Lieferketten führen zu sehr hohen Preis- und Kostensteigerungen für Wirtschaft und Gesellschaft. Im Textilservice steigen die Kosten aktuell sogar deutlich oberhalb der Inflation an.

Daniel Dalkowski

Daniel Dalkowski – Foto: DTV

Der auf Daten des Statistischen Bundesamtes beruhende Kostenindex für den Textilservice weist im Zeitraum Ende 2021 bis zum Ende des dritten Quartals 2023 einen Kostenanstieg von 112 auf 138 Indexpunkte auf. Gleichzeitig sind Verträge zwischen Textilserviceunternehmen und Pflegeheimen über mehrere Jahre fixiert und Pflegeheime haben auch nur begrenzte Möglichkeiten, steigende Kosten weiterzureichen. Wie lange kann das noch funktionieren?

Deutschland erlebt derzeit auf breiter Front Kostensteigerungen, die jenseits langjähriger Erfahrungen liegen. Fast dreißig Jahre bewegten sich die Verbraucherpreise in Deutschland um eine Inflationsrate von ca. 2 % herum. Einer ganzen Generation fehlt damit die Erfahrung des Wirtschaftens in inflationärer Umgebung. Dies ist seit einigen Monaten vorbei. Auch im Gesundheitswesen und seiner Lieferkette wird man sich mit den Konsequenzen auseinandersetzen müssen.

Mit Blick auf die Textilversorgung des Gesundheitswesens sind die Fakten schnell erzählt. Die größten Kostenblöcke im Textilservice sind das Personal (45 %), Textilkosten (22 %) sowie Energie und Kraftstoffe (15 %). In allen Positionen gab es dramatische Kostenexplosionen und der weitere Ausblick ist ebenfalls eingetrübt.

Trotz Subvention bleiben die Energiekosten sehr hoch

Die Energiepreise bzw. -kosten gehören seit Jahren zu den instabilsten Bereichen in der Kostenlandschaft des Textilservice. Trotz der Energiepreisbremse sind die Energiekosten seit dem Jahr 2015 doppelt so stark gestiegen wie der Kostenindex für den Textilservice insgesamt. Die Energiepreisbremsen verschafften etwas Luft, allerdings liefen diese Ende 2023 aus. Generell ist noch nicht abzusehen, ob und wie der Umbau der deutschen Energieversorgung zu niedrigeren Energiekosten führen wird.

Die Arbeitskosten werden kräftig zulegen

Mit der zügigen Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns ab Oktober 2022 gab es auch bei den Personalkosten eine Erhöhung der Kostenbelastung. Der bei vielen Branchenunternehmen angewendete Tarifvertrag der Tarifgemeinschaft Intex hat zudem seit Juli 2023 einen starken Anstieg der Arbeitskosten mit sich gebracht, sodass der Indexwert im Zeitraum Ende 2021 bis zum dritten Quartal 2023 von 113 auf 129 Punkte angestiegen ist. In 2024 werden die Arbeitskosten zudem im Index weiter ansteigen. Denn bis März 2025 werden in einigen Entgeltgruppen die Gehälter und Löhne im Vergleich zu 2023 stufenweise um bis zu 19 % steigen.

Auch Textilien und Waschchemie werden teurer

Die Textilkosten der Branche stiegen im Zeitraum Ende 2021 bis September 2023 um 20 Indexpunkte und auch die gewerblichen Waschmittel haben im gleichen Zeitraum um 37 Indexpunkte zugelegt. Darüber hinaus werden die Finanzierungskosten der Unternehmen immer teurer. Vom Jahresende 2021 bis zum Ende des dritten Quartals 2023 stieg der Finanzierungskostenindex um 190 Punkte von 71 auf 261 Indexpunkte.

Keine Entspannung in Sicht

Mit einer kurzfristigen Entspannung der Kostensituation ist nicht zu rechnen. Der Deutsche Textilreinigungs-Verband (DTV) erwartet in den kommenden Monaten kein Ende der Kostenpreissteigerungen in den zentralen Bereichen Personal, Waschchemie, Textilien und Finanzierung.

Aufgrund oft mehrjährig laufender Wäscheversorgungsverträge waren die rasanten Kostenexplosionen zudem oft nicht in vollem Umfang weiterzureichen. Allerdings ist es nicht nur für die Textilservicebetriebe schwer, Preissteigerungen weiterzugeben. Auch in der Pflege gibt es dafür nur begrenzten Spielraum und die Budgets sind begrenzt. Zwar sind Kosten für die Unterkunft – und aus diesem Topf wird die Textilversorgung finanziert – von den Bewohnern zu tragen und können von den Einrichtungen festgelegt werden, allerdings gab es hier zuletzt bereits deutliche Anstiege. Allein zwischen 2023 und 2024 stiegen die Kosten für Unterkunft und Verpflegung laut VDEK bereits um rund 7,5 %.

Grafik Kostenindex Textilservice 3Q 2023

Grafik: DTV

Wie kann dieses Problem gelöst werden? Eine stärkere Beteiligung der Sozialkassen wäre eine Variante. Alternativ auch eine Beteiligung der Bundesländer an der Finanzierung der Investitionskosten der Pflegeheime. Denn für Krankenhäuser sind diese beispielsweise den Bundesländern auferlegt. Wenngleich diese seit geraumer Zeit zu wünschen übrig lässt. Dies zeigt sich in einer bemerkenswerten Abnahme der Investitionsbeteiligung der Länder, die von 25 % im Jahr 1972 auf lediglich etwa 3 % im Jahr 2020 gesunken ist.
Verlierer auf allen Seiten?

Das Dilemma, das sich einerseits aus der begrenzten Erhöhung der Einnahmenseite bei den Pflegeheimen und andererseits den enormen Kostensteigerungen auf der Dienstleisterseite ergibt, wird sich nur schwer auflösen lassen. Ein Absenken der Qualität und Menge der Textilversorgung ist nicht im Sinne einer hygienischen Versorgung der Patienten und des Personals und damit undenkbar.

Eine Weitergabe der explodierenden Kosten ist für die textilen Dienstleister oft jedoch eine Überlebensfrage. Die Pflegeheime sind ebenso wie die Dienstleister nicht in der Lage, dieses Dilemma zu lösen. Andere Lösungen als eine externe Wäscheversorgung würden die Pflegeheime zudem noch teurer bezahlen müssen. Denn hier lassen sich Investitionskosten in Maschinen und Textilien nicht auf mehrere Abnehmer verteilen. Es scheint, als ob die Kostenexplosion aktuell nur Verlierer kennt. Das System der Pflegefinanzierung stößt an seine Grenzen.

Der Artikel ist in der Ausgabe 01/2024 zu finden.

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