von Dr. rer. nat. Frederik Haarig

Resilienz kann als Widerstandsfähigkeit definiert werden, die es ermöglicht, sich mit Widrigkeiten des Alltags auseinanderzusetzen und dennoch handlungsfähig zu bleiben. Gerade in der Corona-Pandemie ist uns allen aufgezeigt worden, sich damit zu beschäftigen, wie man auch praktisch für sich selbst sorgen kann, um fit zu bleiben. Unsere Aufgabe ist dabei, sich diesen Schwierigkeiten und Problemen zu stellen, um abzuleiten, was uns gesund hält und unsere Arbeitstätigkeit erhält. Mit anderen Worten geht es darum, Widerstandsfähigkeit zu fördern und das im besten Fall auch bezogen auf die Menschen, mit denen wir pflegerisch zu tun haben. Im Folgenden können Sie in der Abbildung sehen, welche Schutzfaktoren helfen können, um resilient und gesund zu bleiben:

Positive Emotionen, die ich mir selbst erzeuge und die mich begleiten, helfen dabei, dass ich neben Widrigkeiten auch Glücksgefühle habe. Schaffen Sie sich in einem kreativen Sinne eine eigene „Insel der positiven Emotionen“. Suchen Sie sich für jeden Tag ein kleines Fenster, in dem Sie sich etwas gönnen und sich dafür belohnen, jeden Tag in der Krisenzeit da zu sein und andere zu unterstützen. Natürlich soll dies nicht bedeuten, sich die Welt schön zu reden, allerdings helfen diese kleinen Oasen von positiven Momenten, um schwierige Phasen der Tätigkeit angemessener zu überstehen.

Eine weitere Strategie besteht im sog. aktiven Coping – gehen Sie Dinge direkt an, versuchen Sie problem- oder emotionsorientiert vorzugehen, indem Sie Aktivität zeigen. Das kann eine strukturierte Besprechung im Team sein, wenn die Krise tatsächlich wieder an Fahrt gewinnt. Genauso kann allerdings auch helfen, sich Strategien zur eigenen Beruhigung zu überlegen. Natürlich gibt es Katastrophen oder andere stressige Situationen, die man tatsächlich nicht verändern kann, allerdings ist gerade in diesen Momenten wichtig, sich es einzugestehen, dass es passiert und man damit „umgehen“ muss. Kreativität in der Krisenbewältigung bedeutet zudem Bereitschaft zur Veränderung zu schaffen. Wer innovativ und offen für neue Erfahrungen ist, schafft für sich eine Basis, auch zukünftig mit neuen Herausforderungen flexibler umzugehen. Versuchen Sie also offen zu sein und sich nicht zu verschließen. Ereignisse können eintreten, allerdings wird es auch jene geben, die Sie nicht beeinflussen können. Daher suchen Sie stets für sich nach Strategien, genau mit solchen Momenten umzugehen. Schaffen Sie sich ein Bewusstsein, dass lebenslanges Lernen zu unserem Leben, gerade in Krisenzeiten, dazugehört.

Neben kreativen Strategien zur Stress- und Krisenbewältigung gilt es daher auch zu wissen, worauf man sich bei sich selbst verlassen kann. Versuchen Sie wahrzunehmen, was Ihre eigenen Stärken sind und versuchen Sie diese anzuwenden. Wenn Sie aktiv und selbstverantwortlich bleiben, werden Sie Ihre Widerstandsfähigkeit erhalten und fördern. Und abschließend ist noch zu erwähnen, dass vor allem in der sozialen Unterstützung der größte Schutzfaktor der Resilienz gesehen wird. Reden ist hier deutlich goldener als Schweigen, sodass Sie sich fragen sollten, welche Vertrauensperson für Sie so bedeutsam ist, mit ihr Kontakt aufzubauen, wenn Schwierigkeiten aufkommen. Krise bedeutet, sich konkret damit zu beschäftigen, welche Art und Weisen erforderlich sind, um den Belastungen zu entsprechen und fit zu bleiben. Gesundheit entsteht körperlich, aber vor allem auch seelisch, sodass das Wohlbefinden an erster Stelle stehen sollte.

