von Daniela Mongillo (QM Lebenswert GbR, Literatur bei der Verfasserin)

Die Fähigkeit zur oralen Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme ist von vielen Faktoren abhängig. Ein wesentlicher Faktor ist die Mundgesundheit. Gemäß des Expertenstandards Förderung der Mundgesundheit in der Pflege (2021) vom DNQP wird folgende Definition diesbezüglich getroffen: „Die Mundgesundheit zeigt sich in der Fähigkeit ohne Einschränkungen zu kauen und zu essen, deutlich sprechen und lächeln zu können.“

Was bedeutet dies konkret?

Der physiologische Schluckakt besteht aus vier Phasen: die orale Vorbereitungsphase, die orale Phase, die pharyngeale Phase und die ösophageale Phase. Für diesen Abschnitt sind die beiden ersten Phasen von hoher Bedeutung. In der oralen Vorbereitungsphase wird die Nahrung durch das Kauen zerkleinert und eingespeichelt, bis die erforderliche Konsistenz zum Schlucken erreicht ist.

In der oralen Phase wird die schluckfähige Nahrung bzw. Flüssigkeit mithilfe der Zunge in Richtung der Pharynxwand transportiert, sodass die dritte Phase mit dem Auslösen des Schluckreflexes erfolgen kann. Durch Probleme mit der Mundgesundheit können die ersten beiden Phasen erschwert oder nicht eingeleitet werden. Laut Expertenstandard zählt u. a. folgendes zu den Problemen:

  • „Durch lockere oder fehlende Zähne, […] kann es zu Problemen beim Essen, zu schmerzhaften Druckstellen oder Entzündungen im Mundbereich kommen“. Die Folge sind Kauprobleme.
  • Im höheren Lebensalter treten Rückbildungen des Zahnfleisches und der Zahnhälse, freiliegende Zahnwurzeloberflächen, Zahnverschleiß und vermehrt Entzündungen auf.
  • Nebenwirkungen von Medikamenten wie z. B. blutgerinnungshemmende Mittel, Medikamente gegen Epilepsie, blutdrucksenkende Medikamente, Antidepressiva, Diuretika etc. haben einen negativen Einfluss auf die Mundgesundheit.
  • Pflegebedürftigkeit
  • Mundtrockenheit
  • Diabetes mellitus

Zusammenfassend ist zu erkennen, dass folgende Personenkreise ein erhöhtes Risiko für Probleme mit der Mundgesundheit aufweisen und somit ein drohendes oder bestehendes Risiko für Mangel- und Fehlernährung besteht:

  • Personen mit körperlicher Beeinträchtigung
  • Personen mit kognitiver Beeinträchtigung
  • Personen mit neurologischen Erkrankungen
  • Personen mit Polypharmazie
  • Personen, die wenig oder keine Nahrung aufnehmen
  • Personen, die Trinknahrung zur Nahrungsergänzung benötigen
  • Personen, die kontinuierliche Sauerstofftherapie oder Beatmung benötigen
  • Personen, die Chemo- oder Strahlentherapie erhalten
  • Personen, die eine Operationen im Mundbereich hatten
  • Personen, die immunsupprimiert sind
  • Personen in der terminalen Lebensphase
  • Personen in Substanzabhängigkeit
  • Personen in einer prekären Lebenssituation

Die Auswirkungen für die orale Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme werden anhand des oben angeführten Items „Mundtrockenheit“ beschrieben.

Ursachen für Mundtrockenheit sind z. B. Entzündungen, Medikamente wie Antidepressiva/Hypertensiva, mangelnde Flüssigkeitsaufnahme, Mundatmung etc. (LZK-BW, Basiswissen Mundpflege – Teil 2, 04/2020). Die auffälligen Anzeichen sind „[…] trockene/rissige Lippen, Löffel klebt an den Schleimhäuten bzw. auf der Zunge, Schlucken fällt sichtlich schwer und ‚Es klebt alles am Gaumen.‘.“

Die Folgen im Hinblick auf die orale Aufnahme sind Mundschleimhautbrennen, Zungenbrennen, Schmerzen beim Prothesentragen, schmerzhafte Zahn- und Mundpflege, gesteigertes Durstgefühl, verändertes Geschmacksempfinden, Schwierigkeiten beim Sprechen (Lippen kleben) und Nahrungsaufnahme ist schmerzhaft (Schluckbeschwerden, Löffel klebt).

Maßnahmen für die tägliche Praxis

Zu Beginn des pflegerischen Auftrags und im Rahmen der Evaluation erfolgt eine pflegefachliche Einschätzung mittels eines kurzen Screenings anhand dessen eruiert wird:

  • ob der Bewohnende zu den oben angeführten Risikogruppen gehört.
  • ob Auffälligkeiten wie Schmerzen, Schwellungen oder Verletzungen im Mundbereich, Probleme beim Essen/Kauen (auch Nahrungskarenzen), Probleme mit herausnehmbarem Zahnersatz, Probleme bei der Mundpflege etc. bestehen.

Bei Auffälligkeiten erfolgt eine differenziertere Einschätzung anhand der Kriterien: Probleme im Bereich Mund, Mundhöhle, Zähne, Probleme mit dem Zahnersatz, Mundtrockenheit und reduzierter Speichelfluss, Mundgeruch und pflegerischer Unterstützungsbedarf bei der Mundpflege.

Anhand der differenzierten Einschätzung wird für den Bewohnenden ein individueller Maßnahmenplan erstellt, der fünf wesentliche Maßnahmen umfasst:

  1. welche Maßnahmen inklusive Hilfsmittel zur Unterstützung bei der Mundpflege zum Einsatz kommen sollen,
  2. wann und wie oft diese Maßnahmen geplant sind,
  3. wer für die Durchführung zuständig ist,
  4. welche individuellen Besonderheiten bei der Durchführung zu beachten sind,
  5. Maßnahmen zur Deckung eines Informations-, Schulungs- bzw. Beratungsbedarfs.

Zu beachten ist:

Bei der Erstellung des individuellen Maßnahmenplans zählen, neben anderen Aspekten, gleichzeitig die Planung der individuellen Maßnahmen zur oralen Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme.

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 02/2025 erschienen.

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