Ins rechte Licht gerückt – Kontraste und das richtige Licht für sehbehinderte Menschen erleichtern den Alltag im Seniorenheim
von Reiner Delgado
Im Pflegeheim leben alte Menschen. Im Alter treten natürlicherweise viele Einschränkungen auf. Ein großer Teil der Pflegebedürftigen hat eine Sehbehinderung. Durch die richtigen Hilfen können Auswirkungen einer Seheinschränkung gemildert, Autonomie wiederhergestellt und Pflegeaufwand reduziert werden.
48% aller Erblindungen treten in der Altersgruppe ab 80 Jahren auf. Nahezu 10 % der 74 bis 79 jährigen haben weniger als die Hälfte der normalen Sehschärfe, sie erkennen also Dinge aus 50 cm Entfernung, die Normalsichtige aus 1 m sehen können. Der tatsächliche Anteil von Menschen mit Sehbehinderung in Pflegeheimen lässt sich aufgrund der schlechten statistischen Datenlage nicht genau bestimmen. Eine ältere Erhebung zeigte aber, dass fast die Hälfte der Heimbewohner mit Sehhilfen unterversorgt war und dass drei Viertel dieser Menschen mit einfachen Sehhilfen wieder selbst lesen könnten.
Es ist davon auszugehen, dass in jedem Pflegeheim viele sehbehinderte oder gar blinde Menschen wohnen, denen die passenden Hilfen nicht zugute kommen zu ihrem Schaden und zu Lasten der Pflegenden.
In allen Bereichen des Alltags erleichtern Hilfsmittel sehbehinderten Menschen viele Tätigkeiten oder dienen ihrer eigenen Sicherheit. Die folgende Übersicht gibt einen Überblick über das aktuelle und mittlerweile große Angebot. Hilfsmittelzentralen und -Verkaufsstellen bieten außerdem eine Reihe von Produkten an, die zwar nicht speziell für sehbehinderte Menschen hergestellt wurden, aber aufgrund ihrer Handhabung und Eigenschaften besonders gut für Menschen mit Sehproblemen geeignet sind.
1. Markierungen und Kontraste Ein grundlegendes und recht einfach zu handhabendes Hilfsmittel sind Markierungen. Es gibt sie in verschiedenen Varianten für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche.
Markierungspunkte sind tastbar und selbstklebend und ermöglichen das Markieren von Schaltern und Geräte-Einstellungen z.B. an Radios, Fernsehern oder auch Tablettenboxen: 1 Punkt für Morgen, 2 Punkte für Mittag, 3 Punkte für Abend. Für Treppenstufen gibt es Markierungsstreifen in unterschiedlichen Farben. Sind die erste und die letzte Treppenstufe damit gekennzeichnet, fällt es Menschen mit einer Seheinschränkung leichter, Treppen zu benutzen. Nagellack, Konturenpaste für Hinterglasmalerei, Plusterfarben und Lackstifte eignen sich ebenso zum Markieren wie Gummibänder, Pflaster, Tesakrepp und Ähnliches. Dem Erfindungsgeist sind hier kaum Grenzen gesetzt. Eine einfache und doch hilfreiche Methode ist das Nutzen von Kontrasten. So fällt es jemandem mit eingeschränktem Sehvermögen oft leichter, ein Getränk in eine Tasse oder ein Glas einzugießen, wenn sich das Geschirr deutlich andersfarbig vom Untergrund abhebt. Simple Möglichkeiten sind das Verwenden farbiger Tischsets und die Anschaffung von gefärbtem Glas und farbigem Geschirr. Die Schaffung von Kontrasten lässt sich in zahlreichen anderen Bereichen des täglichen Lebens verwirklichen und man kann mit relativ geringem Aufwand einen großen Nutzen erzielen.
