von Dr. Anna Kristina Witte und Dr. Marcus Grohmann (HTK Hygiene Technologie Kompetenzzentrum GmbH)

Besucher spielen eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Bewohner von Seniorenheimen und Pflegeeinrichtungen. Sie tragen dazu bei, eine unterstützende und menschenwürdige Umgebung in der Einrichtung zu schaffen. Einsamkeit und soziale Isolation sind in Pflegeeinrichtungen oft Herausforderungen, die durch Besuche gemildert werden können. Besuchsregelungen sollten damit so gestaltet sein, dass sie die Bedürfnisse der Bewohner respektieren und gleichzeitig die Sicherheit und Gesundheit aller Beteiligten gewährleisten.

Immunseneszenz – Was bietet Hilfe?

Ein Aspekt bei Sicherheit und Gesundheit ist der Infektionsschutz, da Bewohner mit zunehmendem Alter ein erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten haben. Das Immunsystem unterliegt im Laufe des Lebens Veränderungen. Immunseneszenz beschreibt den Zustand, in dem das Immunsystem im Alter weniger effizient auf Infektionen und Krankheiten reagieren kann. Immunseneszenz spielt eine Rolle bei der Anfälligkeit älterer Menschen für Infektionen, die Schwere von Krankheitsverläufen und die Wirksamkeit von Impfungen im Alter. Es ist ein komplexer Prozess, der durch genetische, umweltbedingte und lebensstilbezogene Faktoren beeinflusst wird. Wenn die Abwehrmechanismen nachlassen, wird die Hygiene zur Vermeidung von Infektionen in vielen Bereichen in Altenpflegeeinrichtungen umso wichtiger. Das wurde gerade während der Corona-Pandemie deutlich, in der viele ältere Menschen stark betroffen waren. In der Gruppe der über 80-Jährigen starben mehr als doppelt so viele Menschen im Zusammenhang mit Corona als in der Gruppe der 60 – 79-Jährigen und mehr als zehn Mal so viele wie in der Gruppe der 35 – 59-Jährigen (Stand Dezember 2023). Die Pandemie hat daher auch die Besucher von Pflegeeinrichtungen deutlich in den Fokus gestellt und das Spannungsfeld zwischen Besuchsmöglichkeiten und Infektionsschutz aufgezeigt.

„Wissenschaftliche Publikationen haben gezeigt, dass Händehygiene bei Besuchern eher selten praktiziert wird und dass diese deutlich gesteigert werden kann.“

Auch vor der Pandemie sahen Besucherregelungen oft vor, dass Besuche bevorzugt angemeldet werden und das Personal sollte die Besucher auf Hygienemaßnahmen hinweisen. Die Umsetzung blieb jedoch oft weit hinter den Erwartungen zurück. Allerdings wurde während der Pandemie zunehmend erfolgreich durchgesetzt, dass alle Besucher verpflichtet sind, sich die Hände zu desinfizieren, eine Maske zu tragen und bei Bedarf einen negativen SARS-CoV-2 Antigentest vorzuweisen. Die essenziellen Besuchsmöglichkeiten waren sogar teilweise kaum umsetzbar. Nach dem Auslaufen der Corona Maßnahmen hat sich der Fokus wieder normalisiert, aber manche Besucher haben aus dieser Erfahrung ihr Verhalten angepasst: Sie praktizieren Händehygiene, tragen eine Maske, wenn sie Krankheitssymptome verspüren oder verschieben ihren Besuch um ein paar Tage, wenn eines der Kinder aus der Kita eine neue Erkältung mit nach Hause gebracht hat. Um auch weiterhin unsere Angehörigen zu schützen, sollten wir die Sensibilisierung aus der Corona-Pandemie mitnehmen und Aufklärung als Infektionsprävention bei Besuchern betreiben.

Grundpfeiler guter Hygiene

Zwei hände in einer Fluoreszenzanalyse

Foto: HTK Hygiene Technologie Kompetenzzentrum GmbH

Zu den wichtigsten Hygieneaspekten gehören Händehygiene, Flächendesinfektion, Aufbereitung von Medizinprodukten und Lebensmittelhygiene. Gerade der Einfluss der Händehygiene auf nosokomiale Infektionen ist erheblich. Dabei handelt es sich um Infektionen, die Menschen während ihres Aufenthalts in Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen erwerben und die zu einem großen Teil über die Hände übertragen werden. Daher kann eine korrekte Durchführung der Händehygiene dazu beitragen, ihre Verbreitung zu reduzieren.

Wissenschaftliche Publikationen haben gezeigt, dass Händehygiene bei Besuchern eher selten praktiziert wird und dass diese durch geeignete Interventionen wie verbale Aufklärung oder Hinweisschilder deutlich gesteigert werden kann. Zusätzlich sollten ausreichend Möglichkeiten für Händedesinfektion zur Verfügung gestellt und darauf aufmerksam gemacht werden. Denn Händehygiene dient nicht nur zum Eigenschutz, sondern vor allem zum Schutz anderer.

Innovationen als Ansporn zur Händehygiene

Man findet in dem Bereich der Händehygiene auch viele Hygieneinnovationen: Automatische Monitoringsysteme des Desinfektionsmittelverbrauchs und der Desinfektionsereignisse gibt es von verschiedenen Anbietern. Ein weiteres Beispiel ist die visuelle Darstellung der korrekten Händedesinfektion mittels UV-Licht oder Farbstoff. Gerade die letztgenannten Tools können für Besucher interessant und erkenntnisreich sein, denn es gibt Stellen an den Händen, die häufig bei der Desinfektion unbemerkt vergessen werden (Fingerspitzen, zwischen den Fingern). Ein einfaches Feedback, das eine große Wirkung entfalten kann. Innovationen sollen dazu beitragen, die Einhaltung von Hygienemaßnahmen zu verbessern und die Verbreitung von Krankheitserregern zu minimieren. Das HTK Hygienetechnologie Kompetenzzentrum begleitet die Einführung und Evaluation solcher Tools im realen Umfeld, um herauszufinden, welchen Einfluss sie auf den Infektionsschutz haben können. Es möchte dabei unterstützen, die Hygiene nachhaltig zu verbessern!

Der Artikel ist in der Ausgabe 01/2024 zu finden.

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