von Claudia Müller-Corbach (DTV) in Zusammenarbeit mit Moritz Schäpsmeier (Sitex) und Sven Schöppe (texxeo)
Senioren- und Pflegeeinrichtungen müssen mehrmals wöchentlich mit hygienischer Wäsche versorgt werden. Eine wichtige Rolle dabei spielen professionelle Textilserviceunternehmen, die in Deutschland ca. 60 % der Pflege- und Seniorenheime sowohl mit medizinischen Textilien, Flachwäsche, Dienstkleidung als auch schrankfertiger Bewohnerwäsche versorgen.
Textile Vollversorger entlasten im gesamten Organisationsbereich Textil. Ohne sie fehlten essenzielle Textilien für die Pflege. Als Beschaffer von Textilien gewährleisten sie die geeignete und bedarfsgerechte Ausstattung für jede Anwendung durch enge Abstimmung mit Lieferanten und Herstellern bereits ab dem Prozess der Produktion und Konfektion der Textilien. Sie beraten den Einkauf der Einrichtungen im Vorfeld durch Kalkulation von Verbräuchen, das Maßnehmen für die Dienstkleidung und stimmen Ausgabestellen für die Wäsche und Kleidung ab. Die Dienstleistung beinhaltet nicht nur die erste Ausstattung, sondern auch das Führen eines Bestellsystems sowie die Logistik und die Wiederaufbereitung der Wäsche: die Aufnahme und den Abtransport der Schmutzwäsche, das Waschen und Desinfizieren, die Reparatur, Sortieren und Glätten, die bedarfsgerechte Kommissionierung der Verwendungsstelle, das Wiederausliefern, den Transport in der Einrichtung (auf Wunsch bis zur Verwendungsstelle in der Station), das Bestücken der Ausgabestelle sowie auch die Erfassung des Verbrauchs und das Controlling.
Und auch die Reinigung und Lieferung der Wäsche von Bewohnenden muss reibungslos funktionieren. Dabei stellt die moderne Technologie der Dienstleister durch individuelle und computerlesbare Kennzeichnung sicher, dass Wäschestücke nicht verwechselt werden. Alle Kleidungsstücke der Bewohnenden werden mit Barcodes gelabelt und in personalisierten Wäschesäcken direkt im Zimmer gesammelt. In den Wäschereien werden die Textilien anschließend nach ihren erforderlichen Reinigungsprogrammen vorsortiert und im Anschluss wieder einwandfrei zugeordnet. Im Anschluss erhalten die Bewohnenden ihre gereinigten Wäschestücke samt Wäschesäcken zurück auf das Zimmer geliefert. Die Dienstleister sorgen für eine hygienische und sachgemäße Wiederaufbereitung und Langlebigkeit der Textilien, das spart Ressourcen und entlastet das Personal.
In einer eng verzahnten Logistik werden so rund 3,2 Mrd. Wäscheteile jährlich zwischen Wäschereien und Gesundheitseinrichtungen hin und her bewegt. Der Transport der textilen Güter im Straßenverkehr ist dabei noch alternativlos. Doch gerade dort tut sich aktuell ein Spannungsfeld auf, da der Kostendruck auf die zumeist kleinen und mittelständischen Textilservicebetriebe durch stark gestiegene Abgaben für Maut und CO2 immens gestiegen ist. Durch die hohe Liefertaktung und den konstanten Bedarf an hygienischen Textilien in Altenheimen und Pflegeeinrichtungen ist ein erheblicher Teil des Warengutes ständig in Bewegung zwischen Einsatzort und Aufbereitung in der Wäscherei. Die Dienstleister begegnen dieser Herausforderung mit ausgefeilten Logistik-Konzepten, die exakt auf die individuellen Bedürfnisse des Heims zugeschnitten sind. Durch systematisch geplante Liefertouren werden genau die benötigten Mengen zum vereinbarten Zeitpunkt geliefert und dabei verschmutzte Wäsche wieder mitgenommen. Dadurch werden Engpässe und Übermengen vermieden und eine reibungslose Versorgung sichergestellt. Jeder Schritt im Transportprozess wird sorgfältig geplant und koordiniert.
