Modernes Wundmanagement

Wenn wir als Pflegende heute von modernem Wundmanagement sprechen, geht es vorwiegend um Patienten mit chronischen Wundproblemen. Moderne Wundversorgung bietet Betroffenen einen deutlich verbesserten Lebensstandard bei verringerten Schmerzen.

Hauptverantwortlich für die Entstehung chronischer Wunden sind die periphere arterielle Verschlusskrankheit, das diabetische Fußsyndrom sowie die chronisch venöse Insuffizienz. Um eine optimale Versorgung solcher Wunden sicher zu stellen, ist eine exakte Diagnosestellung unerlässlich. Diese erfolgt beispielsweise durch einen Angiologen oder Diabetologen. Weiterhin kommt das moderne Wundmanagement bei exulcerierenden Tumorwunden, Dekubiti und Verbrennungen zum Einsatz.

Welche Vorteile bietet die moderne Wundversorgung?

Früher wurde fast jede Wunde mit trockenen Kompressen abgedeckt und täglich mindestens einmal neu verbunden – bei starker Sekretion auch öfter. Heute stehen uns neue Materialien zur Verfügung.

Grundgedanke der modernen Wundversorgung ist die Erkenntnis, dass chronische Wunden unter feuchtwarmer Okklusion schneller und besser heilen als an der Luft oder durch „Austrocknen“. So benutzen wir bei einer stark sezernierenden Wunde Wundauflagen, die ein hohes Absorbtionsvermögen besitzen, ohne die Wunde auszutrocknen. Bei trockenen Wunden kann ein Hydrogel eingesetzt werden, das die Wunde feucht hält. Hierdurch werden seltenere und schonendere Verbandwechsel möglich (ca. alle drei Tage).

Heute sind die Materialien hautfreundlich und verkleben nicht mit der Wunde, so dass ein relativ schmerzfreies Entfernen des Verbandes gegeben ist. Dies nimmt den Patienten die Angst vor den früher oft sehr schmerzhaften Verbandwechseln. Die Deckverbände bestehen in den meisten Fällen aus Folie oder einem wasserabweisenden Schaumverband. Hierdurch wird die Körperhygiene verbessert, weil mit dem Verband sogar ein Duschbad genommen werden kann. Viele Verbandsmaterialien sind zudem in Hautfarbe erhältlich, so dass das Tragen der Verbände weitgehend unauffällig ist. Durch den Einsatz moderner Materialien hat sich die Lebensqualität der Betroffenen deutlich erhöht.

Was versteht man unter Begleittherapien?

Die frühzeitige und regelmäßige Gabe von Analgetika ist bei der Versorgung von Patienten mit Problemwunden von großer Bedeutung, da Schmerzen die häufigste Begleiterscheinung bei chronischen Wunden sind. Eine begleitende Schmerztherapie ist somit unerlässlich. Dabei hilft ein Schmerzerfassungsbogen, in dem die Patienten ihren Schmerz genau beschreiben, z. B. den Zeitpunkt des Schmerzes und verstärkende Aktivitäten. Um gemeinsam mit dem behandelnden Arzt eine geeignete Schmerztherapie zu entwickeln, ist auch das Führen eines Schmerztagebuches sinnvoll.

Zwei wichtige Begleittherapien bei Dekubituswunden sind die Druckentlastung durch regelmäßige Lagewechsel und der Einsatz von Spezialmatratzen. Gleichzeitig ist auf eine ausgewogene, vitamin- und proteinreiche Ernährung zu achten. Handelt es sich um eine sehr große, stark sezernierende Wunde, muss darauf geachtet werden, dass die Patienten ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Trinkprotokolle sind hier eine sinnvolle Maßnahme.

Welche Bedeutung hat die moderne Wundversorgung in der Palliativpflege?

In der Palliativpflege steht das Wohlbefinden, die Erhaltung und Unterstützung der Lebensqualität im Vordergrund, weniger die Abheilung der Wunde. So binden Aktivkohlekompressen den Geruch exulcerierender, stark riechender Tumorwunden. Gerade bei Patienten mit Tumorwunden ist das Schmerzmanagement von großer Bedeutung. Daher ist die Belastung durch den Verbandswechsel so gering wie möglich zu halten. Um die Schmerzen zu minimieren, sollten in diesen Fällen keine klebenden Verbandsstoffe verwendet und die Wunde feucht gehalten werden.

Ein Ausblick

Betrachten wir die Altersentwicklung unserer Gesellschaft, wird das moderne Wundmanagement zunehmende Bedeutung erlangen, denn mit steigendem Lebensalter vergrößern sich die Folgen von Multimorbidität und chronischen Erkrankungen. Alle mit der Pflege und Betreuung älterer Menschen betrauten Einrichtungen sind hier gefordert, die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen und das dafür notwendige Wissen vorzuhalten.

Ein Bericht von:
Barbara Seemann (Krankenschwester und Wundtherapeutin) DRK-Krankenhaus Clementinenhaus, Hannover

Kurzinfo

Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V.

+49 30 84 78 29-23

www.drk-schwesternschaften.de

Der Verband der Schwesternschaften vom DRK e.V. wurde 1882 gegründet und hat sich als Mitgliedsverband des Deutschen Roten Kreuzes zum Ziel gesetzt, die professionelle Pflege weiterzuentwickeln und für eine qualitativ hochwertige, menschliche Gesundheitsversorgung einzutreten.

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