Vernetzte Hilfen im Alter: Intensiv betreutes Wohnenin der Schwesternschaft Wallmenich-Haus in Amberg

Wer wünscht sich das nicht: Einen Ansprechpartner, der einem in jeder Situation behilflich ist. Dies wird vor allem im Alter und bei Pflegbedürftigkeit immer wichtiger. Viele Kunden wünschen sich heute ein „Rundum-Versorgungsangebot“, das – ähnlich einer stationären Einrichtung – ihnen zusätzliche, frei wählbare Leistungen zur Verfügung stellt. Daher hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) – auch unter Mithilfe von Expertinnen aus den DRK-Schwesternschaften – in einem mehrjährigen Projekt einen Leitfaden entwickelt, der Anreize und Hilfestellung zur Verknüpfung von Angeboten innerhalb der Organisation gibt. Kunden kann so schneller bedarfsgerecht und effektiv ein individuelles Paket an Hilfsleistungen angeboten werden. Ein vernetztes Angebot reicht von ambulanter und stationärer Pflege über betreutes Wohnen, Hausnotruf und Besuchsdienste bis hin zu Haushaltshilfen und Tagespflege.

Foto: Schwesternschaft Wallmenich-Haus vom BRK e.V.; Haupteingang Clementine von Wallmenich-Haus

In diesem Zusammenhang wird das Angebot von alternativen Wohnformen für viele Kunden immer interessanter. Denn die meisten älteren Menschen wollen so lange als möglich einen Einzug in ein Heim vermeiden. Die Nachfrage nach betreutem Wohnen – mit unterschiedlichsten Betreuungsformen – steigt daher seit Längerem stetig an.

Anschließend wird eine Möglichkeit des betreuten Wohnens vorgestellt: Intensiv betreutes Wohnen mit garantierter 24-Stunden-Berteuung, das in der Schwesternschaft Wallmenich-Haus vom BRK e.V. in Amberg angeboten wird.

Wie beim betreuten Wohnen liegt auch beim intensiv betreuten Wohnen der Schwerpunkt auf dem Wohnen, nicht auf der Pflege; daher wird auch vollständig ambulant abgerechnet. Dennoch eignet sich diese Form des Wohnens auch für ein Klientel mit einem bereits höheren Pflege- und/oder Betreuungsbedarf.

Foto: DRK Generalsekretariat

Wie kann man sich das vorstellen?

Die Grund- und Behandlungspflege erfolgt durch einen ambulanten Pflegedienst, bei vorhandener Pflegestufe abrechenbar über die Pflegesachleistungen. Auch die hauswirtschaftliche Versorgung erfolgt als ambulante Leistung, ggf. abrechenbar über die Pflegesachleistungen. Zusätzlich erfolgt die Betreuung in einer Tagespflege in unmittelbarer Nähe der betreuten Wohnanlage. Hier werden auch alle Mahlzeiten für den „Pflegegast“ angeboten. Leistungen aus der Pflegeversicherung für die Tagespflege erhält man seit 01.01.2015 (Pflegestärkungsgesetz) ab der PS 0+ (mit eingeschränkter Alltagskompetenz). Abrufbar sind die Pflegesachleistungen und die Leistungen der Tagespflege jeweils zu 100 Prozent. Die Betreuung in der Nacht kann durch eine Präsenzkraft abgedeckt werden. Durch das „Poolen“ von Leistungen wird dies für alle finanzierbar gemacht. Denn so verteilen sich die Kosten z. B. bei 12 Mietern für die Betreuung in der Nacht auf ca. 312,30 € pro Mieter monatlich (siehe Beispielkalkulation Tabelle 1).

