DGQ-Studie: Geringes Vertrauen in „Pflege-TÜV“

Dass sinnvolle Prüfkriterien zur Messung von Pflegequalität dringend auf den Weg gebracht werden müssen, untermauert eine aktuelle Studie der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ). Denn die meisten Deutschen wünschen sich durchaus eine Orientierungshilfe bei der Auswahl einer Pflegeeinrichtung. Sie muss aber glaubhaft sein.

Nur die wenigsten Deutschen vertrauen den gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätsprüfungen von Pflegeeinrichtungen. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie der DGQ. Mehr als die Hälfte der Deutschen (58 %) ist demnach besorgt über die Qualität von Pflegeheimen und -diensten. Nur jeder Vierte (25 %) vertraut den Ergebnissen des sogenannten Pflege-TÜVs uneingeschränkt. Vielmehr verlassen sich Verbraucher bei der Auswahl einer Pflegeeinrichtung auf ihr eigenes Urteil oder auf Empfehlungen durch gute Freunde und Bekannte. Problematisch dabei ist: Auch hier bestehen Unsicherheiten. Zwei Drittel (66 %) der Befragten wissen nicht oder nur zum Teil, wie sie die Qualität einer Pflegeeinrichtung oder eines Pflegedienstes verlässlich selbst beurteilen sollten. Dass Verbraucher dennoch generell Orientierungshilfe annehmen, zeigt ein weiteres Ergebnis der Studie. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 %) würde sich gegen eine Einrichtung ohne etabliertes Qualitätsmanagement entscheiden. „Die Studie zeigt, dass es vielen Verbrauchern an Orientierung und Vertrauen in die Qualität der Pflege fehlt. Die anstehende Generalüberholung der Pflege-TÜVs ist eine wichtige Chance für die Politik, Verbände und Pflegeeinrichtungen, ein effektives und transparentes Prüfsystem zu erarbeiten, auf das Verbraucher in Zukunft vertrauensvoll setzen können“, sagt DGQ-Präsident Udo Hansen.

Qualifiziertes Personal ist wichtigstes Aushängeschild

Für 55 Prozent der Deutschen sind qualifizierte Pflegekräfte ein besonders wichtiges Auswahlkriterium. In Zeiten des Fachkräftemangels müssen deshalb Politik und Bildungseinrichtungen den Beruf ausreichend attraktiv für Arbeitnehmer machen. Die Nachwuchsförderung spielt dabei eine wichtige Rolle. „Die DGQ unterstützt daher die Förderung junger Pflegefachkräfte aktiv. Als einer der Schirmherren der Bundesinitiative `Bester Schüler in der Alten- und Krankenpflege´ haben wir uns auch in diesem Jahr sehr über die zahlreichen Bewerbungen motivierter und hochqualifizierter Talente gefreut“, so der DGQ-Präsident. Ausländische Pflege-Fachkräfte werden angesichts des Fachkräftemangels zunehmend relevant für den deutschen Arbeitsmarkt. „Die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen wird zunehmend wichtig, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Viele Pflegeeinrichtungen scheitern bei der Einstellung ausländischer Pflegeexperten momentan an bürokratischen Hürden. Das muss sich ändern“, fordert Hansen. Ebenso ist der Sympathiefaktor von Bedeutung. 34 Prozent der Befragten legen großen Wert auf nettes Pflegepersonal. Nicht zu vernachlässigen ist zudem der Kostenaspekt. 42 Prozent der Deutschen berücksichtigen diesen besonders. Dabei achten ältere Befragten verstärkt auf die finanziellen Aspekte, die mit dem Aufenthalt in einer Pflegeeinrichtung einhergehen. Neben den genannten Kriterien hat der Zugang zu ärztlicher Versorgung einen hohen Stellenwert. 36 Prozent der Befragten halten ihn für wichtig.

Ist gute Pflege messbar?

Wie die Studie zeigt, sind Vertrauen in die Qualität der Pflege und ihre Messbarkeit große Herausforderungen für die Branche. „Die Herausforderung dabei ist die Definition sinnvoller Prüfkriterien. Diese müssen Qualität tatsächlich messbar machen – und zwar glaubhaft. Mechanismen eines guten und zielführenden Qualitätsmanagements zu berücksichtigen, würde den Pflege-TÜV dabei klar voranbringen“, ist Hansen überzeugt. Wichtig ist es in diesem Zusammenhang, das Vertrauen der Verbraucher wiederherzustellen, denn eines zeigt die Studie auch: Trotz aller Bedenken haben 75 Prozent der Befragten tatsächlich gute Erfahrungen mit Pflegeeinrichtungen gemacht. Ein Grund für die Verunsicherung könnte mangelnde Transparenz und Aufklärung sein. Obwohl 60 Prozent der Deutschen wissen, dass sich Pflegeeinrichtungen einer regelmäßigen, staatlich vorgeschriebenen Qualitätsprüfung unterziehen müssen, kennen nur 26 Prozent die Prüfkriterien des Pflege-TÜVs.

Weiterhin sind 41 Prozent der Befragten der Ansicht, dass sich die Aspekte, die gute Pflege ausmachen, überhaupt nicht messen lassen – wie etwa der respektvolle Umgang mit Pflegebedürftigen. Auch viele Pflegefachpersonen stehen Qualitätsmanagementsystemen oftmals kritisch gegenüber. Dabei geht ein gutes Qualitätsmanagement weit über reine Dokumentation hinaus und bietet durchaus Messbarkeit. Es trägt unter anderem dazu bei, den tatsächlichen Personalbedarf zu ermitteln und Ressourcen optimal zu steuern. Das wiederum ermöglicht es Fachkräften, ihre Expertise voll zum Ersatz zu bringen. Die Pflegeleistung wirkt sich positiv auf die Wahrnehmung der Verbraucher aus und trägt zur Zufriedenheit der Pflegeexperten bei. Entsprechende Weiterbildungen zur Qualitätsfachkraft im Gesundheitswesen bietet die DGQ an – sowohl als externes Training wie auch als Inhouse-Veranstaltung.

Über die Studie

Für die repräsentative Studie hat die DGQ gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Innofact AG 1.032 Personen zwischen 18 und 69 Jahren befragt. Die Stichprobe entspricht nach Alter, Geschlecht und Region der repräsentativen Verteilung der deutschen Bevölkerung. Die unabhängige Online-Erhebung fand im April 2015 statt.

Über die DGQ
Die Deutsche Gesellschaft für Qualität prägt und moderiert die praxisnahe Plattform engagierter Fachleute aus allen Unternehmensebenen und Leistungsbereichen zum Thema Qualität. Der Verein mit knapp 6.500 persönlichen und Firmenmitgliedern sowie 62 Regionalkreisen bundesweit gestaltet Netzwerke und vergibt Zertifikate für nachgewiesene Kompetenz in Qualitäts-, Umwelt- und Arbeitssicherheitsmanagement. Die DGQ Weiterbildung GmbH qualifiziert jährlich mehrere Tausend Teilnehmer zu Beauftragten, Managern und Auditoren im Qualitäts- und Umweltmanagement sowie in der Arbeitssicherheit. Die DGQ-Forschung erarbeitet in Gemeinschaftsprojekten mit KMU neue Anwendungen für das Qualitätsmanagement.

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