von Reiner Huthmacher
Zufriedene Mitarbeiter sind engagiert, produktiv und loyal. Gerade auch Pflegeheime tun gut daran, diese Zeichen richtig zu deuten und sich als attraktive Arbeitgeber zu präsentieren. Das funktioniert heute nicht mehr allein über das Mitarbeitergehalt. Folgende fünf Hinweise lassen Mitarbeiterbindung und -gewinnung zur Kür werden.
1. Eine inspirierende Arbeitsatmosphäre schaffen
Die Unternehmenskultur ist Basis aller weiteren Maßnahmen. Sie ist mitentscheidend für die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens. Gemeinsame Werte, Ziele und Utopien motivieren, wenn sie geteilt und gelebt werden. Dies gelingt durch gute Kommunikation. Für die Leitung von Pflegeheimen bedeutet das, die Nähe der Arbeitnehmerschaft durch Einbeziehung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu suchen, z. B. mittels Umfragen. Anregungen und Vorschläge der Arbeitnehmer sollten immer dankbar entgegengenommen und wohlwollend geprüft werden. Sie sind gerade bei Pflegekräften ein Zeichen für Engagement und gelungene Identifikation mit Unternehmenszielen und wollen gewürdigt werden.
2. Fortbildung und persönliches Wachstum fördern
Gerade Menschen in Sozialberufen, die etwas aus ihrem Leben machen wollen, wünschen sich für diese Zeit ihres Lebens Möglichkeiten für persönliches Wachstum. Wache Unternehmer erkennen dies. Sie fördern Mitarbeiter durch Fort- und Weiterbildungen. Hierfür sollte mit jedem Mitarbeiter ein persönlicher Entwicklungsplan entworfen werden. Die gemeinsam ermittelten Stärken und Schwächen helfen, die passenden Schritte zur Erreichung beruflichen Wachstums zu realisieren.
Pflegeheime sind gut beraten, interessante und sinnvolle Schulungen, Workshops, Präsenz- und Onlineseminare und Weiterbildungen anzubieten. Dies schafft Vertrauen in das Wohlwollen der Unternehmensleitung. Gerade für Pflegekräfte besteht neben fachlichem Weiterbildungsbedarf großes Interesse an Kursen für persönliches Zeitmanagement, Burnout-Prophylaxe oder psychologische Themen.
Es lohnt sich, Mitarbeiter auf hohem Kompetenzniveau zu halten. Nachschulungen bei zu spät erkannten Defiziten kommen nicht mehr rechtzeitig und ziehen negative Nebeneffekte nach sich.
3. Anerkennung vermitteln über den Lohn hinaus
Für Menschen in Sozialberufen besteht der Mehrwert ihrer Arbeit oft aus Anerkennung. Auf Befragen sagen gerade Menschen in Pflegeberufen, dass ihnen solche Zuwendungen an ihrem Arbeitsplatz am meisten fehlen: Sie sind hungrig nach Lob und Anerkennung. Diese Art der Wertschätzung kostet nichts und bewirkt viel. Sie ist aber nur glaubhaft, wenn sie auch wahrhaftig und authentisch in die bereits erwähnte positive Unternehmenskultur eingebettet ist.
Es spricht in einem solchen Kontext nichts gegen zusätzliche Gratifikationen, Bonuszahlungen, Vergünstigungen und Zuzahlungen durch den Arbeitgeber. Belohnungen dieser Art können nach Unternehmenszugehörigkeit gestaffelt angeboten werden und den Bedürfnissen des jeweiligen Mitarbeiters entsprechen. Viele Unternehmen lassen ihre Belegschaft wählen, ob sie beispielsweise ein Jobticket für den öffentlichen Nahverkehr, einen Zuschuss für ein Fitnessstudio oder eine betriebliche Altersvorsorge bevorzugen. Besonders wirksam und das gerade auch in den Gesundheitsberufen sind arbeitgeberseitige Angebote, die auf die Gesundheit der Belegschaft einzahlen und die Botschaft “Uns liegt die Gesundheit der Belegschaft am Herzen!” aussenden. Das Wissen über derartige steuerlich geförderte Angebote wie z. B. eine betriebliche Krankenversicherung ist nur sehr rudimentär vorhanden und gerade hier liegt der Schüssel zum Erfolg, denn auf Platz zwei in der Beliebtheitsskala deutscher Belegschaften steht das Thema ”Gesundheitsfürsorge”.