Eine hoch komplexe logistische Meisterleistung des Textilservice, sowohl was den Reinigungsprozess als auch die passgenaue Versorgung der Heime angeht.
Zauberwort „Kreislaufwirtschaft“
Der Textilservice bildet also regionale, in sich geschlossene Kreisläufe zur Wiederaufbereitung und erneuter Nutzung der Wäsche ab. Dadurch entsteht eine hohe Unabhängigkeit von globalen Lieferketten, man ist nachhaltig und ökonomisch. Der Textilservice ist ein funktionierendes Beispiel für ein kreislaufgeführtes Warenwirtschaftssystem. Das Prinzip der Langlebigkeit und Wiederverwendung ist sozusagen die DNA der Textilversorgung durch die Wäscherei – lange bevor Nachhaltigkeit in aller Munde war.
Auch wenn der Transport der textilen Güter im Straßenverkehr alternativlos ist, wird durch den Aufbau von Kooperationen und der Verdichtung von Filialnetzen der steigenden Verkehrsbelastung etwas entgegengesetzt und eine Verkürzung der Transportwege erreicht.
Klimaneutrale Antriebe sind erst im Entwicklungsstadium
Generell gilt es, den Transport, so effizient wie möglich und somit den ökonomischen Einfluss sowie den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten, das ist das Gebot der Branche. Man setzt dabei auf den Einsatz moderner und effizienter Lieferfahrzeuge, sowie auf sparsames Fahren ausgerichtete Fahrtrainings, um Treibstoffverbräuche und Luftverschmutzung zu minimieren. Auch wenn die Umsetzung noch nicht überall Realität ist, steigt das Interesse vieler Textilserviceanbieter mit den Fortschritten in der Batterie- und Wasserstofftechnologie und einem gewachsenen Umweltbewusstsein. Sie halten die Einführung alternativer Antriebstechnologien im Wäschetransport für richtungsweisend perspektivisch für einen weiteren logischen Schritt.
Spannungsfeld Transportlogistik: keine Entlastung in Sicht
Grundsätzlich erfüllen Kreislaufsysteme wie das des Textilservice zu einem hohen Grad die Anforderungen der europäischen Strategie für eine nachhaltige und kreislaufbezogene Wirtschaft. Doch gerade dort tut sich aktuell ein Spannungsfeld auf, da der bestehende Kostendruck auf die zumeist kleinen und mittelständischen Textilservicebetriebe wächst.
In den vergangenen Jahren führten eine Reihe von Faktoren zu erheblichen Schwankungen und letztendlich zu Steigerungen der Kosten für Personal, Textilien, Wasser und Energie. Zusätzlich führte die Ausweitung der Mautpflicht für Lastkraftwagen für Textilserviceunternehmen zu neuen Belastungen. Das förderungswürdige Modell von langlebigen Mehrwegtextilien wird dadurch zunehmend auf eine harte Probe gestellt.
FAZIT
Mit effizienten Transportprozessen, innovativen Technologien und einer nachhaltigen Transportstrategie tragen Textilserviceunternehmen nicht nur dazu bei, die Versorgungssicherheit von Einrichtungen im Pflegebereich zu gewährleisten – sie haben sich zudem als ein Vorzeigemodell der Kreislaufversorgung etabliert. Trotz dieser Vorbildfunktion sind sie von gesetzlich bestimmten Kostensteigerungen stark betroffen. Entscheidungsträger in der Politik müssen die Auswirkungen ihrer Maßnahmen auf die Kreislaufwirtschaft und auf die regionalen Wirtschaftsstrukturen besser berücksichtigen und ebensolche Systeme stärker fördern und wertschätzen.
Der Artikel ist in der Ausgabe 02/2024 zu finden.