von Monika Hammerla

 Kommunizieren ist ein elementares Bedürfnis eines jeden Menschen. Wir sprechen mit unserem Gegenüber, verstehen und antworten.

Bei Menschen mit der Diagnose Alzheimer treten Wortfindungsstörungen schon früh auf. In der Frühphase der Krankheit sollten einige Grundregeln beachtet werden. Seien Sie authentisch, Menschen mit Demenz haben feine Antennen, oder besser gesagt, das Gefühl wird nicht dement. Bei Druck und zu viel Forderung kann eine Abwehr entstehen. Abwehrverhalten erzeugen in den meisten Fällen Pflegende.

Eine ruhige Umgebung tut gut und erleichtert die Kontaktaufnahme. Grundsätzlich gilt für Angebote in Gruppen, Mahlzeiten oder bei Einzelkontakten Störgeräusche auszuschalten. Schon in der Frühphase einer Demenz können sich Menschen mit Demenz schlechter konzentrieren. Oft gut gemeinte Unterhaltung der Pflegekräfte, TV oder Radio anschalten, lässt Menschen mit Demenz nervös werden.

Dementen auf Augenhöhe begegnen

Druck erzeugt Gegendruck – je mehr Maßregelungen, Korrekturen, offene, laute Kritik auf Menschen mit Demenz ausgeübt werden, desto mehr reagieren sie mit Gegenwehr. Statt dessen hilft es, ruhig zu bleiben, Geduld mit dem Umstand zu haben, etwas anders zu umschreiben und abzuwarten.

Wichtig ist die richtige Kontaktaufnahme, d. h. ich stelle Blickkontakt her. Schaut mich mein Gegenüber an, kann ich mit dem Sprechen anfangen. Die Sprache ist laut, deutlich und freundlich. Meine Sätze sind kurz und ich warte auf eine Antwort. Je nach Ressourcen der Menschen ist oft noch eine Antwort oder eine Umschreibung möglich.

Haben Demente Hilfsmittel wie Brillen und Hörgeräte, sollten diese regelmäßig verwendet werden. Werden z. B. Hörgeräte nicht von Anfang an regelmäßig eingesetzt, so gewöhnt sich das Gehirn nicht mehr an Nebengeräusche. Für den Betreffenden ist es dann eine Qual in einer geselligen Gemeinschaft zu sitzen. In der Spätphase einer Demenz werden Hörgeräte nicht mehr akzeptiert, hier berät der Akustiker.

 Die Kommunikation mit Demenzkranken

Im Verlauf der demenziellen Erkrankung tritt ein zunehmender Verlust bisher gewohnter kommunikativer Fähigkeiten ein. In den Phasen der Demenzerkrankung bedeutet dies:

  • Wortfindungsschwierigkeiten, die die Fähigkeit zu formulieren mindern und damit das Ausdrucks- und Argumentationsvermögen beeinträchtigen
  • Verminderung der Fähigkeit zur Herstellung logischer Zusammenhänge
  • Wegfallen von Kontrollmechanismen und in der Folge Neigung zu Kraftausdrücken
  • Verlust des Vermögens, ganze Sätze sinnvoll zu bilden
  • Totalverlust der Sprache

Wichtig:

Für eine angemessene Pflege und Betreuung ist es unerlässlich, dass die mit der Pflege und Betreuung betrauten Personen sich dieser Tatsache bewusst sind. Aus diesem Bewusstsein folgt die Erkenntnis, dass es für die Pflegeperson erforderlich ist, ihre Kommunikation mit dem Erkrankten an dessen Fähigkeiten bzw. Defizite anzupassen. Die Erwartung, eine vom Umgang mit Gesunden gewohnte Kommunikation führen zu können, führt bei Erkrankten nach und nach zur Überforderung mit entsprechender Aggression oder Resignation und bei Pflegepersonen zu Frustration.

Wichtige Merkmale der Kommunikation mit Demenzkranken:

Sprachlicher Umgang

  • Grundbemühung um funktionierenden Austausch
  • Verständlichkeit durch langsames Sprechen und ausreichende Lautstärke
  • Bilden kurzer Sätze
  • Verwenden von konkreten Begriffen
  • Vermeiden von Pronomen wie “er, sie, es, wir, ihr, sie“ und genaues Benennen von Personen und Dingen
  • Zeit zum Verstehen einräumen
  • Überprüfen des Verständnisses beim Erkrankten
  • Bereitschaft zum (mehrmaligen) Wiederholen des Gesagten
  • Eingehen auf Äußerungen des Erkrankten und Hilfen bei der Formulierung
  • Widersprüche in den Aussagen des Betroffenen möglichst übergehen
  • Ernstnehmen von subjektiver Wortbedeutungsverwendung
  • Themenwechsel mit langsamem Übergang vollziehen

Nichtsprachlicher Umgang

  • Unterstützung des Austausches durch nonverbale Elemente, z. B. bei Ansprache, Berührung und Blickkontakt
  • Erreichen des Kranken auf möglichst vielen sensorischen Ebenen (akustisch, optisch, taktil)
  • Ermöglichen angenehmer Sinneserfahrungen, z. B. Duft, Helligkeit, Wärme
  • Bedachtsamkeit im körperlichen Umgang (vorsichtige Berührung mit langsamem Verstärken)
  • Angenehme, lebendige und fürsorgliche Gesprächsatmosphäre durch beruhigendes Sprechen, Sprechposition auf gleicher Augenhöhe, Augenkontakt, zugewandte Haltung und Gestik, freundliche Mimik
  • Bereitschaft zum Herstellen der Gemeinsamkeit, z. B. gemeinsame Heiterkeit, Lachen

In der nächsten Ausgabe erfahren Sie, wie Sie im Detail Ihre Kommunikation verbessern können, um ein würdevolles Miteinander bis zum Lebensende zu gestalten.

Literatur: „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ und „Der Alltag mit demenzerkrankten Menschen“

 

Kurzinfo

Frau Monika Hammerla - Foto: privat

Monika Hammerla – Foto: privat

Monika Hammerla, Fachpflegekraft für Gerontopsychiatrie und Geriatrische Rehabilitation, Therapeutin für Gedächtnistraining, Fachkraft für Palliativ Care, Autorin „Der Alltag mit demenzerkrankten Menschen“, BoD. „Seniorenaktivierung kompakt, 100 Tipps zur Mundpflege“, „Bewegen ist Leben“ – Schlütersche Verlagsbuchhandlung, „Qualitätsmerkmal Beziehung“ – Schlütersche Verlagsgesellschaft, Auditorin FQA a.D.

Der Artikel ist in der Ausgabe 02/2024 zu finden.

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