Pflegekräften und Älteren die Würde (zurück-)geben – und erhalten

von Elisabeth Scharfenberg

Deutschland altert. Das ist kein Geheimnis. Es werden zunehmend Heim- und Pflegeplätze sowie auch alternative Wohnformen benötigt. Der Bedarf an Betreuung durch externe Dienstleister steigt.

Die Frage, die sich in diesem Zukunftsszenario dann Viele stellen, ist: „Wie will ich altern?“ Oder vielmehr: „Wie kann ich in Würde altern?“ Denn wer ein Leben in Würde, ohne auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, gelebt hat, der möchte das natürlich auch im Alter tun. Wer wollte das nicht? Doch wer sorgt für ein würdevolles Altern? Sind Pflegekräfte angesichts ihrer anstrengenden Arbeit überhaupt in der Lage, nicht nur ein solides Maß an Grundversorgung der Pflegebedürftigen zu sichern, sondern dazu auch noch ein Leben in Würde zu ermöglichen? Aktuell ist das kaum vorstellbar.

Die Korian Stiftung für Pflege und würdevolles Altern hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich dieser Situation zu stellen. Wie der Name es bereits verrät, sind Ziel und Zweck der Stiftung, Menschen in ihrer Pflegebedürftigkeit weiterhin ein Leben in Würde zu ermöglichen. Es ist ein Menschenrecht, das fest im Grundgesetz verankert ist und nicht mit Alter oder Krankheit verloren geht. Doch ein würdevolles Altern in der Pflegebedürftigkeit ist nur dann möglich, wenn es den Menschen in Pflegeberufen gut geht. Seit ihrer Gründung entwickelt die Korian Stiftung Angebote, die die körperliche sowie mentale Gesundheit von Pflegenden sicherstellt.

Vorbild für die Korian Stiftung ist das französische Pendant Fondation Korian pour le Bien Vieillir, eine Stiftung „für das gute Altern“. Die Stiftungsarbeit in Frankreich ist so erfolgreich, dass auch hierzulande der Wunsch wuchs, die deutsche Pflege in den Fokus zu nehmen und die Pflegenden mit entsprechenden Projekten zu stärken. Das wiederum soll dazu führen, dass der Pflegeberuf nachhaltiger wird. Dass das möglich ist, davon ist Elisabeth Scharfenberg felsenfest überzeugt:

„Es kommt am Ende auf die Führung und auch die Herangehensweise einer Pflegeeinrichtung an. Wie werden Mitarbeitende geführt, wie sind die Arbeitsbedingungen, sind diese wertschätzend? Wie werden nicht nur die Pflegebedürftigen, sondern auch die Pflegekräfte in einer Einrichtung gepflegt? Welche Möglichkeiten werden ihnen gegeben, um sich für den kräftezehrenden Arbeitsalltag zu stärken? Fragen, denen sich Einrichtungsleitende stellen und diese auch beantworten müssen, wollen sie weiterhin für ein hohe Qualität der Pflege sorgen.“

Als die Korian Stiftung im Februar 2020 ihre Arbeit aufnahm, startete sie mit zwei Kurs-Reihen:

Auszeit – ICHZeit und Gaumenpflege.

Auszeit – ICHZeit

Kostenloser Online-Kurs “Auszeit – ICHZeit” speziell
für Pflegekräfte – Foto: Korian Stiftung für Pflege und würdevolles Altern

„Auszeit – ICHZeit“ ist ein kostenloser Online-Kurs für Selbstmanagement und Selbstfürsorge, der speziell für Menschen in Pflegeberufen entwickelt wurde. Konzipiert als Modulsystem erfahren die Kursteilnehmer*innen, wie z. B. Stress entsteht, welche Auswirkungen er auf Körper und Geist hat, welche Techniken ihnen helfen, das Stresslevel niedrig zu halten und ihr Wohlbefinden zu stärken.

