von Dr. Patrick Kohlas

Über 900.000 vollstationäre Pflegeplätze stehen in der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung; bis zum Jahr 2030 rechnen demografische Studien mit einem Anstieg auf über 1.221.000 Betten. Hinzu kommen demografische und medizinische Erschwernisse: Durch das hohe Einstiegsalter von 84 Jahren und längerer Verweildauer in der Pflegeeinrichtung erhöht sich die Krankheitsanfälligkeit der abwehrgeschwächten Bewohner und die daraus resultierende Ansteckungsgefahr für andere Patienten, Mitarbeiter und deren Familien wächst.

Verantwortung für Mitarbeiter und Bewohner

Heim- und Hauswirtschaftsleitungen stehen in der Verantwortung, während der Kostendruck durch Kürzungen der Finanzmittel steigt. Die zunehmende Verbreitung antibiotikaresistenter Mikroorganismen und multiresistenter Keime stellen die Einrichtungen zusätzlich unter Druck. Ein oft unterschätztes Hygienerisiko geht auch von der Berufskleidung der Mitarbeiter aus, die zu Hause in der Waschmaschine aufbereitet wird. Dies ist besonders kritisch, wenn man sich vorstellt, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Rein-/Unrein-Trennung, keine desinfizierende Pflege und keine Infektionsprophylaxe beachtet werden kann. Mögliche Kontaminationen werden damit in den Privatbereich verschleppt und gefährden besonders Kinder und ältere Menschen oder Keime gelangen aus dem Privatbereich in die Gesundheitseinrichtung.

Um all diese Situationen nach Maßgaben der Hygiene kontrollieren zu können, gibt es klar formulierte Vorgaben von Seiten der Gesetzgeber, der medizinischen Dienste und Berufsgenossenschaften. Diese Vorgaben erfordern in vielen Häusern, die hauseigene Wäschereien betreiben, beträchtliche, auch zukünftig steigende Investitionen, die nicht einfach zu stemmen sind. „Investitionsstaus“ und „Wäscheaufbereitungsrisiken“ werden daher schon jetzt vielerorts beklagt. Aber letztlich geht es um nicht weniger als um die Gesundheit der Bewohner, des hauseigenen Personals und sogar dessen Familien sowie weiterer betroffener Personengruppen. Die damit einhergehende umfassende Verantwortung liegt beim Leiter bzw. der Leiterin einer Einrichtung.

Vorsicht kritische Punkte:

  • Strenge bauliche Trennung von Schmutz- und Reinwäsche
  • Behandlung der Wäsche ist mit desinfizierenden Waschverfahren durchzuführen
  • Erfolg der Desinfektion sollten regelmäßig nachgewiesen und dokumentiert werden
  • Maschinen müssen dem aktuellen Stand der Technik entsprechen

Hygienische Vollwäscheversorgung

Daher setzen viele Pflege- und Seniorenheime auf die hygienische und sichere textile Versorgung durch professionelle Dienstleister – vorrangig auf Mietbasis, die sie mit der Bereitstellung und Pflege von Textilien beauftragen. Die Vorteile des Textil Service liegen klar auf der Hand: Zertifizierte Prozesse in den Wäschereien, ein nachhaltiger Service-Kreislauf und eine ausgeklügelte Logistik sorgen für eine hygienische und sichere textile Versorgung. Die Textilen müssen nicht länger von der Einrichtung gekauft werden, sondern werden von dem Dienstleister bereitgestellt – das macht finanzielle Ressourcen frei und entlastet die Mitarbeiter. Das Kreislaufmodell des textilen Mietservice (siehe Grafik) umfasst die Beratung, Ausstattung, Pflege, Logistik sowie Qualitätskontrolle und Dokumentation bis hin zur persönlichen Ab- und Rücklieferung aus einer Hand. Das Serviceangebot beinhaltet u.a. Bettwäsche, Handtücher und Tischwäsche, kann aber auch auf individuelle Textilien wie Berufskleidung sowie die sensible Bewohnerwäsche erweitert werden.

Durch die hygienisch einwandfreie Aufbereitung und Pflege von Textilien durch den Textil Service benötigen Pflege- und Seniorenheime weniger Kapital für Anschaffung, Lagerbestände und vorzeitige Ausmusterung von Textilien. Zudem kommen sie durch die Versorgung ihrer Mitarbeiter mit Berufskleidung aus dem Textil Service ihrer Fürsorgepflicht als Arbeitgeber nach. Treten die Mitarbeiter darüber hinaus in einheitlicher Berufskleidung auf, werden sie von den Bewohnern und ihren Familien als kompetenter wahrgenommen. Das bestätigt auch die Studie der European Textile Association (ETSA).

Ressourcen schonen, Abfälle vermeiden

Für den Wirtschaftsverband Textil Service – WIRTEX basiert Nachhaltigkeit auf dem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen durch langlebige Textilien, modernster Technologie sowie effektiven Energiemanagementsystemen und Verwertungskonzepten. Die im WIRTEX zusammengeschlossenen Unternehmen setzen daher auf qualitativ hochwertige Bekleidung und Textilien, deren lange Lebenszyklen für eine hohe Umweltfreundlichkeit und Rentabilität sorgen. Zudem sind die Mitgliedsunternehmen dazu angehalten, bei Wasch- und Aufbereitungsverfahren auf höchst mögliche Umweltverträglichkeit zu achten. Erreicht wird dies durch Ressourcenschonung, technische Prozessoptimierungen in der Aufbereitung, Abfallminimierung sowie eine moderne Logistik für weniger Umweltbelastung. Des Weiteren setzt sich WIRTEX für die soziale Verantwortung seiner Mitgliedsunternehmen gegenüber Mitarbeitern als auch entlang der Lieferkette ein und engagiert sich in Kooperationen für Nachhaltigkeit – wie dem Bündnis für nachhaltige Textilien oder dem UN Global Compact. Die Kunden erhalten eine nachhaltige Dienstleistung, mit der sie eine moderne CSR-Strategie unterstützen.

Kreislauf des textilen Mietservices (Grafik: WIRTEX)

Grafik: WIRTEX

Nachhaltigkeit im Textil Service:

  • Optimierter Wasser- und Energieverbrauch

 

  • Kontrollierter Waschmitteleinsatz durch innovative Waschtechnik

 

  • Abfallvermeidung durch den Einsatz langlebiger Textilien

 

  • Normierte Qualitäts- und Umweltmanagementsysteme

Ganz egal ob Eigenwäsche oder Mietwäsche immer mehr Unternehmen und Einrichtungen setzen auf eine hygienische und sichere textile Versorgung durch professionelle Dienstleister. Das zeigen auch aktuelle Marktzahlen, die dem Branchenverband WIRTEX vorliegen: Summiert man alle Kundensegmente, ergibt sich für das Jahr 2017 ein Gesamtumsatz von 3,497 Milliarden Euro. Damit konnte sich die Branche wiederum gegenüber dem Vorjahr steigern und den kontinuierlichen Wachstumskurs nicht nur fortsetzen, sondern die Vorjahre bei Weitem übertreffen. Belief sich das Wachstum im Jahr 2015 noch auf 2,6 Prozent (3,325 Milliarden Euro) und im Folgejahr auf 1,9 Prozent (3,388 Milliarden Euro), konnte für 2017 eine Steigerung von 3,2 Prozent in der Branche erreicht werden. Und dank der stabilen deutschen Wirtschaftslage sind die Auftragsbücher der textilen Dienstleister auch weiterhin gut gefüllt.

Der Artikel ist in der Ausgabe 01/2019 zu finden.

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