von Oliver Theißen (Geschäftsführer Standard Systeme GmbH)
Digitale Technologien halten in immer mehr Branchen Einzug und vereinfachen bzw. beschleunigen Arbeitsabläufe, Dokumentation sowie Kommunikation. Auch in der Pflege werden immer mehr digitale Technologien eingesetzt, die nicht nur den Pflegealltag vereinfachen, sondern auch die Qualität der Bewohnerbetreuung verbessern.
In der Pflege kommen softwarebasierte Tools inzwischen nicht mehr nur für die Verwaltung oder die Erstellung von Dienstplänen zum Einsatz. Auch die vom Gesetzgeber vorgeschriebene lückenlose Pflegedokumentation kann mit der entsprechenden digitalen Software komplett elektronisch sichergestellt werden: Eine digitale Bewohnerakte bündelt relevante Informationen über die Bewohner und erfasst Daten zu Diagnose, Therapie und präventiven Maßnahmen. Das Pflegepersonal wird dadurch vor allem bei der Durchführung von Kontroll- und Routinetätigkeiten entlastet. Im Gemeinschaftsvorhaben „Pflege 4.0“ der Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege und des Bundesarbeitsministeriums bekundeten immerhin 77 % der befragten Einrichtungen, bereits eine elektronische Pflegedokumentation zu benutzen.
Effektiver Austausch durch zentralen Zugriff auf alle Daten
Die digitale Pflegedokumentation ermöglicht vor allem eine strukturierte Erfassung aller pflegerelevanten Daten. Mithilfe einer Pflegesoftware können vielfältige Informationen aufgenommen und elektronisch verwaltet werden: Stammblatt, Pflegeanamnese, Biografieblatt, ärztliche Anordnungen und Therapiemaßnahmen, Medikamentenplan, Pflegeplanung, Pflegebericht, Durchführungsnachweise, Wunddokumentation, Fieberkurve, Trinkprotokoll oder Schmerzerfassung.
Die Angaben können von Pflegekräften in der digitalen Bewohnerakte jederzeit abgerufen, bearbeitet oder ergänzt werden. Die elektronische Verwaltung all dieser Informationen stellt eine enorme Arbeitserleichterung dar. Nicht nur, dass die handschriftliche Dokumentation wegfällt. Viele Softwareprogramme bieten integrierte Formulierungshilfen an, um Fehler bei der Formulierung zu vermeiden. Des Weiteren haben Pflegekräfte jederzeit einen genauen Überblick und Zugriff auf alle angeordneten Maßnahmen und den Gesundheitszustand der Bewohner.
Krankheiten schneller diagnostizieren und Risiken präventiv minimieren
Ebenso wichtig ist die Möglichkeit mittels digitaler Pflegedokumentation bestimmte Krankheiten schneller zu diagnostizieren. Moderne Computerprogramme scannen die Gesundheitswerte der Pflegebedürftigen in Echtzeit und erstellen automatisierte Analysen. So kann bei Auffälligkeiten rechtzeitig Alarm geschlagen werden. Softwareprogramme können zudem aufgrund der umfangreichen Datengrundlage Muster erkennen und gegebenenfalls körperliche Reaktionen vorhersagen.
Sturzprotokolle können Aufschluss geben, ob an den räumlichen Gegebenheiten des Bewohners womöglich etwas verändert werden muss. Eine lückenlose Dokumentation kann auch vor Haftungsansprüchen Dritter schützen, erst recht, wenn mithilfe der Software und der zugrundeliegenden Daten das Risiko für Stürze minimiert werden kann. Zudem lässt sich mithilfe der elektronischen Pflegedokumentation auch ein MRSA-Risiko ableiten, wenn potentielle Risikofaktoren dokumentiert werden, etwa eine chronische Hautläsion oder ein Katheter. Ein weiterer Vorteil ergibt sich nicht zuletzt auch für das Beschwerdemanagement, insofern Beschwerden von Bewohnern oder Angehörigen schneller gespeichert, abgerufen und schließlich berücksichtigt werden können.
Digitale Pflegedokumentation bietet bürokratische Vorteile und verbessert Informationsfluss
Digitale Technologien in der Pflegedokumentation können modular verwendet werden. Das heißt, die Software kann durch vielfältige Module ergänzt und an die speziellen Bedürfnisse jeder Einrichtung angepasst werden. Neben der Pflegedokumentation kann die Software mit einem Tool für die Dienstplanung erweitert werden. Damit lässt sich z. B. auswerten, ob die Fachkraftquote in allen Schichten erfüllt ist, ob Überschneidungen des Personals mit anderen Stationen oder eine zu hohe Überstunden-Quote vorliegen.
Programme zur Pflegedokumentation beschleunigen auch den Informationsfluss zwischen Kollegen und Einrichtungen. So können, etwa beim Überleitungsmanagement, die Daten mit dem Krankenhaus schnell ausgetauscht werden. Das verbessert nicht nur die Transparenz, menschliche Fehler, wie durch unleserliche Handschriften, werden zudem nahezu vollständig vermieden.
Der Artikel ist in der Ausgabe 01/2021 zu finden.