Diabetes: Strukturierte Behandlung verhindert Folgeschäden
Eine strukturierte Betreuung von Diabetikern führt zu einer deutlichen Verringerung von Folgeerkrankungen. Dies belegt der aktuelle Qualitätsbericht der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) bzgl. des Disease-Managment Programms (DMP) für Typ-2-Diabetiker in Nordrhein. Die Ergebnisse präsentieren das DMP Diabetes als Erfolgsmodell, das Leid vermeiden und Folgeschäden reduzieren kann.
Über 80 Prozent der Typ-2-Diabetiker in Nordrhein sind im DMP Diabetes der Krankenkassen eingeschrieben. Es handelt sich dabei um ein Therapie- und Behandlungsprogramm für chronisch an der Stoffwechselstörung erkrankte Menschen. Betroffen sind vor allem Senioren: Mehr als 35 Prozent der Patienten im Programm sind älter als 76 Jahre. Im DMP Diabetes behandelt der Hausarzt zusammen mit dem Diabetologen die Patienten strukturiert und betreut sie gemäß den gültigen Empfehlungen und Leitlinien. Alle drei Monate werden Blutzucker, Blutzuckerlangzeitwert (HBA1C) und Blutdruck gemessen. Ebenso werden regelmäßig Nerven, Füße, Augen und Nieren untersucht. Alle Werte werden dokumentiert und langfristig beobachtet. So kann bspw. die Medikation frühzeitig angepasst werden, um möglichen Spätschäden vorzubeugen. Zusätzlich werden Schulungskurse angeboten, die die Kurs-Teilnehmer dazu befähigen, ihren Diabetes besser zu verstehen, im Alltag damit umzugehen und das Leben lebenswert zu halten.
Darüber hinaus werden in den diabetologischen Schwerpunktpraxen verschiedene Kurse je nach Problem und Behandlungsform angeboten, um die individuelle Diabeteseinstellung zu optimieren. Es gibt dort strukturierte Kurse speziell für ältere Menschen, in denen die Diabeteseinstellung gerade für Senioren möglichst vereinfacht wird. Diese Leistungen werden von den Krankenkassen bezahlt und können auch bei Bedarf wiederholt werden.
Alle im DMP enthaltenen Maßnahmen (Untersuchungen, Kontrollen, Dokumentationen, Vorhalten der Schulungsstruktur, Ausbildung der Diabetesberaterinnen und vieles mehr) sind sehr aufwendig und kostenintensiv. Von Gegnern dieses Behandlungskonzepts wird immer wieder entgegengehalten, das überhaupt nicht bewiesen sei, ob durch die intensivere Betreuung tatsächlich etwas verbessert werde und ob sich der ganze Aufwand lohne. Doch die Dokumentation seit Start des DMP-Programms vor über zehn Jahren räumt diese Zweifel aus: Patientendaten von mittlerweile über 500.000 Menschen aus Nordrhein wurden anonym erfasst, Folgeerkrankungen sowie eingesetzte Medikamente dokumentiert und alle Daten bis einschließlich 2013 vom Zentralinstitut der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ausgewertet.
So wurde im vergangenen Qualitätsbericht der KV gezeigt, dass die strukturierte Betreuung der Diabetiker in Nordrhein zu einer deutlichen Verringerung schwerwiegender Folgeerkrankungen führte. Beispielsweise sank die Zahl der Beinamputationen, verursacht durch Nervenschäden bei Diabetes, in den letzten zehn Jahren um 80 Prozent. Dies konnte durch regelmäßige Kontrollen der Nerven und Beine sowie der frühzeitigen Weiterbehandlung in Fußambulanzen erreicht werden. Ebenso konnte die Rate von Dialysen bei fortgeschrittenen Nierenerkrankungen durch Diabetes halbiert werden. Des Weiteren konnte durch regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt und schnelles Reagieren auf frühe Veränderungen am Augenhintergrund die Rate von Erblindungen um 85 Prozent gesenkt werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass eine strukturierte Behandlung und auch Begleitung von Diabetikern durch DMP-Hausärzte und Schwerpunktpraxen im Rahmen des DMP-Programms Folgekosten sowie Folgeschäden und viel Leid ersparen kann. Kurz: Es wäre aus menschlichen, aber auch aus finanziellen Gründen sehr sinnvoll, alle Menschen mit Diabetes im Rahmen der DMP-Programme strukturiert zu betreuen. Ärzte und Krankenkassen fordern daher alle Diabetiker auf, am DMP-Programm teilzunehmen. Teilnahmeerklärungen halten alle Hausärzte bereit.
Quelle: aktueller DMP Bericht KV Nordrhein
(www.kvno.de/downloads/quali/qualbe_dmp13.pdf )
Hintergrund: Der BdSN
Im Berufsverband der diabetologischen Schwerpunktpraxen in Nordrhein (BdSN) haben sich über 125 niedergelassene Diabetologen organisiert und die bisherige positive Entwicklung in der Betreuung von Diabetes-Patienten mitgestaltet. Ziel ist es, die ambulante Versorgung Diabeteskranker weiter zu verbessern.