von Thomas Eckardt
Thomas Eckardt, der Autor, der nicht nur theoretische, sondern auch praktische Erfahrungen in seinen Büchern verarbeitet. Als Psychologe und Coach weiß er, welche Informationen die Leser brauchen. 30 Jahre Erfahrung und aktuelles Wissen machen seine Ratgeber zu einem regelmäßigen Begleiter von Fach- und Führungskräften. – www.eckardt.online
Stress ist ein lebenswichtiger Vorgang, aber zu viel Stress macht krank. Viele der kleinen täglichen Ärgernisse, die zu Stressreaktionen führen, lassen sich vermeiden, wenn Sie sie als Stressoren erkennen können.
Niemand muss immer im Stress sein und Stress ist auch nicht per se etwas Schlechtes. Zunächst ist Stress eine ganz normale und wichtige Reaktionsmöglichkeit Ihres Körpers, geerbt von den Urmenschen. Die bekamen Stress, wenn sie urplötzlich dem Säbelzahntiger begegneten (oder ihrer Frau, wenn sie wieder mal erfolglos vom Jagen in die Höhle zurückkamen…).
Unsere Vorfahren hatten also auch Stress, aber sie waren ihm gewachsen, sonst hätten sie nicht überlebt. Sie können also mit Stolz von sich behaupten, der Abkömmling von äußerst stresserprobten Menschen zu sein. Allerdings wurden unsere Vorfahren nicht so alt wie wir, hatten eine andere Arbeitsumgebung und eine wesentlich langsamere soziale Umgebung. Mit einem „Shitstorm“ hatten sie nicht zu rechnen und die richtigen Stürme konnten sie in ihren Höhlen abwettern.
Das menschliche Gehirn ist immer noch sehr „urmenschlich“: Es ist ständig auf der Suche nach möglichen Bedrohungen und genau das verursacht in der modernen Welt letztlich ständig Stress. Unser Problem ist weniger die normale, von der Natur „vorgegebene“ Stressreaktion als vielmehr unsere Unfähigkeit, entstehende Energien erfolgreich zur Überwindung der Stressursachen einzusetzen.
Wir können in der Regel weder zum Kampf antreten noch fliehen. Stattdessen zwingen wir uns zur Ruhe, wobei die Energien bestehen bleiben und negativ wirken.
Unser Körper findet sich in einem Dauer-Alarm-Zustand wieder. Erholungsphasen sind zu kurz oder fehlen ganz. Die Anpassungsfähigkeit unseres Körpers wird überfordert und je nach Konstitution entstehen Herz- und Gefäßerkrankungen (Gefäßverhärtung, Thrombosen, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Kollapsneigung), Magen- und Darmgeschwüre, Infektionsanfälligkeit, Impotenz und Nierenerkrankungen.
Wie gestresst sind Sie?
Bevor Sie Ihrem ganz persönlichen Stress gelassen gegenübertreten können, müssen Sie erkennen, was eigentlich für Sie ganz persönlich stressauslösend ist. Machen Sie den kleinen Stresstest.
Stresslevel auswählen | ||
1. | Ich bin innerlich unruhig und nervös. | |
2. | Morgens wache ich völlig zerschlagen auf. | |
3. | Ich leide unter Appetitlosigkeit. | |
4. | Mich quälen düstere Gedanken und ich bin ängstlich gestimmt. | |
5. | Ich leide unter Kurzatmigkeit. | |
6. | Mich plagen Nacken- und Schulterschmerzen (bzw. Kreuz- und Rückenschmerzen). | |
7. | Ich bin physisch schnell erschöpft. | |
8. | Ich ertappe mich dabei, unaufmerksam und vergesslich zu sein. | |
9. | Magen- bzw. Verdauungsbeschwerden kommen bei mir vor. | |
10. | Es fällt mir schwer, mich auf eine Sache zu konzentrieren. | |
11. | Ich spüre ein Ziehen oder Schmerzen in der Brust. | |
12. | Ich schlafe schlecht. | |
13. | Ich habe das Gefühl, einfach die Übersicht zu verlieren. | |
14. | Herzklopfen oder Herzstechen treten unvermittelt auf. | |
15. | Es fällt mir schwer, mich so richtig zu entspannen. | |
16. | Ich leide unter kalten Händen oder Füßen. | |
17. | Ich habe Sodbrennen. | |
18 | Während der Arbeit hänge ich gedankenverloren irgendwelchen Wunschträumen nach. | |
19. | Ich fühle mich körperlich verspannt. | |
20 | Wenn ich etwas Schweres hebe, zittern mir Arme oder Beine. | |
21. | Ich schwitze übermäßig. | |
22. | Es gibt Tage, an denen ich Schwierigkeiten mit meinem Gedächtnis habe. | |
23. | Es kommt vor, dass Muskeln einfach zucken oder sich verkrampfen. | |
24. | Es gibt Tage, an denen ich einfach keine guten Ideen oder Einfälle habe. |
Auswertung:
Hier werden die Werte zusammengezählt:
1.
