Die kürzlich in Kraft getretene Tarif-Treue-Pflicht fordert nun die tarifliche Bezahlung des Pflegepersonals. Ein Grund zur Freude also – oder? „Tatsächlich werden künftig horrende Kosten auf die Altenheime, Pflegeheime und auch auf ambulante Pflegedienste zukommen“, sagt Max Grinda. Herausforderungen, die Pflegebetriebe in die Knie zwingen.

„Die Altenheime versuchen schon selbst, so viele Einsparmöglichkeiten wie möglich umzusetzen. Das ist jedoch nur bis zu einem gewissen Grad möglich. Wir befinden uns in einer Abwärtsspirale, aus der viele Altenheime nur schwer wieder herauskommen“, sagt Max Grinda. Er ist Unternehmensberater und Recruiting-Spezialist mit Fokus auf Pflegebetriebe. Im Folgenden hat er zusammengefasst, wie sich die Situation in Alten- und Pflegeheimen künftig entwickeln wird und was damit auf alle Beteiligten zukommt.

Tarifliche Bezahlung in Pflegeeinrichtungen: Fluch und Segen zugleich?

Die nun beschlossene Tarif-Treue-Pflicht, die Alten- und Pflegeheime dazu verpflichtet, ihre Mitarbeiter tariflich zu bezahlen, sollte eigentlich ein Grund zur Freude sein. Doch ganz so einfach ist es nicht. „Tatsächlich ist es so, dass die jährlichen Pflegesatzverhandlungen in den meisten Fällen bereits geführt wurden. Das Problem dabei ist, dass diese nur einmal jährlich stattfinden. Die Folge: Alten- und Pflegeheime müssen erst einmal in die eigene Tasche greifen und Vorfinanzierungen leisten, bevor sie mit einer Refinanzierung rechnen können“, sagt Experte Max Grinda.

Preistreiber Inflation – immense Kosten in allen Bereichen

Neben der Vorfinanzierung der tariflichen Bezahlung, müssen Pflegebetriebe auch an anderer Stelle mit horrenden Kosten rechnen. Die Preise steigen und die Inflation betrifft nahezu jeden Lebensbereich. So machen auch die gestiegenen Energiekosten den Pflegebetrieben zu schaffen. Die Heizung beispielsweise um einige Grad nach unten zu regulieren, kommt nicht in Frage. Schließlich frieren alte und kranke Menschen schneller und benötigen damit eine gewisse Grundwärme. Einsparungen sind damit an dieser Stelle nicht möglich. Es stehen zwar auch hier feste Verhandlungen mit den Pflegekassen hinsichtlich der Refinanzierung der Energiekosten aus, doch mit großer Erleichterung ist hier nicht zu rechnen. „Wenn nämlich beispielsweise 30 Cent pro Kilowattstunde refinanziert werden, die Kilowattstunde aufgrund der gestiegenen Energiekosten aber bei 35 oder 40 Cent liegt, müssen Heimbetreiber auch hier die Mehrkosten erst einmal selbst tragen oder zumindest vorfinanzieren“, so Max Grinda.

Ebenso betroffen sind Bereiche wie gestiegene Kosten für die Wäscherei, die Hausreinigung oder auch Versorgungskosten für Lebensmittel, Verbandsmaterial und dergleichen. Das Problem: Kein Heimbetreiber weiß, wie und wann er seine Kosten refinanziert bekommt. Die finanzielle Last muss damit von den Pflegebetrieben selbst getragen werden. Damit wiederum schrumpft die Wirtschaftlichkeit der Pflegebetriebe massiv. „Wer die letzten Jahre nicht gut gewirtschaftet hat, wird darum früher oder später von größeren Trägern aufgekauft werden oder gar in die Insolvenz rutschen“, erklärt der Experte. Ein Warnsignal für alle Heimbetreiber.

Pflegekosten auf die Bewohner umlegen?

Die Folge der steigenden Kosten liegt auf der Hand: Pflege- und Heimkosten müssen langfristig steigen, um die Qualität und auch die Heime selbst aufrechtzuerhalten und die Verpflegung sicherstellen zu können. Doch die Kosten eins zu eins auf die Bewohner umzulegen, ist keine Lösung. So ist es nicht möglich, die Heimentgelte einfach zu steigern. Schließlich gibt es viele Pflegebedürftige, die sich einen Heimplatz unter diesen Umständen nicht mehr leisten können. Neben den offensichtlichen Nachteilen, die sich daraus für die Betroffenen ergeben, haben auch die Pflegebetriebe daran zu knabbern. Kann sich ein Pflegebedürftiger und seine Angehörigen die Versorgung nicht mehr leisten, geht er als Bewohner verloren. In der Folge muss ein neuer Bewohner nachkommen, der sich die gestiegenen Kosten leisten kann. Andernfalls gibt es hier abermals Einschnitte in die Wirtschaftlichkeit und auch den Umsatz der Pflegeeinrichtungen. Bei gemeinnützigen Unternehmen ist diese Schwierigkeit ungleich höher, da diese weder Gewinne noch Rücklagen grundlos bilden können und dürfen. Eine Abwärtsspirale also.

Recruiting als Ausweg

„Umso wichtiger ist es nun, sein Personal optimal aufzustellen und alle Energie in Sachen Recruiting zu bündeln“, mahnt Max Grinda. „Wenn an anderer Stelle keine Einsparungen möglich sind, gilt es, sich zumindest in diesem Bereich umzustellen und unnötige Kosten für erfolglose Maßnahmen und Leiharbeiten zu eliminieren.“ Fällt ein Mitarbeiter kurzzeitig wegen Krankheit aus, gilt es diese Stelle direkt zu besetzen. Pflegebetriebe greifen hier in den meisten Fällen auf Leiharbeiter zurück, die mit hohen Kosten verbunden sind. Doch statt in Leiharbeit zu investieren, sollten sich Pflegebetriebe einen Bewerberpool aufbauen, der es ermöglicht, Vakanzen unverzüglich zu besetzen.

Hier gilt es, in erfolgversprechende Maßnahmen zu investieren. „Kosten für Zeitungsannoncen oder Radiowerbung sollten in jedem Fall eingespart und in gewinnbringendes Recruiting im Bereich Social Media investiert werden“, so der Experte. Zwar sind die Kosten für Social Recruiting für die meisten Heimbetreiber nicht greifbar, doch seien sie in Relation meist geringer als gedacht. Schließlich ist es hier möglich, das Recruiting zielgruppenspezifisch auszuspielen und so qualifizierte Bewerbungen zu generieren. Die anfangs immens erscheinenden Kosten werden langfristig und heruntergerechnet nicht nur weitaus geringer ausfallen als befürchtet, sie werden sich auch in jedem Fall lohnen.

Kurzinfo

FM Recruiting:

Die Branchen-Experten Max Grinda und Felix Hahnewald sind die Geschäftsführer der Agentur FM Recruiting. Ihre Leistungen unterstützen Pflegeunternehmen dabei, dem sich zuspitzenden Fachkräftemangel zuverlässig zu trotzen und planbar mehr qualifizierte Bewerbungen aus ihrer Region zu erhalten. Hierfür nutzen die Spezialisten ihre bewährte 4S-Methode.

Weitere Informationen dazu unter: https://fm-recruiting.de/

Der Artikel ist in der Ausgabe 01/2023 zu finden.

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