Mein Beruf: Pflege
„Aufnahmestopp für Pflegeheime verhängt! Wegen Unterschreitung der Fachkraftquote hat sich die städtische Heimaufsicht jetzt für einen harten Kurs entschieden und Aufnahmestopps verhängt.“ Diese Schlagzeile, kürzlich in einer überregionalen Tageszeitung zu lesen, lässt aufhorchen. Dass die Altenpflege unter einem gravierenden Fachkräftemangel leidet, ist so neu nicht. Seit Jahren führt die Bundesagentur für Arbeit Altenpflege als Engpassberuf. Spätestens jetzt sollte aber jeder Heimbetreiber, jede Pflegeleitung sich bewusst machen, dass eine Investition in das eigene Fachpersonal unumgänglich und eine Frage der Existenzsicherung des Unternehmens ist. Was Pflegefachpersonal angeht, kommt es vor allem darauf an, MitarbeiterInnen zu halten und an die Einrichtung zu binden. Es muss alles daran gesetzt werden, dass sie so lange und so leistungsfähig wie irgend möglich im Beruf und an ihrem Arbeitsplatz verbleiben. Inoffizielle Zahlen besagen, dass die Berufsverweildauer nach Abschluss der Ausbildung in der Altenpflege nur etwa 6,5 Jahre beträgt – mit sinkender Tendenz. Die Schere zwischen steigendem Bedarf und fehlendem Arbeitskräfteangebot öffnet sich so von Jahr zu Jahr weiter. Als Grund für den Ausstieg nennen viele Beschäftigte die über Gebühr und dauerhaft belastenden Arbeitsbedingungen. Wer trägt dafür die Verantwortung? Die Politik in Bund und Ländern? Investoren, die hohe Renditen erwarten? Führungskräfte, die sich in erster Linie dem Wohl des Unternehmens verpflichtet fühlen?
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe hat in diesem Jahr eine Aktion auf den Weg gebracht – das ‚Manifest der Pflegeberufe‘ (www.dbfk.de/manifest ). Darin kommt zum Ausdruck, was Pflegefachpersonen leisten (könnten), welches Potenzial sie mitbringen, wem sie sich verpflichtet sehen, welchen Beitrag sie im Gesundheitswesen ganz selbstverständlich erbringen – und was sie dafür brauchen und auch erwarten.
Mein Beruf: Pflege
Ich bin ein Leistungsfaktor und kein Kostenfaktor. Pflegefachpersonen werden dringend gebraucht: Mit meiner Arbeit leiste ich einen wertvollen Beitrag für die ganze Gesellschaft. Nur über die Kosten dieser Arbeit zu sprechen, bedeutet nicht nur Geringschätzung der Pflegenden, sondern auch Geringschätzung derer, die Pflege brauchen. Ich will, dass der Wert meiner Leistung anerkannt wird.
Ich sorge für Würde im Alter, wenn man mir die Chance gibt. Fließbandarbeit und Massenabfertigung haben in der Pflege nichts zu suchen. Ich achte jeden Menschen als Individuum. Deshalb muss ich die Möglichkeit haben, mit Empathie und Respekt auf den Einzelnen einzugehen. Bürokratie und zu knappe Personalschlüssel verhindern das oft. Ich will, dass mehr Zeit für die Pflege des Einzelnen bleibt.
Ich sorge für Nachhaltigkeit, wenn man mich lässt. Lebensqualität und Gesundheit möchte ich mit meiner Arbeit erhalten und fördern. Mit meiner Kompetenz kann ich aus der pflegerischen Perspektive maßgeblich zu guten Versorgungsentscheidungen beitragen. Eine individuelle Beratung ist unter Zeitdruck und ohne Freiraum aber unmöglich. Ich will, dass andere von meinem Wissen profitieren können.
Ich setze mein Wissen ein, aber nicht zum Dumpinglohn. Es werden in der Pflege zu Recht Kompetenz und umfassendes Wissen erwartet. Ich setze mein ganzes Können dafür ein, diesem Anspruch gerecht zu werden. Aber auch mein Arbeitsplatz muss diesen hohen Qualitätsstandards entsprechen. Ich will, dass meine Arbeit mit guten Arbeitsbedingungen und angemessener Vergütung gewürdigt wird.
Ich bringe vollen beruflichen Einsatz – im Dienst. Grenzüberschreitungen wie Eingriffe in meine Freizeit von außen sind in meinem Beruf an der Tagesordnung. Aber niemand kann ohne Erholung vollen Einsatz bringen. Der Respekt vor der Würde und Individualität der Menschen, die ich pflege, ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Ich will, dass auch mir dieser Respekt entgegengebracht wird.
Ich bilde den Berufsnachwuchs aus – nur so hat Pflege eine Zukunft. Erstklassigen Nachwuchs bringt nur ein Pflegesystem hervor, das die nötige Zeit und den nötigen Gestaltungsspielraum für die Ausbildung lässt. Nur wer jungen Menschen die Chance zur Weiterentwicklung gibt, kann die Pflege aktiv gestalten und zukunftsfähig machen. Ich will, dass die Pflegeausbildung attraktiver wird.
Das Manifest der Pflegeberufe hängt als Poster bereits in vielen Einrichtungen und regt zur Diskussion um den Stellenwert und das Potenzial von Pflegeleistung an. Die Aussagen stoßen an der Pflegebasis, aber auch bei Pflegeleitungen auf breite Zustimmung. Wir erwarten, dass die Verantwortlichen in der Politik und den Unternehmen nun Rahmenbedingungen für GUTE ARBEIT in den Pflegeberufen schaffen. Denn was war das Ergebnis einer kürzlich von der Deutschen Gesellschaft für Qualität DGQ veröffentlichten Studie? Qualifiziertes Personal ist das wichtigste Aushängeschild für Pflegeeinrichtungen!
Johanna Knüppel
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), Bundesverband e.V.