Wenn Hildegard W. (82 Jahre) Roy Black hört, huscht ein Lächeln der Wiedererkennung über ihr Gesicht und ihr Oberkörper wiegt sich im Takt der Musik. Die erfolgreiche medizinisch-pflegerische Versorgung demenzkranker Patienten ist eine besondere Herausforderung: Als erstes Krankenhaus in Hamburg setzt die Station „Siloah“ der Medizinisch-Geriatrischen Klinik des AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM HAMBURG Musiktherapie bei der Behandlung von dementen Menschen ein.
Bedingt durch den fortschreitenden Gedächtnisverlust leiden an Demenz erkrankte Menschen vor allem zu Beginn der Krankheit unter einer rapide eingeschränkten Kommunikationsfähigkeit. Das Gefühl sich seinem Umfeld nicht mehr verbal mitteilen zu können und der zunehmende Verlust des Kurzzeitgedächtnisses erschweren den Umgang mit der Krankheit auch für die behandelnden Ärzte.
Aber selbst bei der schwersten Form von Demenz bleibt das emotionale Empfinden der Betroffenen noch wach, auch wenn sie ihr Gefühlsleben nicht mehr in Worte fassen können.
„Musik ist der direkte Weg zur Emotionalität“, sagt Brunhilde Merk, Chefärztin der Medizinisch-Geriatrischen Klinik des AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM HAMBURG. „Auch wenn der Text bereits in Vergessenheit geraten ist, so bleiben die Melodien vertrauter Musikstücke dennoch im Gedächtnis verankert“, so Merk.
Der Einsatz von Musiktherapie bei der Behandlung dementer Patienten gewinnt in der Geriatrie deshalb zunehmend an Bedeutung. Auf der Station „Siloah“ im AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM HAMBURG widmen sich wöchentlich zwei Musiktherapeuten mit psychotherapeutischer Zusatzausbildung den Bedürfnissen der an Demenz erkrankten Patienten.
Das Konzept: In einem Erstgespräch verschafft sich der Therapeut einen Eindruck von der Lebensgeschichte des Patienten – notfalls mit Hilfe der Angehörigen – und versucht anhand der Biographie seine musikalischen Vorlieben herauszufinden. Danach richtet sich die Auswahl der Musikstücke, die während der Therapie gespielt werden. Brunhilde Merk räumt mit einem weit verbreiteten Vorurteil auf: „Nur weil man alt und dement ist hört man deshalb nicht nur Volksmusik! Die jungen Leute hören ja auch nicht alle Hip Hop.“
Von Klassik bis hin zu Popmusik und Kinderliedern werden daher alle Geschmäcker bedient. Auch beim Selbstmusizieren wird den Wünschen der Patienten Rechnung getragen, denn eine Vielzahl an unterschiedlichen Rhythmusinstrumenten steht zur freien Auswahl.
Musiziert wird üblicherweise in Kleingruppen von drei bis vier Patienten. Wenn sich ein Mensch aber nicht gleich öffnen kann und somit ein geschützter Rahmen erforderlich ist, gibt es auch die Möglichkeit der Einzeltherapie. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn zu der Demenz-Erkrankung eine Depression oder posttraumatische Belastungsstörung hinzukommt.
Kurzinfo
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