von Johanna Riedel (Hohenstein Laboratories GmbH & Co. KG, Literatur bei der Verfasserin)
Egal ob häusliches Wohnzimmer oder Wartebereich in der Arztpraxis – Textilien umgeben uns in beinahe allen Räumen des täglichen Gebrauchs. Sie unterscheiden sich zwar in ihrer Zusammensetzung, ihrem Aussehen und ihrem Nutzungsbereich, aber eines haben sie alle gemein: sie kommen über direkten oder indirekten Kontakt mit dem Menschen in Berührung. Besonders kritisch ist dieser Kontakt u. a. in Pflege- und Senioreneinrichtungen.
Alle Bewohnenden – genau wie alle Beschäftigten – müssen vor Infektionen geschützt werden. Dabei spielen Textilien und ihre hygienische Aufbereitung eine entscheidende Rolle. Wissenschaftliche Studien aus Kliniken und Pflegeeinrichtungen bestätigen dies. Eine Studie aus dem Jahr 2023 beobachtete, dass die Teilnehmenden der Studie in der Neugeborenenabteilung eines Krankenhauses bis zu 36 Mal pro Stunde direkten Hand-Textil-Kontakt hatten, im Vergleich zu 0,5 direkten Kontakten pro Stunde von Händen zu harten Oberflächen. Sowohl textile Proben als auch Abstrichproben der Oberflächen wurden auf mikrobielle Kontaminationen analysiert und zeigten eine höhere Belastung der textilen Proben mit Mikroorganismen als die harten Oberflächen.
Güte und Qualitätssicherung

Mikroorganismen können in Kliniken und Pflegeeinrichtungen auf verschiedene Weise in die Textilien gelangen. – Foto: Hohenstein
Eine Lösung für dieses Problem ist die Zusammenarbeit mit Textilservice-Betrieben mit RAL Gütezeichen 992/2 bis 992/4. Diese waschen grundsätzlich desinfizierend. Das Waschverfahren stellt sicher, dass Krankheitserreger wie z. B. Viren, Bakterien und Pilze unschädlich gemacht werden und die saubere Wäsche frei von Keimen ist. In der RAL Gütegemeinschaft Verantwortungsvoller Textilservice e. V. sind seit 1953 gewerbliche Wäschereien organisiert, um ihren Kunden ein besonderes Maß an Güte und Qualitätssicherung zu bieten.
Denn Mikroorganismen können in Kliniken und Pflegeeinrichtungen auf verschiedene Weise in die Textilien gelangen: durch direkte Hand-zu-Textil-Berührungen, sofern die Hände nicht ausreichend desinfiziert wurden, direkten Kontakt von Körperflüssigkeiten, aber auch über Kreuzkontamination durch Berührung von harten Oberflächen oder anderen verunreinigten Textilien mit dem jeweiligen Textil. Frisch benutzte Feuchtwischbezüge oder Handtücher im Wäschesammelwagen können hier als Beispiele genannt werden.
Komplexe Maßnahmen zur Reinigung
Obwohl verkeimte Textilien nur in seltenen Fällen zu Rekontaminationen führen, sind sie dennoch als potenzielle Überträger zu betrachten. Ausschlaggebend bei der Haftung der Keime auf dem Textil sind einerseits die Materialzusammensetzung des textilen Untergrunds und andererseits die Art des Keims. Beispielsweise kann ein Escherichia coli Bakterium auf einem Baumwolluntergrund nur drei bis sieben Tage überleben, auf einem Polyesteruntergrund jedoch bis zu 206 Tage.

Neben üblichen Hygienemaßnahmen wie Händewaschen und -desinfizieren werden vermehrt persönliche Schutzausrüstung sowie antibakterielle und flüssigkeitsabweisende Materialien in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern eingesetzt. – Foto: Hohenstein
Verkeimungen haben nicht nur Auswirkungen auf die Bewohnenden von Seniorenheimen oder Patienten in Krankenhäusern, sondern auch auf deren Mitarbeitende. Diese sind tagtäglich mit normalen Hautbakterien verschiedenster Personen konfrontiert, kommen aber in Einzelfällen beispielsweise auch mit multiresistenten Keimen in Kontakt. Die regelmäßige und desinfizierende Reinigung jeglicher Textilien ist daher für die Ausbreitungsprävention und den Personenschutz unerlässlich. Neben üblichen Hygienemaßnahmen wie Händewaschen und -desinfizieren werden vermehrt persönliche Schutzausrüstung sowie antibakterielle und flüssigkeitsabweisende Materialien in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern eingesetzt.
In den Wäschereibetrieben, in denen die Wäsche aufbereitet wird, sind die Maßnahmen zur Reinigung und Desinfektion der Einrichtungen und auch der Wäsche selbst komplex.