Und so sieht stellt es sich in Amberg dar: Der Mieter des intensiv betreuten Wohnens wird am Morgen bei der Grund- und Behandlungspflege durch einen ambulanten Pflegedienst betreut. Anschließend geht er in die Tagespflege der Schwesternschaft, die ab 7.00 Uhr geöffnet ist. Dort erhält der „Pflegegast“ sein Frühstück und nimmt am Vormittag an den unterschiedlichsten Betreuungs- und Aktivierungsangeboten teil. Nach dem Mittagessen im Cafe Zentral im Clementine von Wallmenich-Haus hat der Gast die Möglichkeit, sich in Rückzugsnischen und/oder Ruheräumen auszuruhen bis das Angebot des Nachmittagskaffees die Ruhezeit beendet. Dann kann er wieder die verschiedenen Angebote zur Aktivierung nutzen. Nach dem Abendessen in der Tagespflege der Amberger Schwesternschaft – bis 19.00 Uhr geöffnet – kehrt der Mieter in sein Apartment zurück. Dort erhält er am Abend nochmals Hilfe und Unterstützung in den unterschiedlichsten Bereichen (Grund- und Behandlungspflege) durch den ambulanten Pflegedienst. In der Nacht ist eine Präsenzkraft zuständig, die den Mietern Hilfestellung bietet und ggf. auch fachliche Hilfe anfordert (Rufbereitschaft ambulante Pflege), sofern dies erforderlich ist.

Die Kosten für das intensiv betreute Wohnen ähneln ab der Pflegestufe 1+ den Kosten einer vollstationären Einrichtung; häufig liegen sie sogar etwas darunter. Für Pflegebedürftige, die noch mobil sind und deren Pflege- und Betreuungsbedarf nicht zu hoch ist, ist diese Wohnform eine gute Alternative zum klassischen stationären Heim. Nachteil: Bei Krankheit des Mieters/Pflegegastes ist oft eine Versorgung in der Tagespflege nicht mehr möglich. Dann wird eine Pflege in der eigenen Wohnung notwendig – und damit verbunden zusätzliche Kosten. Diesem Problem kann man begegnen, indem eine weitere Präsenzkraft tagsüber vorgehalten wird. Dadurch steigen allerdings die Kosten für den einzelnen Mieter an. Autorin: Rotkreuzschwester Tatjana Richter

 

Tabelle 1:

Berechnungsmodel: Intensiv betreutes Wohnen bei einem Mieter

mit der Pflegestufe 1 + eingeschränkter Alltagskompetenz

Rückerstattung PK/KK

Einnahmen

Miete: 40 m² Wohnfläche +

4 m² Gemeinschaftsräume = 44 m² x 8,50 € Kaltmiete +

44 m² x 4,00 € NK-Pauschale

550,00 €

Hauswirtschaftliche Versorgung:

a`21,00 €/h (tgl. Grund- und Sichtreinigung, zwischen 10 und 30 min.)

181,00 €

Wäscheservice

50,00 €

Tagespflege:

von Montag bis Sonntag ganztags a`33,94€ pro Tag (beinhaltet 4 Mahlzeiten, sowie alle Pflege- und Betreuungsleistungen)

Anteil der Pflegekasse für TP + § 45a SGB XI:

689,00 +104,00 = – 793,00 €

1031,78 €

Leistungen aus §87 b SGB XI:

4,84 € pro Tag

147,13 €

Nachtpräsenz:

Poolleistung bei 12 Mietern

312,30 €

Pflegesachleistungen:

(bei PS 1+)

– 689,00 €

689,00 €

Behandlungspflege:

(je nach Bedarf)

– 360,00 €

~360,00 €

Gesamt:

Eigenanteil : 1479,21 €

3321,21 €

 

Preisvergleich mit Stationärer Einrichtung

Tagessatz

Anteil Pflegekasse

Eigenanteil

Gesamteinnahme

Heimkosten:

94,21 € am Tag

EZ bei PS 1

– 1064,00 €

1799,98 €

2863,98 €

Betreuungspauschale

4,84 € am Tag

§ 87 b SGB XI

– 147,00 €

0,00 €

147,13 €

Gesamt:

1799,98 €

3011,11 €

 

Bei PS 0 + : Intensiv betreutes Wohnen: Einnahmen Gesamt 2661,05 € davon Eigenanteil 1735,05 €

Heimkosten: Gesamt 2161,74 € davon Eigenanteil 2161,74 €

(keine Leistungen aus der Pflegekasse!!)

    
    
    
    

Halten Sie sich auf dem Laufenden!

Unser Newsletter ist exklusiv für Einkauf und Management von Senioreneinrichtungen und Trägergesellschaften gedacht und erscheint quartalsweise. Melden Sie sich jetzt an!

Seniorenheim-Magazine 02/2023 und 01/2024