4. Arbeit und gutes Leben zusammenbringen
Für viele Arbeitnehmer bringt es die inzwischen geläufige Formulierung der Work-Life-Balance auf den Punkt: Das bedeutet, dass Berufs- und Privatleben in einem guten Verhältnis stehen und sich wechselseitig fördern.
Moderne Arbeitgeber verstehen und unterstützen dies: Wer zufrieden von der Arbeit nach Hause kommt, wird beispielsweise dann auch in seiner Familie aufgehen. Wer sich in seiner Freizeit wohlfühlt, wird motiviert und kraftvoll an seinem Arbeitsplatz wirken. Gestaltbare und flexible Arbeitszeitmodelle, Home-Office (wenn möglich), Teilzeitarbeit und Kernarbeitszeiten sind Gestaltungselemente, die für eine gute Work-Life-Balance förderlich sind. Gute Regelungen für Pausen und Urlaub sind für Motivation, aber auch die Gesundheit der Arbeitnehmer wichtig. Diese Aspekte umzusetzen ist sicherlich in einem mittelständischen Unternehmen leichter als in Pflegeheimen. Oft loten diese ihre Möglichkeiten der mitarbeiterfreundlichen Gestaltung aber nicht aus. Die hohe Zahl an Krankheitstagen und Fällen von Burnout gerade in diesen Bereichen sollte den Entscheidern zu denken geben und Mut zu Innovationen in skizzierter Richtung machen.
5. Sinn stiften über den Broterwerb hinaus
Viele Menschen empfinden heute Bereiche in ihrem Leben als zu wenig sinnerfüllt. So suchen sie ihren Sinn in entsprechenden Aufgaben an ihrem Arbeitsplatz. Weitsichtige Unternehmer erkennen diesen Bedarf und geben über den reinen Broterwerb hinaus Anreize, sinnstiftend zu wirken. Hoch im Kurs sind assoziierte gemeinnützige Projekte für soziales Engagement. Solche Tätigkeiten bewirken, etwas zurückgeben zu können und sich als sinnvolle Akteure zu fühlen. Ähnliche Wirkung haben mögliche Wechsel in verschiedene Abteilungen des Unternehmens. Diese mögliche Abwechslung wird gerade in Pflegeberufen als sinnvoll und wohltuend empfunden.
Ein Ausblick: Mitarbeiterbindung ist ein lohnendes Unterfangen
Wenn ein Unternehmen erfolgreich Mitarbeiter binden und neu gewinnen will, ist dies nicht mit ein paar isolierten Maßnahmen zu erreichen. Die genannten fünf Maßnahmen greifen ineinander, bedingen sich zum Teil und stellen ein Gesamtpaket dar, das Mitarbeiter prüfen können und als stimmig empfinden werden. So ist bewegende Musik auch nicht in einigen Noten verpackt, sondern kommt durch die gesamte Komposition und ein Orchester mit Dirigenten zum Klingen. Die Erfahrung zeigt: Mögen genannte Maßnahmen zunächst aus Unternehmersicht aufwändig und ungewohnt erscheinen, sie werden schon nach einiger Zeit für einen lohnenden Ertrag sorgen, auch im schwierigen Arbeitsfeld der Pflege.
Kurzinfo
Reiner Huthmacher ist seit mehr als 30 Jahren Unternehmer und Geschäftsführer mit umfassender Expertise in der Personal- und Versicherungsbranche. Als Entwickler des Spezialkonzeptes “Das kleine 1 x 1 der Mitarbeiterbindung und Mitarbeitergewinnung” und Bezirksdirektor der Gothaer Versicherung wird er als Vortragsredner häufig gebucht und hat schon in zahlreichen Betrieben in ganz Deutschland für mehr Motivation und Begeisterung in den Belegschaften und sogar dafür sorgen können, dass Bewerber weitere Bewerber geworben haben!
Kontakt: https://www.fachkraeftemagnet.net
Der Artikel ist in der Ausgabe 02/2024 zu finden.