„In der Jugend begleitet der Kinderarzt den Patienten, im Alter ist der Geriater der fachliche Ansprechpartner“ „Geriatrie ist der Zweig der Medizin, der sich mit der Gesundheit im Alter sowie den präventiven, klinischen, rehabilitativen und sozialen Aspekten von Krankheiten beim älteren Menschen beschäftigt.“
Mit dieser grundlegenden Definition hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits 1989 das Aufgabengebiet der Geriatrie umrissen: Im Zentrum steht der Bedarf der älteren Menschen, im Zusammenhang mit medizinischen Behandlungen im Hinblick auf die individuelle, gesundheitliche und soziale Situation, umfassend wahrgenommen zu werden. Geriatrie – auch Altersmedizin genannt – befasst sich mit Erkrankungen und Unfallfolgen bei alten, zumeist multimorbiden Menschen. Die meisten Patienten sind über 65 Jahre alt. Patienten, die am meisten von der geriatrischen Spezialdisziplin profitieren, sind in der Regel 80 Jahre und älter. Die geriatrischen Kliniken bieten hierauf abgestimmt eine umfassende Abklärung der verschiedenen Krankheiten und ihrer jeweiligen Zusammenhänge, sowie eine altersgerechte medizinische Intervention in Verbindung mit rehabilitativer Behandlung. Der Blick richtet sich somit weniger auf die einzelne Krankheit oder das einzelne Akutereignis, sondern vielmehr auf die komplexen Zusammenhänge und die Wechselwirkungen der verschiedenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Ziel ist es, die Selbstständigkeit und damit die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben der älteren Menschen so lange wie möglich zu erhalten. Der ganzheitliche Ansatz der in den geriatrischen Einrichtungen verfolgt wird, erstreckt sich dabei auch auf psychische, funktionelle, soziale und ökonomische Belange, die im Zusammenhang mit der gesundheitlichen Situation der Patienten stehen.
Die geriatrische Versorgung führt neben einer Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen gleichzeitig zu einer Reduzierung des Pflegebedarfs. Ein wichtiger Aspekt ist daher die Umsetzung des Grundsatzes Reha vor Pflege.
Dies ist von hoher Bedeutung, da die Pflegebedürftigkeit zwischen 1999 und 2007 um 11 % gestiegen ist. Dies entspricht einer Anzahl von 2,2 Mio. Pflegebedürftigen, die Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch nehmen. Der größte Anstieg ist mit 24 % bei der stationären Pflege zu verzeichnen. Prognostische Angaben aus verschiedenen Studien1 gehen von einer knappen Verdopplung der Pflegebedürftigen im Jahr 2050 aus.
Schon heute zeichnet sich eine deutliche Überforderung der Pflegeversicherung ab. Die Geriatrie kann zur Verhinderung der Pflegebedürftigkeit und damit zur Eindämmung des Pflegebedarfs einen positiven Beitrag leisten. Zum einen können durch eine optimale Verknüpfung der medizinischen Therapie bei altersbedingter Multimorbidität die Krankheitskosten in der Akutbehandlung z. B. durch die Abnahme der „Drehtüreffekte“ insgesamt reduziert werden. Zum anderen liegt ein wesentlicher Fokus der geriatrischen Therapie in der Behebung der funktionellen Einschränkungen sowie der Wiedereingliederung des älteren Patienten im Sinne der Teilhabe (Nutzung des Rehabilitationspotenzials). 1.) z.B.. Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen
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Kurzinfo
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