Hauptschüler werden Servicehelfer
Niederschwelliges Ausbildungsmodell bewährt sich vor allem in der Pflege
von Leonhard Fromm
Die zweijährige Ausbildung zum Servicehelfer haben seit 2007 in Baden-Württemberg 83 Hauptschüler absolviert. Aktuell sind 39 junge Leute bei zehn Trägern mit den Profilen Hauswirtschaft in der Pflege oder Gastronomie an Kliniken in Ausbildung.
„Mit dem Servicehelfer haben wir einen in Baden-Württemberg anerkannten Ausbildungsberuf konzipiert, der schulmüde Hauptschüler praxisorientiert direkt in den ersten Arbeitsmarkt führt“, sagt Dr. Almut Satrapa-Schill, die das Projekt als Bereichsleiterin der Robert Bosch Stiftung mit initiiert hat. Als Vorstandsvorsitzende des 2013 gegründeten Caro Ass e.V., der Assistenzberufe im Sozial- und Gesundheitswesen fördert, trägt sie das Berufsbild seither in die Breite. Es soll in Baden-Württemberg bekannter und in anderen Bundesländern auch eingeführt werden.
Der Erfolg gibt ihr Recht: Landet bisher knapp die Hälfte aller Hauptschüler in Maßnahmen außerhalb des ersten Arbeitsmarktes, nicht zuletzt, weil zwei Drittel aller IHK-Berufe Hauptschüler ausschließen, erhalten 75 Prozent aller Servicehelfer am Ausbildungsende ein Stellenangebot. Ein Drittel schließt eine Ausbildung in der Pflege an oder geht in Gastronomie und Einzelhandel.
Nach dem ersten Ausbildungsjahr, in dem sie den Arbeitgeber brutto 925 Euro im Monat kosten, sind sie mit monatlich 990 Euro brutto nach Paragraph 87b als Betreuungsassistenten mit der Pflegekasse abrechenbar. Der Abschluss als Servicehelfer berechtigt zur dreijährigen Ausbildung zum Altenpfleger.
„Wir hatten die Servicehelfer-Azubis zunächst als Lückenfüller für die Zivis gedacht“, räumt Werner Feil ein. Der Leiter der Else-Heydlauf-Stiftung in Stuttgart bildet aktuell sieben Servicehelfer aus. Vorausgegangen war, Aufgaben neu zu strukturieren, um Pflegekräfte von hauswirtschaftlichen Arbeiten wie Betten machen, Essen servieren oder Spüldienst zu entlasten. Solche Aufgaben wurden im Sozialdienst mit eigener Führungsstruktur im Haus gebündelt. Dazu gehört, dass die Servicehelfer den Senioren vorlesen, mit ihnen Spazieren gehen oder beim Essen helfen.
Georgia Kirtzali, die in der Else-Heydtlauf-Stiftung Servicehelferin lernt, sieht man die Dankbarkeit an. Nach nicht beendeter Hauptschule hatte die mittlerweile 20-Jährige eine Hauswirtschaftslehre abgebrochen, um ihren Abschluss nachzuholen. An der Schule erfuhr sie von dieser Möglichkeit und bewarb sich. „Alles ist hier schön und alles mache ich gerne“, schwärmt die junge Frau, die nach ihrem Abschluss eine Ausbildung zur Kinderpflegerin machen will „oder ich bleibe hier.“
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