Ob OP-Besteck, Türklinken oder Stationshandys: In jedem Klinikbereich lauern andere Gefahren durch Gebrauchsgegenstände, die mit Keimen kontaminiert sind. Für viele Bereiche hat die Industrie Lösungen entwickelt, mit deren Hilfe gefährliche Erreger in Schach gehalten werden können. „Aber leider werden diese Innovationen von den Krankenhäusern bisher viel zu wenig genutzt“, kritisiert Justus Schmitz, geschäftsführender Gesellschafter von Deutschlands größtem Hersteller antibakterieller Gardinen- und Vorhangstoffe, der Schmitz-Werke GmbH & Co.KG in Emsdetten.
Dabei nehmen die Probleme mit multiresistenten Keimen in Kliniken deutlich zu: Etwa eine Millionen Menschen stecken sich bereits jedes Jahr mit einem Klinikkeim an. Für 40.000 Menschen endet eine solche Infektion tödlich, schätzt die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH). Dr. med. Nils Haustedt, Chefarzt der Abteilung für septische Chirurgie in der Schön Klinik in Hamburg-Eilbek, rechnet sogar noch mit einer weiteren Zunahme der Infektionen: „Allein deswegen, weil immer mehr operiert wird.“ Die heutige Medizintechnik mache es möglich, auch alten und Risiko-Patienten beispielsweise Prothesen einzusetzen und Brüche mit Implantaten zu kurieren. „Das heißt, in der gleichen Zeit werden immer mehr Operationen vorgenommen.“ Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnte jede dritte Infektion verhindert werden, wenn Kliniken mögliche Keimquellen konsequent identifizieren und ausmerzen würden. Vorhandene Lösungsansätze und Innovationen, die die Hygienesituation verbessern, kommen aber noch zu selten zum Einsatz.
MRSA auf Vorhängen noch nach Monaten nachweisbar
Das gilt auch für Textilien: Einige Bakterien wie der multiresistente MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) und Sporen bildende Bakterien wie das Clostridium difficile (CD) sind noch nach Monaten auf Vorhangstoffen nachweisbar und stellen wegen ihrer Vermehrungsfähigkeit eine Gefahrenquelle für Patienten dar. „Deshalb sind auch desinfizierende Vorhänge und Gardinen ein wichtiges Glied in der Hygienekette“, betont Schmitz. „Es kann sich eigentlich keine Klinik mehr erlauben, die strengen Hygieneregeln für Textilien nur auf Bettwäsche und Arbeitskleidung anzuwenden.“ Durch die Verwendung von Vorhängen, die eine antibakterielle Wirkung entfalten, könne das Übertragungsrisiko von vorne herein deutlich reduziert werden, so Schmitz. Der antibakterielle Wirkmechanismus wird durch Silberionen – elektrisch geladene Silbermoleküle – erzielt, die auf Keramikträgern als Polymere in der Molekularstruktur der Stofffaser fixiert sind. Das Edelmetall zerstört die Zellmembran von Bakterien und hemmt ihr Wachstum. Ionen greifen zudem die Stoffwechselsysteme der Bakterien an, so dass sie absterben.
Hohe Wirksamkeit bei gleichzeitiger Kostenersparnis
Desinfizierende Stoffe haben den Vorteil, dass sie weder verkeimt sind noch Keime durchs Waschen aufnehmen. MRSA überlebt zum Beispiel Waschgänge bei 30 Grad und kann andere Textilien kontaminieren. Die desinfizierende Eigenschaft der Silberionen verlieren die Gardinen- und Vorhangstoffe aus Emsdetten auch nach mehrfachem Waschen bei 60 Grad nicht. Etwas höhere Einrichtungskosten durch Anschaffung der antibakteriellen Gardinen werden durch geringere Waschfrequenzen mehr als kompensiert.
Antibakterielle und desodorierende Wirkungsweise der drapilux „all on one“-Stofffasern: Bakterien werden von den Silberionen in der Faser in ihrer Struktur zerstört. Zusätzlich werden Geruchsmoleküle durch Metallsalze aufgespalten und als harmlose Wasser- und Stickstoffverbindungen an die Umwelt abgegeben.