von Claudia Wörner (Die Zieglerschen)
Die Zieglerschen, ein diakonisches Unternehmen mit Hauptsitz im oberschwäbischen Wilhelmsdorf, ist eine der ersten sozialen Einrichtungen in der Telematikinfrastruktur (TI). Gegründet vor mehr als 180 Jahren betreiben die Zieglerschen heute im Bereich Altenhilfe in Baden-Württemberg insgesamt 32 ambulante und stationäre Einrichtungen. TI-Projektleiterin Kristin Theer und die Einrichtungsleiter Svenja Karg und Thomas Albert berichten von Herausforderungen, aber vor allem von positiven Erfahrungen zum Wohle der Bewohner.
Die frühzeitige Einführung der Telematikinfrastruktur (TI) bei den Zieglerschen ist ein gelungenes Beispiel für die digitale Transformation in der Pflege. Dank der Weitsicht des Unternehmens und des Engagements der Projektgruppe um TI-Projektleiterin Kristin Theer konnten nicht nur die anfänglichen technischen Hürden gemeistert, sondern auch die Weichen für die Zukunft gestellt werden. „Die TI bedeutet für uns eine deutliche Arbeitserleichterung, und wir haben mehr Zeit für unsere Kernaufgaben“, sagt Thomas Albert, Einrichtungsleiter des Seniorenzentrums Heubach. Er war, wie auch seine Kollegin vom Seniorenzentrum Leutkirch, Svenja Karg, von Anfang an mit dabei. Beide sind begeistert und Svenja Karg berichtet von positiven Erfahrungen: „Wir können durch die TI mit den Ärzten und Apotheken vor Ort viel schneller kommunizieren.“
TI soll sicheren Austausch von medizinischen Daten ermöglichen

Das Seniorenzentrum Heubach im Ostalbkreis gehört mit zu den Piloteinrichtungen der Zieglerschen, in der die Telematikinfrastruktur mit Erfolg umgesetzt wurde. Foto: Wynrich Zlomke, Die Zieglerschen
Kristin Theer ist seit Herbst 2021 in der Unternehmensentwicklung der Zieglerschen tätig. Bereits zu diesem Zeitpunkt stand das Thema TI als Dreh- und Angelpunkt in der Digitalisierung der Medizin auf der Agenda des Sozialunternehmens. Nicht ohne Stolz kann die Projektleiterin heute sagen, dass die Zieglerschen deutschlandweit zu den wenigen Anbietern gehören, die bereits so weit in der Umsetzung sind. „Es geht darum, die Akteure des Gesundheitswesens wie Ärzte, Apotheken, Therapeuten und unsere Pflegeeinrichtungen miteinander zu vernetzen und Gesundheitsdaten auszutauschen“, erläutert Theer. Da es sich um sensible Daten handelt, sei ein Austausch via Fax und E-Mail zu unsicher. Die TI als sicheres, digitales Netzwerk für einen schnellen und sicheren Informationsaustausch wird auch als Datenautobahn des Gesundheitswesens bezeichnet. Der technische Aufbau erfolgte bei den Zieglerschen in Zusammenarbeit mit der CompuGroup Medical (CGM), einem der weltweit führenden E-Health Unternehmen.
Start der TI war bei den Zieglerschen im Januar 2022 mit vier stationären und zwei ambulanten Piloteinrichtungen. Zunächst galt es, sich mit den Anforderungen an die Technik auseinanderzusetzen, sie zu verstehen und die Anschlussvoraussetzungen zu schaffen. „Der elektronische Heilberufsausweis (eHBA), die SMC-B Karte, Konnektor und Kartenlesegeräte waren noch Neuland“, erinnert sich Theer. Es gab im Gegensatz zu heute noch keine Anleitungen und es sei viel Eigeninitiative gefragt gewesen. Vor dem Hintergrund, dass die TI-Förderung in der Pflege damals noch keine beschlossene Sache war, sei es umso wichtiger gewesen, an dieses Projekt und seine Bedeutung zu glauben.
Transparenz als Schlüssel bei der Einführung der TI

