Demenzkranke im Heim – die Gestaltung der Räume kann das Wohlbefinden fördern

In deutschen Pflegeheimen sind 40 bis 60 % der Bewohner von der Alzheimer-Krankheit oder einer anderen Form der Demenz betroffen. Die Alzheimer-Krankheit ist bisher nicht heilbar, doch das Fortschreiten der Symptome lässt sich hinauszögern. Vor allem kann viel für das Wohlbefinden bzw. die Lebensqualität der Betroffenen getan werden. Dazu ist eine gute ärztliche und pflegerische Versorgung und soziale Betreuung notwendig, und auch die Gestaltung der Räume kann erheblich zum Wohlbefinden
beitragen. Dazu sagt die Architektin Sibylle Heeg: „Lebensqualität für Menschen mit Demenz zu schaffen bedeutet, ein bauliches und soziales Milieu zu bieten, das – soweit möglich kognitive Defizite kompensiert und deren Folgen therapeutisch auffängt, so dass in einem beschützenden Rahmen eine weitgehend ‚normale’ Lebensgestaltung möglich wird“ (Heeg 2008, S. 98).  
Charakteristisch für Demenzerkrankungen sind Gedächtnisstörungen und Störungen der räumlichen und zeitlichen Orientierung, wodurch die Bewältigung des Alltags sehr erschwert wird.  Dabei kann die bauliche Umgebung förderlich, aber auch abträglich sein: „Nach Experteneinschätzung werden viele der zu beobachtenden emotionalen Störungen und Verhaltensprobleme wie z.B. Angst, Unruhe, Wandern, Katastrophenreaktionen, aber auch Depressivität und Aggressivität durch Umgebungseinflüsse, d.h. ein nicht krankheitsangemessen gestaltetes soziales und physisches Milieu mit verursacht“ (Heeg 2008, S. 99).
In Heimen ist oftmals zu beobachten, dass Bewohner ihre Zimmer nicht finden oder sich auf den Gängen verirren. Hilfreich können dann Hinweisschilder, Namen und Bilder an den Türen sein, um das eigene Zimmer, dem Aufenthaltsraum oder die Toilette zu finden. Allerdings nützt dies im fortgeschrittenen Stadium der Demenz nichts mehr. 
Manche Bewohner sind unruhig und „wandern“ ständig umher. Für sie sind Endlosflure günstig und auch die Möglichkeit, sich im Freien, etwa in einem speziell gestalteten Garten bewegen zu können. Um zu verhindern, dass Bewohner, die sich selbst gefährden könnten, das Heim verlassen, können Ausgänge mit einem Vorhang kaschiert oder relativ dunkel gehalten werden. Um eine angenehme und vertraute Wohnatmosphäre zu schaffen, sollten die Zimmer der Bewohner auch mit persönlichen Möbeln und Gegenständen, wie etwa Fotos, Geräten, Schmuck, Schallplatten usw. ausgestattet sein. Dies ist besonders im frühen und mittleren Stadium der Demenz wichtig. Förderlich sind Gegenstände, die dazu anregen, etwas zu tun und so der verbreiteten Apathie und Traurigkeit  entgegenwirken. Für die Gestaltung der Räume werden freundliche Farben empfohlen, sowie eine helle, schattenarme Beleuchtung. Wie für Pflege und Betreuung Demenzkranker, gilt auch für die räumliche Gestaltung, dass es keine Patentrezepte gibt. Stets gilt es, die individuelle Ausprägung und das Stadium der Demenzerkrankung und die Biographie des betroffenen Menschen zu berücksichtigen.

Ein Bericht von Hans-Jürgen Freter, Mitglied der Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.[[wysiwyg_imageupload:126:]]

Literaturhinweise
Deutschen Alzheimer Gesellschaft: Das Wichtigste über die Alzheimer-Krankheit. Ein kompakter Ratgeber, 2010, 45 Seiten, kostenlos.
Sibylle Heeg: Bau und Innenraumgestaltung. In: Deutsche Alzheimer Gesellschaft: Stationäre Versorgung von Demenzkranken, 2008, 196 Seiten, 6 €.
Das Kuratorium Deutsche Altershilfe bietet zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema Architektur und Gestaltung stationärer Einrichtungen: www.kda.de 

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