DEWU Deutscher Wundkongress & Bremer Pflegekongress im Mai 2019

von Janne Addiks

Personalrückgang im Berufsfeld, Arbeitsverdichtung auf Kosten der Pflegenden und zu wenige Auszubildende aufgrund des schlechten Berufsbildes in der Gesellschaft – der Dauerpflegenotstand in Deutschland hat Spuren hinterlassen. Daher soll im Rahmen des 14. Bremer Pflegekongresses das Thema „Herausforderung: Zukunft der Pflege“ diskutiert werden. Der Kongress findet gemeinsam mit dem DEWU Deutschen Wundkongress von Mittwoch bis Freitag, 8. bis 10. Mai 2019 in der Messe Bremen und im Congress Centrum Bremen statt. Rund 4.500 Teilnehmer, darunter Experten aus Behandlung und Forschung sowie Pflegende, Mediziner und Mitarbeiter aus der Gesundheitsbranche treffen hier aufeinander.

Foto: MESSE BREMEN - Jan Rathke

Foto: MESSE BREMEN – Jan Rathke

Mit neuen Ideen und Reformen ein Zeichen setzen

„Das Thema Zukunft in der Pflege ist heutzutage relevanter denn je. Mit diesem Schwerpunktthema möchten wir beim Bremer Pflegekongress ein Zeichen setzen. Bessere Aussichten für den Beruf können nur durch neue Ideen, berufspolitisches Engagement und vor allem durch politische Reformen realisiert werden“, sagt Kordula Grimm von der Messe Bremen. In anderen Ländern gibt es bereits erste erfolgreiche Ansätze dafür: Allen voran die stärkere Anerkennung des Berufs, darüber hinaus wird ein größerer Handlungsspielraum für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geboten. Eine Beteiligung der Pflegenden an Entscheidungen und die Möglichkeit der Selbstorganisation und
-verantwortung sind hier ebenfalls bereits stärker gegeben.

Zukunftsfähige und hochwertige Pflegeausbildung

Um den Beruf überhaupt ausüben zu dürfen, bedarf es einiger Grundvoraussetzungen. In anderen Ländern gibt es bereits neue Ansätze: So wurde zum Beispiel das Bildungsniveau angehoben und eine höhere Grundqualifikation vorausgesetzt. In Deutschland packt man das Problem nun an der Wurzel. Mit der Verkündung des Pflegeberufegesetzes wurde 2017 der Grundstein für eine zukunftsfähige und qualitativ hochwertige Pflegeausbildung gelegt. Ab 2020 können Interessierte in entsprechenden Bildungsstätten neue Pflegeausbildungen beginnen. Beim Bremer Pflegekongress klären Verantwortliche über die verschiedenen Möglichkeiten auf und geben Auskunft zu der Gestaltung von schulischen Lehr- und Lernangeboten sowie zum Lernen mit mobilen Endgeräten im Pflegeunterricht.

Die Fokusthemen des Bremer Pflegekongresses

In der Messe Bremen und im Congress Centrum informieren in diesem Jahr mehr als 100 Aussteller über die neuesten Entwicklungen in der Wundtherapie und Pflege. In rund 160 Sitzungen stellen Experten aus Forschung und Praxis neue Konzepte und Erkenntnisse vor. Diesjährige Fokusthemen des Bremer Pflegekongresses sind unter anderem die Berufspolitik und aktuelle Pflegekonzepte. Wie ein moderner Führungsstil in unterer oder mittlerer Führungsebene in der Pflege etabliert werden kann, das können Besucher bei einem Vortrag von Dr. Sabine Löffert, Mitarbeiterin des Deutschen Krankenhaus Instituts, erfahren. Welche präventiven Maßnahmen es für versorgende Angehörige von Menschen mit Demenz gibt, darüber berichtet unter anderem Claudia Einig vom Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen.

Ein stets aktuelles Thema in der Pflege ist die Technologie. Im Rahmen des Kongresses stellt Julia Amelie Hoppe das neueste Projekt der Universität Paderborn mit dem Titel „Orient“ vor. Die beteiligten Wissenschaftler untersuchen, inwiefern Pflegekräfte und Roboter interagieren können, um den Arbeitsalltag des Personals zu erleichtern. In Zusammenarbeit mit der Universität erfassen Pflegewissenschaftler aus Schweden, welche Informationen Patienten und Angehörige benötigen, um im eigenen Fall über den Einsatz von Pflegerobotern entscheiden zu können. Neben dem Projekt „Orient“ gibt es noch weitere Vorträge mit technischem Fokus: Experten informieren über die Digitalisierung der ambulanten Pflege sowie über die Chancen und Grenzen der neuen Technologien im Gesundheitswesen.

Neben der Technik eröffnen auch neue Pflegekonzepte Zukunftsperspektiven, die im Rahmen des Kongresses vorgestellt werden. So auch das Konzept „Buurtzorg“ aus den Niederlanden. Im Vordergrund dieses Ansatzes stehen die Mobilität und Eigenständigkeit der Menschen, die weitmöglichst bewahrt oder zurückgewonnen werden sollen. Das Prinzip: Eine Gruppe aus Fachkräften organisiert sich in einer Gemeinde oder Region selbstständig – eine Abrechnung nach Pflegeleistung gibt es nicht, sondern nach Zeit.  Liegen zu viele Aufträge vor, werden eigenständig neue Pflegekräfte eingestellt. Wie das Konzept im Detail aussieht, das können Besucher am Freitag in der Sitzung „Buurtzorg“ erfahren.

Foto: MESSE BREMEN - Jan Rathke

Foto: MESSE BREMEN – Jan Rathke

Parallel zum Bremer Pflegekongress findet der DEWU Deutsche Wundkongress statt. Hier stehen unter anderem Themen wie „Digitale Medizin“, „Therapieziele“, „Prophylaxe“, „Gesundheitspolitik“ und „Schmerz“ auf der Agenda. Die Kongressteilnehmer können an den drei Veranstaltungstagen aus einem bunten Mix von wissenschaftlichen Vorträgen und praxisnahen Workshops wählen. Im Rahmen des Kongresses wird eine Fachjury den von dem Initiative Chronische Wunden (ICW) e.V. gestifteten Deutschen Wundpreis vergeben – und dies bereits im neunten Jahr. Insgesamt werden drei Arbeiten durch die Experten ausgezeichnet.

Mehr Informationen: www.deutscher-wundkongress.de und www.bremer-pflegekongress.de.

 

Der Artikel ist in der Ausgabe 01/2019 zu finden.

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