Ob analog oder digital: bei den Zieglerschen ist man flott unterwegs. Foto: Bence Boldogh, Die Zieglerschen
Zur Einführung der TI gab es ein klares Ja von Sebastian Köbbert, Geschäftsführer der Altenhilfe der Zieglerschen. Natürlich hätten vor Ort in den Einrichtungen die wenigsten darauf gewartet, etwas Neues zu lernen, schildert Theer. „Von Anfang an war es uns deshalb wichtig, transparent zu sein, die Vorteile aufzuzeigen und die Leute mitzunehmen.“ Inzwischen sind die Einrichtungsleiter und Mitarbeitenden in den Seniorenzentren der Zieglerschen geschult. „Besonders wichtig ist, die Pflegefachkräfte auf diesem Weg mitzunehmen und sie schrittweise an die neuen Prozesse heranzuführen“, stellt Theer fest.
Die Kommunikation im Medizinwesen – kurz KIM – ermöglicht es allen Akteuren im Gesundheitswesen, medizinische Dokumente elektronisch und sicher über die TI zu versenden und zu empfangen. Intensiv wurde bei den Zieglerschen der Aufbau der KIM-Mailadressen diskutiert. „KIM funktioniert wie ein gängiges Mailpostfach, das darüber hinaus viel Potenzial für schnellere und transparentere Versorgungsprozesse verspricht“, so die Projektleiterin. Schwierig sei, dass KIM nicht verpflichtend sei. So laufe die Kommunikation mit Ärzten und Apotheken in einigen Seniorenzentren prima, in anderen komme nach wie vor das Fax zum Einsatz. „Es ist natürlich schade, wenn die Schnittstelle zu den Ärzten nicht funktioniert“, stellt Thomas Albert fest. Unter dem Strich gebe es keine Chance, die TI umzusetzen, wenn die Ärzte nicht mit im Boot seien, ergänzt Kristin Theer.
Nach anfänglicher Skepsis: Arbeitserleichterung überzeugt Pflegekräfte

Alles im Griff. Das gilt für die pflegerische Arbeit in den Seniorenzentren der Zieglerschen, wie für deren digitale Anschlussfähigkeit. Foto: Bernhard Krause, Die Zieglerschen
Einen positiven Schub verspricht sich die Projektverantwortliche von der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA), die bei den Zieglerschen ab Herbst bedient werden soll. Über die ePA haben die Einrichtungen z. B. Zugriff auf aktuelle Medikationslisten und perspektivisch auch auf weitere medizinische Daten wie Diagnosen oder Impfstatus. „In den nächsten Jahren soll die Pflege auch Schreibrechte in der ePA erhalten, so dass pflegerelevante Daten von den Einrichtungen erfasst werden können“, blickt Theer in die Zukunft. Auch hier sei der große Vorteil, zum Wohl des Bewohnenden handlungsfähiger und schneller in der Versorgung zu sein. „Wir freuen uns auf die ePA, denn sie wird definitiv noch weitere Erleichterungen mit sich bringen“, sagt Albert.
Auch mit Blick auf den Datenschutz ist Theer davon überzeugt, dass die TI etwas Gutes ist. Soll die TI doch langfristig zu mehr Sicherheit und einer besseren Versorgung der Klienten führen. Seit Anfang 2025 sind alle Einrichtungen im Pflegebereich der Zieglerschen an die TI angeschlossen und können KIM bedienen. „Wenn wir in fünf oder zehn Jahren zurückschauen, wird sie etwas Selbstverständliches sein“, ist sich Theer sicher. Für Thomas Albert ist die TI die beste Erfindung seit langem. Auch Svenja Karg kann nach einem guten halben Jahr ein durchweg positives erstes Fazit ziehen: „Mit der TI haben wir ein Instrument, das für Arbeitserleichterung an der Basis sorgt.“ Dabei sei für die Fachkräfte in der Pflege die schnelle Kommunikation und die einfache, selbsterklärende Bedienung die beste Motivation.
Dieser Artikel ist in der Ausgabe 02/2025 erschienen.