Wie kann man Kreativität fördern?

Grafik: Dr. rer. nat. Frederik Haarig

Grafik: Dr. rer. nat. Frederik Haarig

Wichtig erscheint in der ersten Phase, sich zu verdeutlichen, dass Personen befähigt werden sollten. Wenden Sie persönliche Leitlinien an: „Wenn alles andere nicht geht, versuch es genau anders herum!“ „Mache das Gewöhnliche ungewöhnlich!“ Denken Sie im Paradoxon und versuchen Sie eigene bisherige Routinen neu zu definieren. Wer offen bleibt, schafft es auch auf unvorhersehbare Situationen flexibler zu reagieren und damit umzugehen.

Kreativität kann man zudem trainieren, indem man sich in Situationen, in denen man eigene Grenzen gespürt hatte, fragt, wie man hätte anders reagieren oder sich verhalten können. Werten Sie Ihre krisenbezogenen Situationen, die Sie erleben, dahingehend aus, welche zukünftigen Möglichkeiten bestehen könnten, um sie dann vorzubeugen oder angemessener zu reagieren. Schlagen Sie etwas vor, reichen Sie Vorschläge ein. Das erhöht den Glauben an die eigenen Fähigkeiten, was gleichzeitig Resilienz fördert.

Förderliche Bedingungen in Bezug auf ein kreatives Arbeiten stellen die Folgenden dar:

  • Vertrauen herstellen durch offene Kommunikation (bspw. Teambesprechungen zu Schwierigkeiten in der Krisenzeit),
  • den Mitarbeitern ausreichend Kontrolle über ihre eigene Arbeit geben (bspw. Förderung von Autonomie und Eigenständigkeit),
  • Zeitrahmen festlegen: mittlerer Zeitdruck wirkt anregend (bspw. Pausengestaltung, indem öfters kürzere Pausen eingeplant werden, um Erholung zu ermöglichen),
  • Vorgesetzte sollten unterstützend wirken (bspw. mehr Gespräche mit den Arbeitnehmern als sonst üblich).

Wichtig ist an dieser Stelle noch einmal darauf hinzuweisen, dass Krisenbewältigung nicht nur eine persönliche, sondern auch strukturelle Strategie integriert. Eine Einrichtung, bzw. ein Unternehmen sollte hierbei kreativ darauf reagieren, eigene Mitarbeiter*innen zu unterstützen und zu fördern. Wichtig ist, den Prozess in Gang zu bringen, in dem Probleme in der Krise klar benannt und erkannt werden. Weiterhin ist wichtig, den Umgang mit Fehlern zu besprechen und Strategien abzuleiten, um zukünftigen Fehlern vorzubeugen. Ermutigen Sie sich und andere dahingehend, Probleme zu erkennen und anzugehen. Erst durch einen konstruktiven Kommunikationsprozess lassen sich innovative Ansätze finden, zukünftig besser mit Belastungsmomenten umzugehen.

Quellen:

Bundesgesundheitsministerium 2018.
Depressionsatlas 2015. TKK Krankenkasse.
Hautzinger, M. (2003). Kognitive Verhaltenstherapie bei Depressionen. 6. Auflage. Weinheim: Beltz/PVU.
Mace, N. L., & Rabins, P. V. (1986). Der 36 Stunden-Tag. Bern: Verlag Hans Huber.
Stiftung Wohlfahrtspflege, N. R. W. (2009). Demenzkranke Patienten im Krankenhaus. Ein Handbuch für Mitarbeiter in der Pflege. Hannover: Schlütersche.

Der Artikel ist in der Ausgabe 02/2021 zu finden.

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