von Tobias Erhart und Petra Fischbach (HFT-Stuttgart)

Die Gesundheitsbranche steht vor großen Herausforderungen. Neben den Belastungen durch die Pandemie wird der Kostendruck aufgrund gestiegener Energiepreise eine der zu bewältigenden Aufgaben der nächsten Jahre sein. Im Rahmen des Forschungsprojekts CoSo (Entwicklung von Maßnahmen zur Förderung von Energiespar- und Effizienz-Contracting in Sozialeinrichtungen) haben die Hochschule für Technik Stuttgart, die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA BW) und die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. (DENEFF) Möglichkeiten untersucht, Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz zu unterstützen. Die Einrichtungen sollen in die Lage versetzt werden, ihren Gebäudebestand in den nächsten Jahren effizienter zu gestalten und damit mehr freie finanzielle Mittel für die Bewältigung der Kernaufgaben zu schaffen.

Neben umfangreichen Kompendien mit Informationsmaterial, Informationsveranstaltungen und Expertenrunden wurde ein Schnellrechner entwickelt, der den Einrichtungen bei der Sanierung der Gebäudebestände helfen soll. Im Rahmen einer 2-jährigen Entwicklungsphase wurden mit BranchenvertreterInnen und ExpertInnen auf dem Gebiet der Gesundheitsversorgung die Bedürfnisse der Einrichtungen untersucht. Aus diesen Erkenntnissen wurde ein Online-Tool entwickelt, das die Sanierungspotentiale von Gebäuden berechnet und wirtschaftliche Abschätzungen ausgibt.

Zielgruppe des Online-Schnellrechners ist das technische Personal, das versucht, den Gebäudebestand nachhaltig zu gestalten. In der Betriebs- und Entscheidungsstruktur von Gesundheitseinrichtungen werden hier Entscheidungshilfen und Argumentationsstützen benötigt, um die Geschäftsleitung von der Sinnhaftigkeit von Sanierungsmaßnahmen zu überzeugen. Das Tool soll helfen, möglichst schnell und umfassend einen robusten Zugang zum Thema zu verschaffen.

Das Online Tool umfasst verschiedene Untermodule. Der Nutzer kann ein Bestandsgebäude anlegen und in Form eines Fragebogens relevante Daten zu Abmessungen, Nutzung, Energieverbrauch und Anlagentechnik hinterlegen.

Sanierungsempfehlung Beispiel: Zwei Sanierungsempfehlungenwerden vom Tool vorgeschlagen. - Abbildungen: HFT-Stuttgart

Sanierungsempfehlung Beispiel: Zwei Sanierungsempfehlungen
werden vom Tool vorgeschlagen. – Abbildungen: HFT-Stuttgart

In einem ersten Schritt werden dann die Energieverbräuche mit den statistischen Daten von ähnlichen Gebäuden verglichen. Anhand dieses Benchmarks kann der Nutzer bereits ablesen, wo das Gebäude im Vergleich steht.

Im nächsten Schritt werden aus einer Palette von Sanierungsmaßnahmen zwei mögliche Sanierungsszenarien vorgeschlagen. Hierbei orientiert sich das eine Szenario am Ziel, eine maximale Energieeinsparung zu erreichen. Die notwendigen Sanierungsmaßnahmen dabei sind umfangreich, hochinvestiv und haben einen deutlichen Einfluss auf die Betriebsabläufe.
Ein zweites Szenario adressiert Nutzer, die Sanierungen im laufenden Betrieb umsetzen möchten. Die Maßnahmen sind weniger umfangreich und bedürfen geringerer Investitionen und Betriebseinschränkungen. Die zu erwartende Einsparung fällt dann geringer aus.

Hat der Nutzer die für ihn passende Sanierungsvariante gewählt, wird diese in die Module Gebäudeberechnung und Wirtschaftlichkeitsszenarien übernommen. Das technische Einsparpotential wird nun für die gewählte Sanierungsvariante berechnet. Hierbei kommen ein vereinfachtes Gebäudemodell und eine Wetterdatenbank zum Einsatz. Die Sanierungskosten werden anhand von Erfahrungswerten aus bereits durchgeführten Projekten errechnet.

Nachdem die Kosten für die gewählte Sanierungsvariante ermittelt sind, können wirtschaftliche Parameter wie Laufzeit, Zins, Teuerungsraten usw. angepasst werden. Die Entwicklung wirtschaftlicher Parameter, wie des Projektvergleichs-Cashflows zwischen dem Bestand und der gewählten Sanierung, wird dabei in Echtzeit angepasst. Nach der Finalisierung der Einstellungen können diese übernommen werden. Der Nutzer erhält im Anschluss eine Zusammenfassung mit den wichtigsten Berechnungsergebnissen und Indikatoren.
Neben den Ergebnissen zur Gebäudeberechnung und Wirtschaftlichkeit werden aus den Eingaben Ratschläge für Einzelmaßnahmen und Sanierungsstrategie generiert. Der Nutzer erhält so individuell abgestimmte Tipps. Als Entscheidungshilfe können die Daten heruntergeladen werden. Zusätzlich stellt das Tool Projektsteckbriefe von bereits durchgeführten Sanierungen zur Verfügung. Mit der Hilfe dieser Best-Practice-Lösungen kann die Durchführbarkeit von Sanierungen praxisnäher illustriert werden. Dies soll auch dazu dienen, technikfremden Entscheidern eine Entscheidungsbasis zu bieten.

Der Online-Schnellrechner wird Mitte 2022 als Beta-Version online gestellt. Im Rahmen einer Testkampagne wird bis Ende 2022 das Feed-back von Testnutzern eingearbeitet. Der Online-Schnellrechner findet sich unter: https://www.kea-bw.de/contracting/angebote/gesundheitseinrichtungen-und-soziales#c5208-content-2

Der Artikel ist in der Ausgabe 02/2022 zu finden.

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