4.
8.
10.
13.
18.
22.
24.
Summe A:
Tabelle ausfüllen
3.
5.
9.
12.
14.
16.
17.
21.
Summe B:
Tabelle ausfüllen
2.
6.
7.
11.
15.
19.
20.
23.
Summe B:
Tabelle ausfüllen
Die drei Summenwerte geben Ihnen Hinweise auf Ihre persönliche Bereitschaft, bei Stresssituationen die eine oder andere Ebene zu bevorzugen:
- Summe in Block A: kognitiv-emotionale Ebene
- Summe in Block B: vegetative Ebene
- Summe in Block C: motorische Ebene
Kurz erklärt:
- Der Block mit dem höchsten Summenwert weist auf die Reaktionsebene hin, auf der Ihre persönliche Stressanfälligkeit am höchsten ist.
- Die Werte stellen natürlich keine objektive Messung dar, sondern Ihre (bewusst gewünschte) persönliche Einschätzung.
- Sie können zwar die Differenzen oder die Gleichheit der Werte auf den verschiedenen Ebenen interpretieren, aber diese Werte können Sie nur sehr begrenzt direkt mit den Werten anderer Menschen vergleichen, weil diese vielleicht von einem subjektiv verschiedenen Niveau der Einschätzung ausgehen.
Sie können diese subjektive Messung immer wieder für einen Selbstcheck verwenden. Wiederholen Sie einfach den Test zu verschiedenen Zeitpunkten.
Stress lass nach – auf allen Ebenen
Stress wirkt auf Geist, Seele und Körper. Damit haben Sie zugleich die drei Ebenen, auf denen Sie etwas gegen den Stress tun können.
Die Ebene des Geistes
Probleme gehören zum normalen Alltag und Probleme brauchen vor allem eines: Zeit, um zu einer Lösung zu finden. Nehmen Sie sich also die Zeit, Ihre Probleme möglichst genau zu beschreiben, in welcher Situation sie auftreten und wie Sie darauf reagieren. Sammeln Sie nun alle Lösungen, die Ihnen dazu einfallen und überlegen Sie, welche Konsequenzen die einzelnen Lösungen haben (könnten). Wählen Sie eine oder mehrere Lösungen aus und planen Sie konkrete Schritte zur Umsetzung. Probieren Sie die Lösung(en) aus und bewerten Sie das Ergebnis.
Manchmal müssen Sie neue Wege gehen, um erfolgreich zu sein.
- Betrachten Sie Probleme als Chance, als Herausforderung.
- Suchen Sie nach richtigen Lösungen.
- Üben Sie nicht zu früh Kritik.
- Treffen Sie Entscheidungen nach Ihrer Überzeugung.
- Gehen Sie auf Distanz zu den Dingen.
- Durchbrechen Sie eingefahrene Tages- und Wochenroutinen.
Ihre Gedanken, Ihre bewussten oder unbewussten Erwartungen und Bewertungen machen zusammen mit den akuten Stimmungen und Ihrem Lebensgrundgefühl Ihre Einstellungen aus. Beim sog. Einstellungsmanagement überprüfen Sie stressbestimmende und stressverstärkende innere Überzeugungen und unterziehen diese gegebenenfalls einer Revision:
- Analysieren Sie Ihre eigenen bewussten, halbbewussten und unbewussten Gedanken- und Gefühlswelten, die Ihre Lebenseinstellungen und Tagesaktivitäten bestimmen.
- Beißen Sie sich nicht an Kleinigkeiten fest. Lernen Sie, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Setzen Sie Prioritäten – ist das, was Sie gerade tun, wirklich wichtig und dringend?
- Ändern Sie, was Sie nicht akzeptieren können und akzeptieren Sie, was Sie nicht ändern können.
- Lernen Sie „Nein“ zu sagen ohne zu verletzen. Gestehen Sie dieses „Nein“ auch anderen zu.
- Vergeben und verzeihen Sie. Entlasten Sie sich konsequent von den kräftezehrenden Gefühlen des Gekränkt-Seins, des Grolls, des Hasses und des Nachtragens.
Lesen sie hier den zweiten Teil der Serie: Entstressen Sie sich – 10 goldene Regeln gegen zu viel Stress – Teil II
Der Artikel ist in der Ausgabe 01/2023 zu finden.