von Dr. Patrick Kohlas

Foto: CWS

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Kontaminierte Dienstkleidung in Alten- und Pflegeheimen stellt ein massives gesundheitliches Problem für Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter dar. Aktuelle Untersuchungen haben ergeben, dass Berufskleidung, die zu Hause gewaschen wurde, nach dem Waschen noch eine deutlich höhere Keimbelastung aufweist, als Kleidung, die in professionellen Wäschereien mit nachvollziehbar sicheren Verfahren aufbereitet wurde.

Wenn es um die Hygiene im Gesundheitsbereich geht, herrscht unter Fachkräften schnell Konsens: Hygienemaßnahmen müssen als ganzheitliches Konzept verstanden werden. Es hat einige Zeit gedauert, bis die Händedesinfektion als eine der wichtigsten Hygienemaßnahmen identifiziert wurde. Heute weiß man, dass selbst die Abflüsse von Waschbecken oder die Nähte von Gymnastikkissen zur Stilllegung ganzer Krankenhausstationen führen, weil Antibiotika-resistente Erreger über Vektoren (alles was Infektionserreger weitergeben kann) von einem Ort zum nächsten und schließlich (wieder) zum Menschen gelangen. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die das beweisen.

Völlig unverständlich ist es daher, dass es geduldet oder sogar gefördert wird, dass Arbeitskleidung, die in einem hygienisch anspruchsvollen Bereich getragen wird, mit nach Hause genommen wird, um dort gewaschen zu werden. Denn nehmen die Angestellten ihre potenziell kontaminierte Berufskleidung zum Waschen mit nach Hause, exportieren sie die Keimumgebung der Arbeitsstätte in ihr privates Umfeld. Es ist zu befürchten, dass durch dieses Vorgehen ein zusätzlicher Infektionsherd in den eigenen vier Wänden geschaffen wird. Aktuelle Untersuchungen von 2017[1] haben ergeben, dass Berufskleidung, die zu Hause gewaschen wurde, nach dem Waschen eine deutlich höhere Keimbelastung aufweist, als Kleidungsteile, die in professionellen Wäschereien mit nachvollziehbar sicheren Verfahren aufbereitet wurden. Deshalb kommen die Verfasser der Studie zum Ergebnis: “Die Aufbereitung von Dienstkleidung durch die Mitarbeiter privat zu Hause ist fachlich abzulehnen und juristisch untersagt”.

Sichere Desinfektion bei Heimwäsche nicht möglich

Grafik: DTVmed

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Eine sichere Desinfektion, also das Abtöten sämtlicher Krankheitserreger in der Wäsche, erreicht nur eine thermische oder eine chemothermische Desinfektion. Diese Parameter kann eine handelsübliche Haushaltswaschmaschine nicht einhalten. Damit kann sie auch Krankheitserreger nicht vollständig abtöten. Deshalb sollte dringend das Waschen der Arbeitskleidung in der heimischen Waschmaschine vermieden werden, um eine Übertragung von Krankheitserregern auf Familie und Patienten zu vermeiden.

Die Bearbeitung von Wäsche unterliegt bestimmten Vorschriften, die sowohl die baulichen Voraussetzungen und die Waschprozesse, als auch die mikrobiologischen Eigenschaften der aufbereiteten Textilien betreffen. Diese gelten für externe als auch für die hauseigene Wäscherei gleichermaßen und sind z. B. in den Vorschriften der Berufsgenossenschaften sowie den Empfehlungen und Richtlinien des Robert Koch-Instituts (RKI) zu erkennen.

Um all diesen Vorgaben nach Maßgaben der Hygiene gerecht zu werden, setzen immer mehr Alten- und Pflegeheime auf die hygienische und sichere textile Versorgung durch professionelle Dienstleister. In Textil-Dienstleistungsunternehmen werden routinemäßig Desinfektionsverfahren eingesetzt, die in der Liste des Verbundes für Angewandte Hygiene (VAH) aufgeführt sind und den Stand der Technik beschreiben. Diese Verfahren wurden von Wissenschaftlern und Experten als wirksam befunden und bieten ein höchstes Maß an (Hygiene-)Sicherheit.

Professionelle und sichere Textilversorgung

Eine Entscheidung über die textile Versorgung einer Pflegeeinrichtung ist in der Regel auch eine Entscheidung über den Preis und die Qualität der Textilien. Eine strategische Entscheidung über die Qualität der kompletten Versorgung wird darüber hinaus in Verträgen meist über mehrere Jahre festgelegt und trägt Potenzial zur Optimierung in sich.

Die Erfahrung in der Praxis hat gezeigt, dass der Informationsbedarf bei der Beschaffung textiler Dienstleistungen auf beiden Seiten hoch ist, denn die reibungslose und passgenaue Zusammenarbeit der beiden Partner – Pflegeeinrichtung und ihre textilen Versorgungspartner – funktioniert nur auf Basis abgestimmter Bedarfe und Prozesse, sowie einer ausgeklügelten Logistik. Nur so können die Potenziale der Optimierung der Prozesse auch tatsächlich gehoben werden.

Daher hat der Deutsche Textilreinigungs-Verband e.V. (DTV) einen Leitfaden für die Textilversorgung von Pflegeeinrichtungen veröffentlicht, der ausführliche Informationen zum Dienstleistungsangebot sowie zur Ausschreibung umfasst. Der Leitfaden richtet sich an die Beschaffer in Alten- und Pflegeheimen und steht kostenlos unter www.dtv-deutschland.org oder in der DTV-Geschäftsstelle zur Verfügung.

Das Dienstleistungsangebot umfasst Textilien für den täglichen Betrieb einer Pflegeeinrichtung. Dazu gehörten Bettwäsche, Frottierwäsche und ein umfangreiches Sortiment an Berufskleidung für die Mitarbeiter im Mietservice. Zusätzlich übernehmen Textil-Dienstleistungsunternehmen auch zuverlässig die Königsdisziplin der Pflege − die Bewohnerwäsche.

[1] Heudorf U, Gasteyer S, Müller M, Serra N, Westphal T, Reinheimer C, Kempf V (2017): “Handling of laundry in nursing homes in Frankfurt am Main, Germany, 2016 – laundry and professional clothing as potential pathways of bacterial transfer.” In: GMS Hyg Infect Control. 2017;12:Doc20. DOI: 10.3205/dgkh000305, URN: urn:nbn:de:0183-dgkh0003054

Der Artikel ist in der Ausgabe 02/2019 zu finden.

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