Nicht jedes Licht ergibt eine gute Beleuchtung, die für sehbehinderte Menschen angenehm und sinnvoll ist. Gutes Licht hat Auswirkungen auf die Sehschärfe, das Kontrastsehen, die Lesegeschwindigkeit und auf das gesamte Wohlbefinden. So kann eine gute Beleuchtung beispielsweise den Vergrößerungsbedarf reduzieren. Licht trägt außerdem wesentlich zur Sicherheit und Selbstständigkeit im Wohn- und Arbeitsbereich sowie in öffentlichen Räumen bei. Letztlich ist richtiges Licht eines der wichtigsten Hilfsmittel für sehbehinderte Menschen. Tipps für die Nahbeleuchtung
Während für normalsichtige Menschen eine Deckenbeleuchtung als allgemeine Raumbeleuchtung zum Lesen, Handarbeiten, Basteln usw. meist ausreicht, benötigen sehbehinderte Menschen in der Regel eine zusätzliche Nahbeleuchtung, gerade, wenn sie mit vergrößernden Sehhilfen arbeiten.
Eine gute Leuchte zeichnet sich generell dadurch aus, dass sie dimmbar ist, die Arbeitsfläche gleichmäßig ausleuchtet sowie eine leicht mögliche Veränderung der Neigung und damit des Beleuchtungswinkels zulässt. Da die Leuchte für den Nahbereich in der Nähe des Kopfes ihren Dienst tut, sollte man darauf achten, dass sie keine scharfen Kanten hat und die Lampe nicht brummt. Die Wärmeentwicklung der Lampe sollte auch bei längerem Betrieb gering sein.
Beim Netzbetrieb einer Leuchte ist darauf zu achten, dass die Kabel so gelegt werden können, dass sie nicht zu Stolperfallen werden.
Verschiedene Lichtfarben sind vorteilhaft zur Steigerung des Kontrastsehens. Man kann in bestimmte Leuchten mehrere Lampen mit verschiedenen Farben einsetzen, beispielsweise mit mehr Gelb-, Rot- oder Blauanteilen, Neutralweiß, Warmweiß usw. Die unterschiedlichen Farben werden, von Mensch zu Mensch verschieden, eher als störend oder als angenehm empfunden.
Tipps für die allgemeine Beleuchtung
Grundsätzlich sollte ein Raum möglichst gleichmäßig beleuchtet sein, um das Kontrastsehen und damit die Sehleistung zu unterstützen. Die am besten für sehbehinderte Menschen geeigneten allgemeinen Lichtquellen sind Deckenleuchten mit indirekter Beleuchtung, bei denen man die Lampe nicht sieht. Durch eine indirekte Beleuchtung werden Reflektionen des Lichts auf der Arbeitsfläche, auf Klarsichtfolien, glänzenden Zeitschriften und auf dem Boden sowie die Blendung beim Blick nach oben weitgehend verhindert. Leicht nachvollziehbar wird vor diesem Hintergrund, dass kleine, sehr helle Lichtquellen wie Halogenspots wegen der Direktblendung ganz und gar nicht geeignet sind.
Allgemein gilt: Sehbehinderte Menschen benötigen eine höhere Beleuchtungsstärke als normalsichtige Menschen. Arbeitsplätze sollten daher um mindestens 3 Stufen höher beleuchtet werden, als dies für normal sehende Personen durch DIN-Normen vorgesehen ist. Gleichzeitig erschwert eine zu starke oder grelle Beleuchtung die visuelle Wahrnehmung durch Reflektion an Wänden und am Boden und führt zu Ermüdungserscheinungen.
Auch unabhängig von Leuchten und Lampen gibt es Möglichkeiten, mit denen der sehbehinderte Mensch die allgemeine Beleuchtung und deren Auswirkungen beeinflussen kann: So vermeidet man Reflektionen und Spiegelungen auf Arbeitsflächen, wenn man diese in matt oder seidenmatt wählt. Durch Fenster einfallendes Sonnenlicht kann mit verstellbaren Lichtschutzvorrichtungen reguliert werden.
Viele weitere Hinweise bietet die Broschüre „Hilfsmittel für sehbehinderte Menschen2 des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) – www.broschueren.dbsv.org.
Fotorechte: DBSV/Friese
Kurzinfo
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV)
+49 30 285387-0