Öffentlichkeit wird darüber sehr wenig gesprochen.
Kontinent zu sein ist eine Fähigkeit, die wir im Laufe der kindlichen Entwicklung erlernen, an sie sind geistige und soziale Fähigkeiten geknüpft, sie werden dem „Erwachsensein“ zugesprochen. Sowohl in der Bevölkerung, als auch in den verschiedenen Gruppen der Gesundheitsberufe halten sich bis heute falsche Vorstellungen und Vorurteile über die Inkontinenz. Viele Betroffene suchen deshalb fachgerechte Hilfen nicht auf; auch stehen unzureichende Behandlungs- und Pflegeangebote zur Verfügung.
Diesen Teufelskreis zu durchbrechen ist eine der zentralen Aufgaben, der sich die Deutsche Kontinenzgesellschaft e. V. seit 1987 widmet. Sie ist ein Forum für interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit zur Behandlung und Versorgung von Menschen mit Kontinenzproblemen aller Altersgruppen.
Seit dem Erscheinen des nationalen Expertenstandards: „Förderung der Harnkontinenz in der Pflege“ (DNQP 2007)wird diesem Thema in der Gruppe der Pflegefachkräfte im Pflegealltag und auch im Bereich der Pflegewissenschaft mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
Harninkontinenz im Alter
Häufig existiert die Überzeugung, dass Inkontinenz zum „normalen“ Alterungsprozess dazugehöre, die Behandlung deshalb wenig Erfolg versprechend sei. Diese meist „unbewusste“ Einstellung auf Seiten der Helfergruppe aber auch auf der Seite der älteren Menschen und deren Angehörigen verhindern nach Lösungsmöglichkeiten bei auftretenden Kontinenzproblemen zu suchen.
Statistisch gesehen sind von Harninkontinenz bei den unter 60igJährigen mehr Frauen als Männer betroffen, die Zahlen steigen mit zunehmendem Lebensalter bei beiden Geschlechtern kontinuierlich an. Ein hohes Lebensalter heißt aber nicht zwangsläufig harninkontinent zu werden. Ursachen der Harninkontinenz im Alter sind meist multifaktoriell. Häufig besteht eine Kombination von Erkrankungen der Ausscheidungsorgane in Kombination mit Einbußen der körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Ebenfalls sind weitere Risikofaktoren nachgewiesen wie z. B. chronische Erkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Demenz, M. Parkinson) und Medikamente (z. B. Diuretika, Psychopharmaka).
Eine bundesweite Erhebung zeigt, dass bei einem Vergleich zwischen Pflegeheimen und Krankenhäusern, der Anteil inkontinenter Personen in den Pflegeheimen deutlich höher ist als in Krankenhäusern (Charité Berlin 2009). Daraus folgt, dass besonders in Einrichtungen der stationären Altenhilfe die Pflegekräfte und behandelnden Ärzte speziell für diese Thematik sensibilisiert sein müssen und auf Fachwissen gestützt ihren Umgang mit den Bewohnern gestalten. Die Träger der Einrichtung sind aufgerufen ihre Mitarbeiter darin zu unterstützen.
In einer weiteren Studie zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit eine Harninkontinenz zu entwickeln sich in den ersten sechs Monaten nach einer Heimaufnahme erhöhte, wenn sich der geistige Zustand oder die Bewegungsfähigkeit des (r) Bewohners (in) verschlechterte. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die körperlichen und geistigen Fähigkeiten für den Kontinenzerhalt von Pflegeheimbewohnern besonders bedeutsam sind (Pflege & Gesellschaft 2008).
Facit für die Praxis: Der Erhalt und die Förderung kognitiver und körperlicher Fähigkeiten und der Mobilität müssen in Einrichtungen der stationären Altenhilfe einen hohen Stellenwert in der pflegerischen Versorgung einnehmen. Das Risiko nach Einzug in ein Pflegeheim harninkontinent zu werden kann dadurch gesenkt werden.
E.Kuno, Lehrerin für Pflegeberufe, Mitglied im Expertenrat der Deutschen Kontinenzgesellschaft e. V.
Literatur:
Ahnis.A., Boguth.K., Braumann. A., Kummer.K., Seizmair.N., Seither.C.: Inkontinenz bei alten Menschen. In: Pflege & Gesellschaft 13.Jg..2008 H.
Dassen.T.(2009) Bundesweite Erhebung zu Pflegeproblemen 2009. In Charité – Universitätsmedizin Berlin Institut für Medizin/Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft
Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP)(2007):Expertenstandard Förderung der Harnkontinenz in der Pflege. Osnabrück: Fachhochschule Osnabrück
Kurzinfo
Gesellschaft für Inkontinenzhilfe e.V.
+49 0561 780604