Alles auf Null – Gärten in der Altenhilfe
Gärten sind in! Zweifelsohne. Ob es nun den Einem eher um Landlust, Landliebe oder Landfreude geht oder dem Anderen um Guerillas im Garten .Mehr und mehr Menschen nutzen den Garten als persönliches Therapeutikum, als Ort der Natur – und auch der Selbstbegegnung. Und dieses gilt natürlich auch und gerade für die Altenhilfe. Je mehr sich herausstellt, dass ein jeder Mensch offenbar ein Bedürfnis und damit auch ein Recht auf Naturbegegnung hat , umso mehr gilt dieses dann sicher auch für den pflegebedürftigen Menschen. Daher kommt den Gärten , als ideal angepasstem Vermittler zwischen Mensch und Natur auch gerade hier eine neue besondere Bedeutung zu.
Doch : Werden Sie auch wirklich gut genutzt – die vielen neuen Gärten in der Altenhilfe?
Allzu oft doch findet man diese Gärten leer vor. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Manchmal liegen tatsächlich bauliche Barrieren vor, doch meist wird diese Seite der Planung mittlerweile recht gut bedacht.
Viel öfter scheitert ein Nutzen des Gartens daran, dass bei der Konzipierung die besonderen Belange und Strukturen des Hauses , wie z.B. der notwendige Transfer in den Garten ,oder die Einbindung in Tagesabläufe nicht genügend berücksichtigt wurden . Manchmal auch wurde die besondere Situation der Klienten nicht genügend miteingeplant . Ein fröhliches „ Da ist der Garten, nun nutzt ihn schön“ funktioniert häufig nicht, oft bedarf es gezielter Unterstützung und durchdachter Organisation. Es ist als würde man ein Klavier aufstellen und dann davon ausgehen, nun gäbe es allein dadurch bereits Musiktherapie. Die Nutzungsprobleme sind nämlich primär nicht planerisch zu lösen. Hierzu bedarf es vielmehr eines Konzeptes, welches mit dem Ziel erarbeitet wird, sicherzustellen, dass der Bewohner auch den Zugang zu Natur erhält. Auch der Garten will , wie das Klavier, bespielt werden. Dass es eben auch anders geht, zeigt sich nun bei den ersten Einrichtungen, die beispielsweise auch die Möglichkeit der Förderung einer solchen Konzeptherstellung nutzen.
(Seit einiger Zeit gibt es die Möglichkeit über das Kuratorium Deutsche Altershilfe ( KDA) auch die Erstellung von derartigen Gartenkonzepten fördern zu lassen. Entsprechend den Förderrichtlinien unter dem Punkt 5600 ( Konzeptentwicklungen und kleinere Modellvorhaben ) kann eine Zuwendung von 80 % der entsprechenden Kosten ( bis zu 8.000 Euro ) gewährt werden, wenn das Konzept beispielsweise zu folgenden Aspekten der Planung Auskunft gibt: Zielgruppe, Arbeitsweise, Einbindung in das regionale Hilfesystem, personelle Besetzung, vorgesehenes Raumprogramm, sprich Gartenausstattung. Weitere Infos gibt es hier: http://www.kda.de/tl_files/kda/PDF-Dateien/2013–Foerderrichtlinien.pdf)
Diese Beispiele zeigen , dass der Prozess der zum Garten führt, eine noch stärkere Berücksichtigung der Belange vor Ort erfordert und dass das Ergebnis „Garten“ logischerweise selber eben erst am Ende der Gedankenkette steht.
Das Caritashaus Hildgundis von Meer in Meerbusch ist eine solche Einrichtung. Auch hier hatte man, wie auch in anderen Häusern darüber nachgedacht, wie speziell für Ihre Bewohner mit dementiellen Erkrankungen, die Möglichkeiten der Gartennutzung verbessert werden könnten. Anstatt aber nun direkt diesen Garten anhand von mittlerweile vorhandenen Gestaltungsrichtlinien entwerfen zu lassen ,nutzte man die Förderungsmöglichkeiten, um zunächst miteinander in einem ausführlichem Beratungsprozess zu erarbeiten, welche Ziele denn eigentlich mit dem Garten erreicht werden sollen.
Derartige Ziele können dabei von Einrichtung zu Einrichtung sehr unterschiedlich ausfallen. Mal steht die Öffnung und Integration in das Quartier im Mittelpunkt, woanders die Schaffung einer Ruheoase. Mal kann die Frühmobilisierung und die Verhinderung von Bettlägrigkeit den besonderen Fokus bilden, anderswo ist es die Schaffung von sozialen Orten. Auch ein Garten kann nicht alles und es ist wichtig sich zuvor zu überlegen, wo mit diesem Behandlungsraum und Medium vornehmlich der Hebel angesetzt werden soll.
Auf dieser Basis besteht die nächste Aufgabe darin, nun zu ermitteln ,mit welchen Maßnahmen denn diese oben beschriebenen Ziele realisiert werden könnten. Beim Beispiel in Meerbusch wurde schnell klar, dass das bereits angewendete Konzept der 10 . Minuten-Aktivierung gut auf den Garten zu übertragen sei, so dass gemeinsam ein Konzept „ 10 Minuten im Garten“ erarbeitet wurde. Dabei muss und wurde auch vorab geklärt, wie dieses praktisch mit den vorhandenen Ressourcen umzusetzen sei : Wer ist beispielsweise konkret dafür verantwortlich wie die Prozesse ablaufen. Geschieht dieses nicht, ist ein Scheitern der Gartennutzung oftmals schon vorprogrammiert.
Auch hier sind immer individuelle Lösungen notwendig, in die ja meist vorhandene Konzepte und die Personalstruktur einfließen. Im Fall Meerbusch zeigte sich beispielsweise , dass dort die bewohnerorientierte Hauswirtschaft bereits eine große und gut integrierte Rolle spielt . In solchen Fällen erweisen sich Übertragungen auf den Garten meist als äußerst sinnvoll und auch praktikabel . Im erwähnten Fall entstand daher das Konzept vom Küchengarten, wieder verbunden mit der konkreten Beschreibung , wie derartige Angebote denn , angesichts der vorhandenen Ressourcen umgesetzt werden.
Es sind genau jene gedanklichen Schritte, welche Zielsetzung, Prozessplanung und Einbezug vorhandener Strukturen betreffen , die dann erst die Grundlage für die nun folgende Gartenplanung bilden.
Jene Einrichtung, die den Garten als sozialen Ort anstrebt, wird beispielsweise mehr Gewicht auf passende Gemeinschaftsterrassen legen, während dort, wo die Bewegungsförderung erklärtes Ziel besonderes Augenmerk auf Wege und Ziele gelegt wird. Und es sind die beschriebenen Abläufe, die den Garten im Detail formen. So ergab sich aus dem Angebot der „10-Minuten- im Garten „ in Meerbusch beispielsweise direkt die Notwendigkeit, entsprechende Gartenschränke einzuplanen, in denen diverse Gegenstände ihren Platz finden.
Ja, Gärten sind in und sie können von besonderer Bedeutung für die Altenhilfe sein . Damit sie aber diese Rolle einnehmen können ist es angesichts so mancher verwaister Gärten notwendig in Zukunft , aber eben auch für diese vorhandenen Gärten sich intensiver damit zu befassen, wie denn das zugrunde liegende Konzept aussieht. Dieses bedeutet mitunter den Schritt zurück auf den Anfang zu machen. Dieses dabei dann entstehende Konzept ist es jedoch , welches über Nutzung und Qualität der Gärten entscheidet.