Warum Pressearbeit für Seniorenheime sinnvoll ist
von Silke Blumenröder
Die Filderstädter Wohngemeinschaft für Senioren (WGfS) schafft es regelmäßig in die Schlagzeilen. Doch im Gegensatz zu Mitbewerbern, die eher mit negativen Meldungen in den Medien erwähnt werden, sind die Berichte über das 250-Mitarbeiter starke Unternehmen durchweg positiv. Fachmagazine berichten über betriebliches Gesundheitsmanagement anhand eines Praxisbeispiels aus der WGfS. Auf Online-Portalen können Leser einen Tag in einer Demenz-WG miterleben oder ein von Auszubildenden selbst produziertes Video betrachten.
„Es war und es ist viel Arbeit, sich stets weiterzuentwickeln und dahin zu kommen, wo wir heute sind“, sagt Rosemarie Amos-Ziegler, die vor gut 30 Jahren mit einem „Ein-Frau-Betrieb“ in der ambulanten Pflege begann. „Deshalb ist uns wichtig, dass unsere Leistung öffentlich wahrgenommen wird.“ Unterstützt wird die 57-Jährige bei Ihrer Öffentlichkeitsarbeit von einer Agentur für Kommunikationsberatung. „Wir sind Profis, wenn es um die Pflege geht, für die Pressearbeit haben wir uns professionelle Unterstützung geholt.“ In der mehr als sechsjährigen Zusammenarbeit habe es gut 200 Veröffentlichungen in Tageszeitungen, Fachmagazinen und auf Online-Portalen gegeben, berichtet die Inhaberin stolz. Unter anderem auf ihre regelmäßige Pressearbeit führt Amos-Ziegler es zurück, dass ihre Einrichtung mittlerweile zu den größten Pflegeunternehmen in der Region zählt und regelmäßig Auszeichnungen erhält.
Eine These, der auch Michael Sudahl zustimmt. Der Kommunikationsberater unterstützt die Sozialservice-Gesellschaft (SSG) des Bayerischen Roten Kreuzes in der Öffentlichkeitsarbeit. So hat es die SSG, die 26 Seniorenwohnheime betreibt und rund 2700 Mitarbeitern beschäftigt, im vergangenen Jahr mehr als 50 Mal in die Medien geschafft. Neben Beiträgen zum Plätzchenbacken mit Kindern oder über die Verabschiedung einer Mitarbeiterin nach 21 Dienstjahren, waren auch die Integration von Geflüchteten oder Kooperationen mit Kindertagesstätten Themen. „Ohne aktives Zutun schaffen Seniorenheime es selten in Tageszeitungen oder Fachmagazine“, sagt der Journalist.
Betreibern von Pflegeeinrichtungen, die ihre Pressearbeit intensivieren wollen, gibt Sudahl diese drei Tipps:
1. Mit guten Geschichten auf Redakteure zugehen
„Journalisten sind immer auf der Suche nach guten Geschichten“, weiß der 45-Jährige. Wichtig dabei: Die Meldung muss einen lokalen Bezug haben, um es in die Tageszeitung zu schaffen. Ist die Story zudem lesergerecht geschrieben, also für Senioren, steigen die Chancen weiter. Wer es überdies schafft, etwas „Neues“ zu berichten, der habe gute Chancen auf eine Veröffentlichung. Gern gelesene Geschichten seien auch Artikel über Therapie-Hunde in der Pflege oder Servicestrecken, wie der Umgang mit Demenzkranken. Wovon Sudahl abrät, sind Massenaussendungen von Pressemitteilungen. „Im schlechtesten Fall verärgert das Redakteure, weil weder Anlass noch Adressat passen.“ Besser sei ein Anruf beim Lokalredakteur, um mit ihm zu klären, ob etwa der wöchentliche Besuch eines Ehrenamtlichen, der mit seinem Akkordeon die Bewohner unterhält, einen Beitrag wert wäre.
2. Laden Sie Pressevertreter ein
Sommerfest, Konzert, Autorenlesungen, ein Tag mit Kindergartenkindern… viele Seniorenheime öffnen regelmäßig ihre Türen. „Laden Sie dazu lokale Medienvertreter ein“, empfiehlt Sudahl. Kommt trotz Einladung keiner vorbei, schießen Sie ein Foto von der Veranstaltung, auf dem am besten maximal fünf Personen in Aktion zu sehen sind. Senden Sie dieses, mit einem kurzen Nachbericht, an den zuständigen Redakteur. Achten Sie darauf, dass im Text die W-Fragen beantworten werden (Wer, was, wann, wie, wie viele, warum, woher). Mit etwas Glück schreibt der Pressekollege eine Meldung, die in einer der nächsten Zeitungsausgaben veröffentlicht wird.
3. Haben Sie Geduld
„Wer Pressearbeit nutzen will, um auf seine Pflegeeinrichtung aufmerksam zu machen, braucht viel Zeit und Geduld“, betont Sudahl. Es könne einige Wochen oder Monate dauern, bis eine PR-Strategie Erfolge zeigt. Pressearbeit mache daher nur Sinn, wenn Sie langfristig angelegt sei. „Der einmalige Versuch wird Sie nicht weiterbringen. Wichtig ist Kontinuität.“ Einmal abgelehnt heißt nicht, dass ein Thema für alle Zeiten „gestorben“ ist. Vielleicht waren an diesem Tag einfach nur andere Meldungen wichtiger. Scheuen Sie sich nicht nachzufragen, wenn Sie keine Antwort erhalten. Im direkten Dialog mit dem Lokalredakteur lässt sich oft klären, welche Nachrichten eine Redaktion zu welchem Zeitpunkt bringt – und welche nicht.
Der Artikel ist in der Ausgabe 02/2019 zu finden.