von Caroline Haßler (Projektmanagerin Stiftung viamedica)

Wie steht es in Sachen Klimaschutz, Ressourceneffizienz und ökologische Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen? Dieser Frage ging die Stiftung viamedica im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit im Gutachten „Ressourceneffizienz, Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen – eine Bestandsaufnahme“ (ReKlimaMed) nach.

Das Gutachten gibt einen aktuellen Überblick der Nachhaltigkeitsaktivitäten in den verschiedenen Bereichen der Branche (Stand 2022), zeigt die bestehenden Vorteile und Hemmnisse auf, präsentiert Leuchttürme und gibt zudem Handlungsempfehlungen.

Im Bereich der Pflege wurden stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen recherchiert, die bereits Maßnahmen umsetzen und dabei herausragende Beispiele in beiden Bereichen identifiziert. Zudem wurden Gespräche mit Verbänden und Einrichtungsleitungen geführt, um ein genaueres Bild zu den Nachhaltigkeitsaktivitäten und deren Vorteilen sowie zu den bestehenden Hemmnissen bei der Umsetzung zu erhalten und Handlungsempfehlungen zu entwickeln.

Maßnahmen aus stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen

Einige stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen setzen bereits Maßnahmen zu ökologischer Nachhaltigkeit um. Folgende Beispiele wurden bei der Recherche u. a. gefunden:

  • Umstellung auf LED-Beleuchtung
  • Reduktion der Wärme in den Arbeitsräumen
  • Bezug von Ökostrom
  • Eigene Photovoltaik-Anlage
  • Einsatz von E-Autos und E-Bikes
  • Förderung von Dienstradleasing und Jobtickets für die öffentlichen Verkehrsmittel
  • Bereitstellung von Fahrradparkplätzen
  • Einkauf von Lebensmitteln in Bio-Qualität
  • Regelmäßige Klimaschutz-Schulungen der Mitarbeitenden
  • Teilnahme der Beschäftigten an Klimaschutz-Aktionstagen (z. B. Müll sammeln, Rad-Aktionen)
  • Einsatz von Umweltschutzbeauftragten
  • Erfassung der CO2-Emissionen (werden teilweise kompensiert)
  • Umwelt- und Nachhaltigkeitszertifizierungen
  • Papiereinsparung durch Digitalisierung

Vorteile und Hemmnisse bei der Umsetzung von Maßnahmen

Die Vorteile bei der Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen liegen zum einen bei der Einsparung von Ressourcen und Energie, was zu geringeren Kosten führt. Zum anderen führt diese zu einem Imagegewinn, der sich auch bei der Anwerbung von Beschäftigten bemerkbar macht, die immer häufiger in Vorstellungsgesprächen danach fragen.

Gute Beispiele für ökologische Nachhaltigkeit im Pflegebereich

  • AWO-Bundesverband: im März 2022 wurde ein umfassendes Maßnahmenpaket geschnürt mit dem Ziel, noch vor 2040 mit allen Einrichtungen und Diensten klimaneutral zu werden
  • BruderhausDiakonie – Stiftung Gustav Werner und Haus am Berg in Reutlingen: in allen elf Regionen EMAS-zertifiziert
  • Dienste für Menschen gGmbH in Esslingen am Neckar: alle 22 Einrichtungen sind mit EMASplus ausgezeichnet und damit Vorbild für alle drei Aspekte der Nachhaltigkeit (ökologisch, ökonomisch, sozial)

Die wohl größten Hemmnisse beim Thema Nachhaltigkeit sind der Personalmangel und der wachsende Kostendruck im Pflegebereich. Zudem besteht ein Informationsdefizit zu dem Thema und es fehlen Kenntnisse, inwiefern Maßnahmen zu ökologischer Nachhaltigkeit auch einen ökonomischen Nutzen haben können. Weitere Hemmnisse bestehen in den momentan langen Lieferzeiten für E-Autos, den hygienischen Vorgaben, dem Fehlen von ökologisch nachhaltigeren Produkten, den Schwierigkeiten beim Umstieg auf eine vollständige Digitalisierung durch gesetzliche Vorgaben sowie dem Wissen über Fördermöglichkeiten und den zeitlich sehr aufwendigen Förderanträgen.

Wie können ökologische Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz weiter vorangebracht werden?

Die Themen ökologische Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz müssen in der Geschäftsführung/Leitung verankert werden. Es sollten konkrete Ziele festgelegt und die notwendigen Maßnahmen dann von der Geschäftsführung/Leitung gemeinsam mit dem Team umgesetzt werden. Es wird empfohlen, Hauptverantwortliche für Umweltschutz und ökologische Nachhaltigkeit zu benennen, die von der Geschäftsführung/Leitung unterstützt werden.

Bei der Umsetzung der Maßnahmen sollte mit den einfachen und schnell wirksamen Aktionen begonnen werden. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung böte hier sicher eine große Hilfestellung. Bei manchen Bereichen wie beispielsweise Energie, ist es ratsam, sich von externen Beratern Unterstützung zu holen, um sinnvolle Maßnahmen zu identifizieren und richtig umzusetzen. So kann z. B. das Energiespar-Contracting eine Option sein: der Contractor bietet Planung, Umsetzung und Finanzierung aus einer Hand an und wird durch die eingesparten Energiekosten refinanziert.

Empfehlenswert ist auch die Bündelung von Einkäufen (Verbrauchs- und Büromaterialien, Energie, E-Fahrzeuge etc.). Nachhaltige Materialien oder Produkte sind oft teurer, durch eine Bündelung der Einkäufe können bessere Preise erzielt und damit ein Teil der höheren Kosten ausgeglichen werden.

Weiterhin müssen Einrichtungen informiert werden, wie Maßnahmen zu ökologischer Nachhaltigkeit umgesetzt und finanziert werden können, ohne die Bewohnerinnen und Bewohner zu belasten. Dazu bedarf es auch Informationen zu möglichen Fördermitteln.

Fazit:

Ein sparsamer Umgang mit Ressourcen und Energie kann Kosten einsparen und die finanzielle Situation in den Einrichtungen verbessern. Die komplizierten Strukturen der Einrichtungen bewirken, dass Investitionen nicht so einfach getätigt werden können. Hier müssen Anreize gesetzt werden.

Logo: viamedica

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Weitere Informationen und der vollständige Projektbericht unter https://www.viamedica-stiftung.de/projekte/reklimamed

Der Artikel ist in der Ausgabe 01/2024 zu finden.

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