Die Wasserstoffperoxid-basierte Raum- und Flächendesinfektion in der Altenpflege

Maximale Sicherheit durch perfektionierte Umgebungshygiene

Eine Feldstudie in einem Hamburger Seniorenpark belegt Wirksamkeit der Wasserstoffperoxid-basierten Kaltvernebelung bei der Hygiene-Optimierung.

In Deutschland infizieren sich im Jahr bis zu 1,5 Mio. Menschen in Krankenhäusern, Kliniken, Altenheimen und ähnlichen Einrichtungen mit Bakterien und Viren, für bis geschätzte 40.000 Betroffene ist die Infektion tödlich. Insbesondere Alten- und Pflegeheime sind in den Fokus der Forschung und Praxis geraten, weil sich hier Menschen aufhalten, die aufgrund ihres Alters verstärkt gefährdet sind. Oft sind sie durch alterstypische Befindlichkeiten und Krankheiten geschwächt, ihre Immunabwehr ist eingeschränkt, ihre Haut hat die normale Schutzfunktion verloren, die Wundheilung ist erschwert; Erkrankungen verlaufen mit deutlich mehr Komplikationen. Antibiotika helfen nicht mehr, weil die Erreger multiresistent geworden

sind. Die wohl bekanntesten Bakterien sind die mehrfach resistenten Staphylokokken des Typs Staphylococcus aureus (MRSA), die übertragen werden durch Besiedlung der Haut, von Wunden und durch Übertragung durch Tröpfchen in Nase, Rachen und Darm. Geradezu gefördert wird eine Infektion durch mangelhaftes Hygienebewusstsein der Betroffenen selbst und ihres Pflegepersonals. Und die Reinigungskräfte werden oft von Fremddienstleistern eingesetzt, denen das Bewusstsein für mögliche Gesundheitsrisiken durch Killerviren fehlt. Denn an jeder Türklinke, an jedem Bettgestell oder Kittel, in Nasszellen und natürlich auch an medizinischem Gerät lauert die zuweilen tödliche Gefahr. Mediziner sprechen bereits von einer „Hygienekatastrophe“, zumal sich ein einziger Mikro-Organismus in relativ kurzer Zeit und unter günstigen Umständen auf 100 Millionen Organismen vermehren kann. Und man wird sie nur schwer wieder los. Das Gebot der Stunde wäre also ein verlässliches Hygienemanagement, um die alten Menschen, ihre Besucher und das Personal zu schützen. Doch dieser Anspruch ist in der Regel gleichbedeutend mit weiteren Kosten für zusätzliches, qualifiziertes Personal – ein Teufelskreis, denn gerade Alten- und Pflegeheime haben derzeit keine großen finanziellen Spielräume. Und wird erst einmal eine Infektion bei einem Bewohner diagnostiziert, können die wirtschaftlichen Folgen dramatisch sein.

Mehr Hygiene ohne Steigerung der Kosten – ist das überhaupt möglich?

Seit einigen Jahren gibt es ein wirksames Instrument gegen Erreger aller Art, das sowohl dem Sicherheitsfaktor als auch der ökonomischen Perspektive Rechnung trägt. Mit einem Raumdesinfektions-System werden Räume durch Aerosolvernebelung bis in die Ecken desinfiziert. Die Effektivität dieser vollautomatischen Desinfektionstechnik ist in einer Feldstudie in einem Hamburger Pflegeheim von führenden deutschen Mikrobiologen auf eindrucksvolle Weise bestätigt worden: Die Keimbesiedlung in den 25 Räumen wurde durch ein Desinfektionsmittel auf Wasserstoffperoxid-Basis um bis zu 99 Prozent reduziert. Die Vernebelungsmethode schließt dadurch eine fehleranfällige Hygienekette, denn bisher waren die Scheuer-Wisch-Desinfektion von Flächen und Geräten und die regelmäßige Desinfektion der Hände die beiden wesentlichen Hygienekriterien.

Die H2O2-Raumvernebelung erfolgt durch einen Aerosolgenerator, der ein antimikrobielles, biokompatibles Desinfektionsmittel vollautomatisch vernebelt. Es handelt sich dabei um einen Wasserstoffperoxid-Desinfektionsnebel, dessen Wirksamkeit durch Silberionen noch erhöht wird. Bereits vielfach erprobt ist die Kaltvernebelung in Krankenhäusern, bei Rettungsdiensten, Pflegeheimen, in Zahnarztpraxen, bei Gebäudedienstleistern, aber auch im Pharma- und Lebensmittelbereich – also überall dort, wo Kontaminationen drohen und stattfinden und deshalb hohe Anforderungen an präventive wie nachsorgende Hygiene gestellt werden müssen, um Ansteckungen und Erkrankungen zu vermeiden.

Grafik: Keimbelastungen vor und nach der H2O2-basierten Kaltvernebelung

Die Feldstudie zur Qualitätsoptimierung der Hygiene im Amarita Seniorenpark in Hamburg, einer Kurzzeit-Pflegeeinrichtung für ältere Menschen, ging von der Frage aus, ob mittels Kaltvernebelung tatsächlich eine Verbesserung im Bereich der Umgebungshygiene erreicht werden kann. Die nun ausgewerteten Ergebnisse waren eindeutig positiv: In Verbindung mit der Vorgehensweise „Scheuer-Wisch“ waren die mittels Raumdesinfektion vernebelten Räumlichkeiten in einem weit höheren Maße dekontaminiert (siehe Grafik). Nicht minder wichtig in solchen Fällen ist die Frage der Praktikabilität, der Verträglichkeit und der Kostengünstigkeit. Auch hier ein klarer Befund: Deutliche Vorteile gegenüber den üblichen, etablierten Verfahren (die aufgrund personell begründeter Unzulänglichkeiten keineswegs zufrieden stellend im Sinne einer optimalen Hygiene im Zeitalter multiresistenter Keime und Fachkräftemangel sind).

Bei der Feldstudie wurde davon ausgegangen, dass ein häufiger Bewohnerwechsel stattfindet und deshalb die Gefahren der Verbreitung von Krankheitserregern während der Pflege besonders groß sind. Zielgerichtet wurden deshalb Messpunkte in den Zimmern und Nasszellen, auf Böden und in Schränken einheitlich festgelegt und vor und nach der Vernebelung auf Keimzahl und Keimart per Abklatschtest untersucht. Die Überwachung der Untersuchung oblag dem Deutschen Beratungszentrum für Hygiene (BZH), namentlich Dr. Winfried Ebner, Infektiologe und Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin, und Dr. Andreas Schwarzkopf, Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, zudem öffentlich bestellter und beeidigter Sachverständiger für Krankenhaushygiene. Der Feldversuch erbrachte den Nachweis, dass verschiedene Keime und Sporen in den 25 Räumen größtenteils abgetötet werden. Im Durchschnitt wurde bei der Desinfektion eine Effizienz von 75,54 Prozent erreicht. Die Anzahl vermehrungsfähiger Mikroorganismen wurde somit deutlicher reduziert als bei der üblichen „Wischtechnik“ – die vernebelten Einsatzorte bzw. Gegenstände wurden in einen Zustand versetzt, der eine Infektionsgefahr weitgehend ausschließt. Weiterhin wurde belegt, dass die Wasserstoffperoxid-Kaltvernebelung mit geringem Personalaufwand betrieben werden kann. Auch die Einarbeitung des Personals in das neue System war mit einer Stunde relativ gering. Nicht gerade primär angesichts der Zielsetzung, aber im Zuge der Kostendiskussion von Relevanz ist der finanzielle Faktor.

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