Von Rosina Püttmann M. Sc. trop. und Miriam Steffens, M. Sc. Oec. troph. am Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn)

Eine genussvolle Verpflegung in Senioreneinrichtungen trägt wesentlich zum Wohlbefinden der Bewohner bei. Gerade im Alter ist Essen mehr als nur Nahrungsaufnahme – die Mahlzeiten werden zum Höhepunkt des Lebensalltags.

Für die Einrichtung stellt die Gestaltung der Verpflegung daher eine verantwortungsvolle und komplexe Aufgabe dar. Um sie erfüllen zu können, ist eine wertschätzende Kommunikation in der Senioreneinrichtung von zentraler Bedeutung. Sie sorgt für einen reibungslosen Ablauf und die Befriedigung der Bedarfe und Bedürfnisse nicht nur der Bewohner, sondern auch der Mitarbeiter der Senioreneinrichtung.

Kommunikation-im-Seniorenheim

An der Kommunikation in der
Senioreneinrichtung beteiligte Gruppen. Grafik: KErn

Eine erfolgreiche Kommunikation schließt alle Akteure, die an der Verpflegung beteiligt sind, ein. Sie betrifft alle Prozesse der Verpflegung, der Pflege, des sozialen Dienstes und der Hauswirtschaft. D. h. neben der Küche und dem Bewohner sind auch Mitarbeiter von Hauswirtschaft und Pflege, Einrichtungsleitung, Träger sowie die Angehörigen der Bewohner in die Kommunikation bezüglich verpflegungsrelevanter Belange einzubinden. (Siehe Grafik)

Für die Bewohner bedeutet der Umzug in eine Senioreneinrichtung einen großen Einschnitt in den gewohnten Lebensalltag. Die Rücksichtnahme auf lieb gewonnene Gewohnheiten der Bewohner kann entscheidend dazu beitragen, dass die Senioren sich in der stationären Einrichtung zu Hause fühlen. Die jeweiligen Essbiografien der Bewohner sollten daher bei der Speisenplanung berücksichtigt werden.

Eine offene und lösungsorientierte Kommunikationskultur zwischen den Mitarbeitern verschiedener Abteilungen sowie den Bewohnern spielt dabei eine wichtige Rolle. Kommunikationswege müssen eindeutig, nachvollziehbar und bekannt sein. Die Einrichtungsleitung sollte sich der Bedeutung des Schnittstellenmanagements zwischen Pflege, Küche und Hauswirtschaft bewusst sein und regelmäßigen Austausch fördern.

Verpflegungsgremium als Rahmen für den Austausch

Den Rahmen für einen solchen Austausch bildet das Verpflegungsgremium. Im Verpflegungsgremium werden Interessen vertreten, Probleme offen angesprochen und gemeinsame Lösungen entwickelt. Es gilt gleiches Mitspracherecht für alle Beteiligten, so dass alle Anliegen von Träger, Einrichtungsleitung, Mitarbeiter von Pflege, Küche und Hauswirtschaft und auch Bewohnervertreter Gehör finden.

Verpflegung als Qualitätsmerkmal präsentieren

Das Verpflegungsangebot in einer Senioreneinrichtung dient häufig als Qualitätsmerkmal und spielt bei der Entscheidung für eine geeignete Senioreneinrichtung bei Senioren und ihren Angehörigen eine entscheidende Rolle. Daher ist es wichtig, die Verpflegung auch nach außen hin entsprechend zu kommunizieren. Das Angebot kann potenziellen neuen Bewohnern und deren Angehörigen z. B. über einen Internetauftritt zugänglich gemacht werden.

Verpflegungsleitbild – Ausrichtung der Verpflegung

Eine einfache und effektive Art seine Verpflegung nach „außen“ und „innen“ zu kommunizieren, ist das Verpflegungsleitbild. Es ist Teil des Einrichtungsleitbilds, definiert den Stellenwert der Verpflegung in der Einrichtung und gilt als ein weiteres Qualitätsmerkmal. Dort werden die zentralen Werte der Verpflegung abgebildet, es legt den eigenen Anspruch an das Angebot, die verantwortlichen Personen sowie die Rahmenbedingungen fest. Das Verpflegungsleitbild ist individuell an die Einrichtung angepasst. Es beschreibt die Philosophie der Einrichtung in Bezug auf die Speiseplangestaltung, die Herkunft der Lebensmittel, die Speisenzubereitung sowie Mitbestimmungsmöglichkeiten und aktive Teilhabe der Bewohner an der Verpflegung.

Bei der Erstellung eines Verpflegungsleitbilds ist es wichtig darauf zu achten, dass die Vorhaben realistisch und umsetzbar bleiben und es im Einklang mit dem Einrichtungsleitbild und allen weiteren Konzepten steht. Denn alle Ziele aus dem Verpflegungsleitbild müssen natürlich in der Einrichtung umgesetzt werden. Daher empfiehlt es sich, sich schrittweise an die gesteckten Ziele anzunähern und das Verpflegungsleitbild nach und nach zu konkretisieren. Ein Verpflegungsleitbild darf nicht nur auf dem Papier bestehen, es ist etwas „Lebendiges“. Für die Mitarbeiter stellt es eine Orientierungshilfe für die tägliche Arbeit dar, das von ihnen gegenüber den Bewohnern sowie Kollegen gelebt wird. Daher ist die Einbindung der Mitarbeiter in die Entstehung eines solchen Leitbilds von großer Bedeutung. In einem darauf aufbauenden Verpflegungskonzept wird auf die Maßnahmen zur Umsetzung der Vorhaben des Leitbildes eingegangen.

Fazit

Eine gute und hochwertige Verpflegung hat eine große Bedeutung für die Bewohner von Senioreneinrichtungen und deren Angehörigen. Ein auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmtes Verpflegungsangebot trägt entscheidend zur Zufriedenheit und Lebensqualität jedes Einzelnen bei. Daher ist es wichtig, die Verpflegung mehr in den Fokus zu rücken. Durch eine erfolgreiche Kommunikation kann der Verpflegung der Senioreneinrichtung ein höherer Stellenwert eingeräumt werden. Außerdem wird sie sowohl innerhalb als auch außerhalb der Einrichtung als weiteres Qualitätsmerkmal wahrgenommen.

Kurzinfo

Die Bayerischen Leitlinien Seniorenverpflegung bieten den Mitarbeitern in der Seniorenverpflegung eine Orientierungshilfe zur Gestaltung der Verpflegung. Mit den vier Leitgedanken Gesundheit, Wertschätzung, Regionalität und Ökologie werden alle Aspekte einer umfassenden, bedarfs- und bedürfnisgerechten Verpflegung berücksichtigt und durch zahlreiche konkrete Umsetzungstipps ergänzt.

Das Coaching Seniorenverpflegung, unterstützt bayerische Senioreneinrichtungen bei der Einführung und Umsetzung einer bedarfs- und bedürfnisgerechten Verpflegung.

Weiterhin bieten die acht Fachzentren Ernährung/Gemeinschaftsverpflegung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Angebote zu verschiedenen Themen der Seniorenverpflegung an.

Alle Informationen zu den Angeboten finden Sie unter: www.kern.bayern.de bzw. unter www.ernaehrung.bayern.de.

Der Artikel ist in der Ausgabe 02/2020 zu finden.

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