Der Achilleshof – mehr als nur Wohnen

Viele Menschen sind auf der Suche nach der richtigen Wohnform für den Lebensabend. Der Verein Ambet e.V. aus Braunschweig hat neue Wege beschritten und bietet nun mit dem Achilleshof eine weitere Alternative.

Auch wenn viele schöne Ideen in die Entwicklung des Projektes eingeflossen sind, die Frage ‘was ist das Wichtigste am Achilleshof‘ wurde mit einer alten Immobilienweisheit beantwortet: „die Lage.“

Das Grundstück eines ehemaligen Bauernhofes liegt in der historischen Ortsmitte von Watenbüttel, ein Dorf das inzwischen zu der Stadt Braunschweig gehört, nah bei der Stadt und doch ländlich. Der tägliche Bedarf kann im Supermarkt auf der anderen Straßenseite oder im Hofladen nebenan bedient werden, die Bushaltestelle mit guter Verbindung in die Innenstadt ist vor dem Haus und vieles mehr gleich in der Nähe. Direkt hinter dem Haus blickt man auf Felder und die Okeraue.

Daher ist die Lage des Achilleshofes sicherlich ein Glücksfall, im Dorf und trotzdem gleich in der Stadt. Doch die Standortwahl für neue Seniorenwohnanlagen darf nicht wie eine Abschiebung wirken. Denn dort wo niemand hin will, wollen auch keine Senioren hin. Hierzu haben wir, als Architekturbüro das seit einem viertel Jahrhundert Seniorenheime baut, schon die interessantesten Ansichten erleben müssen. Vor kurzem argumentierte ein Bezirksbürgermeister in Braunschweig: „Ein Altenheim ist ein Gewerbebetrieb und hat bei uns im Wohngebiet nichts verloren.“

Foto: Ahola Architekten, Blick auf Begegnungsstätte, Kiosk und öffentlichen Bücherschrank

Doch der Achilleshof verlässt sich nicht allein auf die Lage, einen Teil der Infrastruktur bringt er selbst mit. Ein Kiosk, den es schon früher an der gleichen Stelle gab, ist im neuen Gebäude wiedererstanden. Neben Toto-Lotto und dem üblichen Angebot wird hier freitags Bratwurst angeboten und von Zeit zu Zeit gibt es Kaffee und Kuchen oder Waffelbacken. So ist hier ein Dreh und Angelpunkt für Kommunikation entstanden.

Außerdem gibt es noch eine Physiotherapiepraxis, eine Kindertagesstätte und eine Begegnungsstätte mit Gruppenraum und großem Saal, in welchem der Verein auch einen Mittagstisch anbietet. All das ist nicht allein ein Angebot an die Bewohner sondern an das ganze Dorf.

Die Vernetzung mit dem Dorf funktioniert in Teilen tadellos, die Kita und der Kiosk wurden sofort angenommen, auch die mögliche Nutzung der Begegnungsstätte spricht sich immer weiter herum. Bei manchen Angeboten sind die Dorfbewohner noch ein wenig scheu, so gibt es nur wenige, die sich von außen zum Mittagstisch trauen. Doch wer sich einmal überwunden hat, gehört auch ganz schnell dazu. Der öffentliche Bücherschrank, zum Tauschen von Büchern, im, zum Dorf hin offenen, Hof wird sehr gut angenommen und hilft dabei die Schwelle des ersten Kontaktes zu überwinden.

Ein Glücksfall ist der Adventsmarkt, der traditionell auf dem Achilleshof stattfindet. Diese Tradition, die viel älter ist als die neuen Gebäude, konnte trotz der Umnutzung des Hofes bestehen bleiben, da die neue Architektur die historische Form des Dreiseithofes aufgenommen hat. Die Dorfbewohner sind froh, dass ihr Adventsmarkt weiterhin besteht und die internen Bewohner müssen kaum vor die Tür gehen um dabei sein zu können. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität bietet sich dadurch eine Möglichkeit, welche sie sonst nicht hätten.

Der Erfolg des Projektes hängt viel mit der Aktivität des Betreibers zusammen. Dabei ist es wichtig, für Möglichkeiten die sich aus der Situation heraus ergeben offen zu sein. Doch nicht alle Ideen sind erfolgreich. Ein Beispiel hierfür ist der Garten, der auch dazu gedacht war, dass jeder der möchte mitwirken kann, ohne sich dabei zu viel anstrengen zu müssen. Die Bewohner des Achilleshofes scheinen jedoch nicht unter Langerweile zu leiden. Die allgemeine Resonanz auf dieses Angebot ist, dass alle glücklich sind einen Garten zu haben um den sie sich nicht mehr kümmern müssen. So kann man sich in den Wünschen von Senioren irren.

Foto: Ahola Architekten, Blick aus dem Garten auf Ostflügel und Laubengänge

Wichtig ist auch der Grundbetreuungsservice den der Verein anbietet. In den eigenen Büroräumen vor Ort sind Mitarbeiter immer ansprechbar. Dieser Service wird gut angenommen, fast zu gut. So kann es schon einmal anstrengend werden für die Mitarbeiter, aber sie sagen „man wird geliebt“, dafür lohnt sich der Aufwand.

Für die Atmosphäre des Achilleshofes ist nicht nur dieses „Umsorgen“, sondern auch die überschaubare Größe wichtig. Es gibt eine Wohn- Pflegegemeinschaft für 9 Menschen mit erhöhtem Assistenz- und Pflegebedarf, und 33 „normale“ Wohnungen für Einzelpersonen und Paare. Die Wohnungen werden über Laubengänge erschlossen, die sich um den von drei Seiten eingefassten Garten gruppieren und ein Umfeld schaffen, in dem leicht Kontakte geknüpft werden können. Diese offene Architektur hat auch einen weiteren Vorteil: hier riecht es immer frisch.

Alles in allem ist der Achilleshof ein gelungener Versuch eine neue Wohnform zu verwirklichen, ohne sich dabei zu weit von den bekannten Mustern zu entfernen.

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