Sauberkeit gewährleisten
In diesen Betrieben werden nicht nur Oberflächen wie Böden, Wände und Wäscheförderbänder regelmäßig gereinigt und desinfiziert, sondern zusätzlich ein Hygienebeauftragter benannt, regelmäßige Hygieneschulungen durchgeführt und regelmäßige mikrobielle Kontrollen des Waschprozesses und der Einrichtung unternommen. Zudem müssen manche Maschinen regelmäßig auseinandergebaut und von innen gereinigt werden, um die Bildung von Biofilmen in diesen Bereichen zu vermeiden. Für Mitglieder der RAL Gütegemeinschaft Verantwortungsvoller Textilservice e. V. eine bekannte Prozedur. Betriebe mit diesem Gütesiegel unterziehen sich freiwillig der unangekündigten externen Kontrolle durch das fremdüberwachende Institut Hohenstein und führen während des Jahres mehrere Eigenkontrollen zur Überwachung ihrer Hygienemaßnahmen durch, um die gleichbleibende Sauberkeit in ihrem Betrieb zu gewährleisten.
Hierbei kommen sowohl Bioindikatoren für den Nachweis der Desinfektion im Waschgang als auch RODAC Platten für Abklatsche von Oberflächen zum Einsatz. Diese müssen z. B. laut RAL Gütezeichen 992/2 (RAL GZ 992/2), dem Gütezeichen für Krankenhauswäsche und Wäsche aus dem Gesundheitswesen, bestimmte Grenzwerte einhalten. So dürfen u. a. nach dem Waschen keine Indikatorkeime mehr auf dem Bioindikator vorhanden sein und auch in den technischen Einrichtungen der Waschstraße dürfen nur eine als „gering“ eingestufte Anzahl von Mikroorganismen zu finden sein.
Feste Grenz- und Richtwerte
Eine Studie aus dem Jahr 2015 zog die Richtlinien des RAL GZ 992/2 zu Rate und untersuchte die Hygieneverhältnisse in einer slowenischen Krankenhauswäscherei. Dabei wurde eine drastische Verbesserung der Werte vor und nach einer Grundsäuberung und Desinfektion der Waschstraße und des Trockenwäschebereichs festgestellt. In den Lagerflächen der Wäsche wurden beispielsweise vor den Sanierungsmaßnahmen noch über 100 koloniebildende Einheiten pro Quadratdezimeter gefunden, nach Durchführung der Maßnahmen nur noch 24. Die koloniebildenden Einheiten auf dem Sortierband der Anlage reduzierten sich sogar von über 100 auf 0 je dm².
Ähnliche Richtlinien und Kontrollpunkte finden sich im RAL GZ 992/4 für Bewohnerwäsche aus Pflegeeinrichtungen. Auch für diese gibt es fest vorgeschriebene Grenz- und Richtwerte und zusätzlich wird hierbei auch auf die Qualität des Waschprozesses geachtet. Jeder weiß, wie ärgerlich es ist, seinen Wollpullover falsch gewaschen und nun eine „Mäuse-Version“ davon im Schrank zu haben. Diese qualitative Leistung in einer Großwäscherei umzusetzen, ist eine große Herausforderung und wird im RAL 992/4 mithilfe eines Woll-Kontrollstreifens überprüft. Ist dieser stark eingegangen, verfilzt oder weist Pilling-Schäden auf, muss die Wäscherei nachjustieren und ihre Prozesse anpassen.
Mehr als „nur“ Waschen
So zeigt sich, dass es in der Aufbereitung von Wäsche aus dem Gesundheitswesen und aus Pflegeeinrichtungen um weitaus mehr als „nur“ Wäsche waschen geht. Deutschlandweit gilt für Krankenhäuser, Arztpraxen mit ambulanten Eingriffen, und Einrichtungen mit Rehabilitationscharakter deshalb die RKI-Vorgabe, alle dort anfallende Wäsche nach RAL GZ 992/2 für Krankenhauswäsche bearbeiten zu lassen. Auch für Flachwäsche wie Bettwäsche und Handtücher aus dem Pflegeheim ist das RAL GZ 992/2 eine Empfehlung des RKI. Die Zertifizierung nach RAL GZ 992/4 und die damit verbundene Einhaltung eines desinfizierenden Waschverfahrens für Oberbekleidung ist ebenfalls empfohlen, um den Austausch von Keimen zwischen den Bewohnenden zu vermeiden. Viele Pflegeeinrichtungen folgen daher freiwillig den Vorgaben der RAL 992/4, um eine sachgemäße Pflege und die zusätzliche hygienische Aufbereitung ihrer Wäsche zu bieten.
Dieser Artikel ist in der Ausgabe 02/2025 erschienen.






