Durchblick trotz Diabetes

Folgeschäden am Auge lassen sich vermeiden und kontrollieren

Diabetische Augenkrankheiten gehören zu den häufigsten Folgeschäden der Zuckerkrankheit. Unbehandelt führen sie zur Erblindung. Mit modernen Untersuchungsmethoden können Augenärzte erste Anzeichen der gefährlichen Gefäßveränderungen am Auge entdecken, lange bevor das Sehvermögen der Patienten nachlässt. Dann besteht die Chance, den Krankheitsprozess unter Kontrolle zu bekommen. Augenärzte raten Diabetikern daher zu besonderer Aufmerksamkeit und regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen.

Prof. Dr. med. Bernd Bertram, 1. Vorsitzender des Berufsverbands der Augenärzte und Generalsekretär der Initiativgruppe „Früherkennung diabetischer Augenerkrankungen“ rät allen Diabetikern: „Heutzutage können die meisten Patienten mit Diabetes bei guter Diabetesbehandlung und augenärztlicher Versorgung bis ins hohe Alter ein gutes Sehen behalten. Ein sehr wichtiger Baustein ist dabei die jährliche Netzhautkontrolle bei allen Diabetikern.“

Unter einer zu hohen Zuckerkonzentration im Blut leiden insbesondere feine Blutgefäße, wie jene, die die Netzhaut (Retina) mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Viele Diabetiker entwickeln daher im Verlauf der Krankheit eine so genannte diabetische Retinopathie. Bei manchen Typ-II-Diabetikern ist die Netzhaut schon betroffen, wenn die Krankheit erkannt wird.

Leider gehört die diabetische Retinopathie zu den Haupterblindungsursachen in Deutschland. Augenärzte tragen mit moderner Diagnostik und Therapie dazu bei, die Zahl dieser Erblindungen so gering wie möglich zu halten.

Wenn der Augenarzt mit seinem Spezialmikroskop ins Auge des Patienten schaut, kann er am Augenhintergrund die Gefäße der Netzhaut genau betrachten. Nicht selten ist er es, der aufgrund von auffälligen Veränderungen als erster die Diagnose „Diabetes mellitus“ stellt. Denn nirgends sonst im Körper können Ärzte Blutgefäße so direkt betrachten, ohne den Patienten auch nur zu berühren. Moderne, computergestützte Verfahren verschärfen den diagnostischen Blick noch zusätzlich, so dass die Netzhautschäden noch besser erkannt und der Verlauf der Krankheit genauestens kontrolliert werden kann.

Eine optimale Blutdruck- und Blutzuckerkontrolle ist die beste Methode, um diabetesbedingte Augenschäden zu vermeiden. Wenn sich doch eine diabetische Retinopathie entwickelt, können Laserbehandlungen oder – im fortgeschrittenen Stadium – operative Eingriffe den Patienten das Augenlicht erhalten. Prof. Bertram betont: „Die Lasertherapie kann oft eine Sehverschlechterung verhindern, kann aber meist keine Besserung erreichen. Deswegen muss auch bei Beschwerdefreiheit jährlich der Netzhautbefund kontrolliert werden, um für die Lasertherapie den richtigen Zeitpunkt zur erkennen: wenn bestimmte Netzhautveränderungen vorliegen und die Sehfunktion noch gut ist.“ Medikamente direkt ins Auge zu injizieren, ist eine neue Methode, die den Betroffenen in bestimmten Stadien helfen kann. Wichtig ist jedoch, dass Diabetiker ihre Augen regelmäßig untersuchen lassen. Sobald die Zuckerkrankheit erkannt wurde, sollten sie zum Augenarzt gehen. Ist die Netzhaut noch nicht erkrankt, reicht eine Kontrolluntersuchung pro Jahr aus. Erkennt der Augenarzt erste Veränderungen, dann wird er die Abstände, in denen der Patient wieder kommen soll, mit ihm besprechen – in der Regel erfolgen die Untersuchungen dann alle drei bis sechs Monate.

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