GaumenPflege

Gerade im stressigen Pflegealltag oder auch im Schichtdienst, fehlt es an Zeit und am Ende des Tages an Energie, sich eine ausgewogene Mahlzeit zuzubereiten. Das Projekt „GaumenPflege“ zeigt, warum gesunde Ernährung und regelmäßige Mahlzeiten eine wichtige Rolle für Wohlbefinden und Gesundheit spielen. Außerdem geht es auf die Bedürfnisse und den besonderen Arbeitsalltag von Pflegenden ein und bietet mit seinen Online-Kursen und Live-Koch-Events vor Ort in Einrichtungen wertvolle Anleitungen und Rezepte, die leicht nachkochbar sind.

Diversität im Pflegealltag

Preisverleihung des Korian Stiftungsawards 2021 in der
Kategorie „Respekt und Vielfalt in der Pflege“ – Foto: DPSG Deutscher Pflegetag Servicegesellschaft mbH, Berlin

Bereits ein Jahr nach der Gründung nahm sich die Korian Stiftung eines weiteren wichtigen Themas an: Diversität. So unterstützte sie im Sommer 2021 das Projekt The Care Champions, ein Qualifizierungsprogramm für Geflüchtete, initiiert von der gemeinnützigen Organisation Social-Bee. In The Care Champions erhielten Menschen mit Fluchterfahrung über vier Monate Kenntnisse in den Grundlagen der Pflege und nahmen dazu an einem pflegespezifischen Deutschkurs teil. Darüber hinaus absolvierten sie ein Praktikum in einer Pflegeeinrichtung, das ihnen wichtige Einblicke in den Arbeitsalltag eines Pflegeheimes ermöglichte. Gekrönt wurde das Qualifizierungsprogramm mit einem Zertifikat, mit dem sie sich um einen Ausbildungsplatz als Pflegehelfer*in bewerben konnten. Die Teilnehmer*innen kamen aus insgesamt 14 unterschiedlichen Nationen, u. a. aus Gambia, Nigeria, Somalia, dem Iran, Togo, Syrien und Afghanistan. Auf diese Weise wurde die vielfältige Lebensrealität auch in den Pflegealltag gebracht.

Doch damit nicht genug: Ebenfalls im Sommer 2021 lobte die Korian Stiftung den Preis für Vielfalt und Respekt in der Pflege aus und lud bundesweit Pflegeeinrichtungen dazu ein, sich mit Projekten und Initiativen zu bewerben, die Diversität in ihren Häusern sicherstellen sollten. „Deutschland ist ein vielfältiges Land. Und diese Vielfalt findet zunehmend ihren Weg auch in Pflegeeinrichtungen. Das bedeutet Verantwortung und Herausforderung zugleich, nämlich, sich mit den Unterschieden so auseinander zu setzen, dass eine echte Inklusion stattfindet, dass Menschen nicht kategorisiert, sondern offen miteinander umgegangen wird. Und das betrifft nicht nur die Ebenen der Pflegenden, sondern das gesamte Haus. Diversität muss also groß gedacht und wirklich gelebt werden, sonst sind es nur wertlose Lippenbekenntnisse“, so Elisabeth Scharfenberg.

Weil Pflege Wertschätzung verdient

Die noch sehr junge Korian Stiftung kann bereits nach zwei Jahren auf beachtliche und in der Branche viel beachtete Projekte zurückblicken, deren Weiterentwicklung das erklärte Ziel ist.

„Wir wollen der Pflege, den Pflegekräften und den Pflegebedürftigen die Würde und Wertschätzung geben, die sie verdienen. Wir verstehen unter systemrelevant mehr als nur Systemerhalt. Wenn Pflegekräfte fehlen, um dafür zu sorgen, dass es Mutter, Onkel, Tanten und am Ende auch mir gut geht, geht das jeden Einzelnen von uns an. Daher ist jede einzelne Aktion, jede Initiative, die wir von der Korian Stiftung starten, gut und wichtig für unser aller Zukunft“, so Elisabeth Scharfenberg.