von Claudia Müller-Corbach (DTV)
in Zusammenarbeit mit Moritz Schäpsmeier (Sitex)
Intelligente Textilien revolutionieren den gewerblichen Sektor und gewinnen immer mehr an Bedeutung. Besonders in Krankenhäusern und großen Pflegeeinrichtungen, wo die effiziente Verwaltung und Ausgabe von Arbeitskleidung und Wäsche entscheidend ist, kommen RFID-Technologie (Radio-Frequency Identification) und IT-gestützte Bekleidungsausgabesysteme zum Einsatz. Diese Technologien erlauben die präzise Verfolgung von Textilien über ihren gesamten Lebenszyklus. Jedes Kleidungsstück wird mit einem kleinen RFID-Chip ausgestattet, der eine eindeutige Identifikation und Nachverfolgung ermöglicht – von der Anlieferung durch die Wäscherei bis zur Ausgabe an den Nutzer.
Durch die RFID-Teileverfolgung ist es jederzeit möglich, eine genaue Bestandsaufnahme und -verwaltung durchzuführen. Fehlbestände oder Überbestände werden vermieden und das Risiko von Verlusten wird minimiert. Ein weiterer Vorteil ist die Überwachung der Lebensdauer jedes Artikels und direkte Entscheidungen über Reparaturen oder Ersatz.
RFID-Teileverfolgung: Präzision und Effizienz

Speziell für Pflegeheime entwickelte Kompaktanlage ermöglicht durch variable Einlegeböden die Entnahme und Rückgabe von bis zu 300 Teilen über dieselbe Steuereinheit.
– Fotos: KEMAS
Die RFID-Technologie bildet die Basis für fortschrittliche, IT-gestützte Bekleidungsausgabesysteme, die effiziente Lösungen für den Alltag bieten. Es gibt verschiedene Modelle, die sich in ihren Funktionen und der Anwendungsweise unterscheiden.
Modell 1: Boutique-Lösung: Die Boutique-Lösung ist eine flexible und benutzerfreundliche Option, die insbesondere in Krankenhäusern und großen Pflegeeinrichtungen Anwendung findet. Mitarbeiter können ihre Kleidung aus einem zentralen Lager entnehmen, ähnlich wie beim Einkauf in einer Boutique. Die Kleidung wird anhand der RFID-Tags automatisch erkannt und zugeordnet. Der Benutzer identifiziert sich über eine Zugangskarte und das System protokolliert in einem Ausgangsgate in Sekundenschnelle automatisch, welcher Mitarbeiter welche Kleidung entnommen hat.
Modell 2: Schrankausgabe: Die Schrankausgabe basiert ebenfalls auf RFID-Technologie. Spezielle Schränke, in denen die Kleidung aufbewahrt wird, sind mit RFID-Lesegeräten ausgestattet und können von autorisierten Personen geöffnet werden. Nach der Identifikation des Mitarbeiters, meist durch eine ID-Karte, öffnet sich der Schrank und das entnommene Kleidungsstück wird automatisch erfasst.
Für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen bieten diese Systeme immense Vorteile. Die automatisierte Erfassung von Entnahmen und Rückgaben besticht durch Exaktheit. Außerdem lassen sich Bestände sowie den Mitarbeitenden zugewiesene Kontingente präzise steuern. Die RFID-Teileverfolgung hilft zudem, Verluste zu minimieren, was zu einer deutlichen Kostenreduktion führen kann. Auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigt, da sie jederzeit Zugang zu sauberer und passender Arbeitskleidung haben. Die exakte Überwachung der Lebenszyklen der Textilien verbessert die Hygiene, da diese rechtzeitig ausgetauscht werden.
Auch die Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen und Textilserviceunternehmen wie Wäschereien wird optimiert, da Prozesse genau an die Bedürfnisse der Einrichtungen angepasst werden können. Die automatisierte Erfassung der ausgegebenen und zurückgeführten Kleidung ermöglicht den Wäschereien eine präzise Planung des Wäschebedarfs und effiziente Lieferungen zu organisieren – für eine pünktliche und bedarfsgerechte Versorgung der Einrichtungen mit sauberer Wäsche und Arbeitskleidung.
Die Integration von RFID-Teileverfolgung und IT-gestützten Systemen ist ein bedeutender Fortschritt für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen
Die Zukunft der Textilverwaltung liegt in der intelligenten Vernetzung – zum Vorteil aller Beteiligten. Der steigende Einsatz erleichtert den Arbeitsablauf mit enormen Vorteilen für die Verwaltung und die Ausgabe von Arbeitskleidung und Wäsche.
Doch nicht jedes Kleidungsstück ist geeignet
RFID-Chips sind zwar sehr hilfreich zur Nachverfolgung von Textilien und deren Bestandskontrolle, doch es gilt abzuwägen, welche Textilien RFID-getaggt werden. Denn RFID-Technologie ist wertvoll und es gibt Textilien, die durch ihren häufigen Wechsel oder die Art der Nutzung nicht geeignet sind. Besonders bei kleineren oder häufig zu wechselnden Artikeln wie Handtüchern oder Waschlappen kann der Einsatz übertrieben sein. Der Zusatznutzen wäre gering und die Kosten durch die Vielzahl der zu verfolgenden Artikel würden schnell steigen. Zudem bedeutet jeder RFID-Tag eine zusätzliche Ressource, die verwendet und letztlich entsorgt werden muss. Ein entscheidender Ansatz zur Optimierung besteht darin, Textilien bedarfsgerecht einzusetzen und sich nicht ausschließlich auf RFID-unterstützte Systeme zu verlassen. Einrichtungen sollten ihre Mitarbeitenden verstärkt anregen, bewusster mit Textilien und Kleidung umzugehen. Eine überlegte Entnahme spart Ressourcen und steigert die Effizienz der Textilversorgung erheblich.
RFID-Technologie und IT-gestützte Systeme sind also wichtige Bausteine für eine moderne und effiziente Wäscheversorgung, doch nur mit einem passenden Mindset lässt sich ein nachhaltiges und ressourceneffizientes System aufrechterhalten.
Daher ist es unerlässlich, das Bewusstsein für die Wertigkeit und die ressourcenintensive Herstellung von Textilien im gewerblichen Bereich zu stärken. Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, langfristige Nutzung und werterhaltende Pflege rücken dabei immer stärker in den Fokus und sind eine wichtige Aufgabe für alle Beteiligten bei der textilen Versorgung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Jeder kann durch einen achtsamen Umgang und bedarfsgerechte Nutzung der bereitgestellten Wäsche einen Beitrag zur optimalen Kreislaufwirtschaft leisten. Der bewusste Umgang mit Textilien in Verknüpfung mit Technologie kann ein effizientes und nachhaltiges Versorgungssystem bilden, in dem Wertschätzung und Ressourcenschonung Hand in Hand gehen.
Dieser Artikel ist in der Ausgabe 01/2025 erschienen.