Future-Shape installiert das Sensorbodensystem SensFloor® im Seniorenzentrum „Wohnen am Schlossanger“

Im Rahmen des Europäischen H2020 Förderprojekts UNCAP wurden im November 2015 in der Höhenkirchner Senioreneinrichtung zehn Zimmer und Badezimmer großflächig mit dem SensFloor System ausgestattet. In zehn weiteren Zimmern melden SensFloor Sensormatten dem Personal sofort, wenn eine sturzgefährdete Person das Bett verlässt. In den kommenden zwei Jahren sollen damit nicht nur Stürze sofort gemeldet, sondern auch die Möglichkeit der Sturzprävention statistisch untersucht werden.

Die Seniorenresidenz „Wohnen am Schlossanger“ wird von der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn betrieben und verfügt über 72 Apartments. Das Durchschnittsalter der Bewohner liegt bei 86 Jahren. Die Einrichtung hat bereits 2007 im Rahmen eines AOK-Sturzpräventionsprogramms begonnen, eine sehr detaillierte Sturzstatistik zu führen. Auf diese hervorragende Datenbasis kann nun im Rahmen des UNCAP Projektes (GA 643555) zurückgegriffen werden.

Bild: Future-Shape GmbH

Der SensFloor ist eine textile Unterlage mit integrierten Näherungssensoren, die von der Future-Shape GmbH entwickelt wurde. Die ca. 2,5 mm starke Sensorunterlage wird in Rollen von 100cm Breite und bis zu einer Länge von 50m hergestellt. In dem hier beschriebenen Pilotprojekt wurde der SensFloor in den Badezimmern unter Fliesen und im Wohnraum unter PVC installiert. Eine über den Boden laufende Person erzeugt Sensorsignale, die zu einem Empfänger gefunkt und dort ausgewertet werden. Der Empfänger kann errechnen, wo sich die Person befindet und in welche Richtung sie geht. Er kann dabei zuverlässig zwischen einer oder mehreren stehenden und einer am Boden liegenden Person unterscheiden. Wird er mit einer geeigneten Schnittstelle an die Rufanlage angeschlossen, ist es möglich sofort Hilfe zu holen, wenn ein Sturz erkannt wurde. Dabei ist das SensFloor System diskret und unsichtbar installiert und es benötigt keine Kameras. Die Sensordaten werden direkt am Empfänger im Zimmer verarbeitet und gelangen nicht nach außerhalb oder in die Cloud. So bleibt die Privatsphäre gewahrt.

Aber nicht nur Sturzerkennung, auch Sturzprophylaxe wird mit dem Sensorboden möglich: Bei sturzgefährdeten Bewohnern kann das System so eingestellt werden, dass das Pflegepersonal bereits dann alarmiert wird, wenn das Bett verlassen wurde. So kann gleich Hilfe geleistet und Stürze verhindert werden. Zusätzlich wird bei Dunkelheit auch noch ein Orientierungslicht eingeschaltet, um Stolpern im Dunkeln zu vermeiden. Die Alarmierung erfolgt über einen Pager und/oder den Stations-PC. Zusätzlich zeigen mit farbigen LEDs beleuchtete Namensschilder an jeder Zimmertür dem Pflegepersonal bereits im Vorbeigehen an, ob der Schwesternruf betätigt wurde, ein Sturz erkannt wurde, bereits ein Pfleger im Zimmer ist oder der Bewohner das Bett verlassen hat. So wird gewährleistet, dass das Pflegepersonal zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und schnellstmöglich helfen kann.

In den kommenden beiden Jahren werden der Hersteller des SensFloor Systems Future-Shape, der Rufanlagenhersteller MINOS und das Seniorenzentrum gemeinsam an der Optimierung des SensFloor Systems bzgl. der Alarmgenerierung und -weiterleitung arbeiten. So bietet sich z.B. an, das Aktivitätsmonitoring zur Sturzprävention nur bei besonders sturzgefährdeten Personen ununterbrochen zu aktivieren. Bei anderen Bewohnern kann es ausreichen, es nur zu bestimmten Tageszeiten (Mittagspause, Nachtruhe) zu nutzen, um unnötige Meldungen zu vermeiden. Durch die Weiterführung der Sturzstatistik wird die Effizienz des neuen Assistenzsystems statistisch untermauert und wirtschaftlich bewertbar.

Foto: Future-Shape GmbH

Statistisch betrachtet [1] ziehen ca. 25% der Stürze eine ärztliche Behandlung und 10% einen Krankenhausaufenthalt nach sich. Natürlich wird das Sturz- und Verletzungsrisiko mit zunehmendem Alter größer und Bewohner von Pflegeheimen stürzen häufiger als Personen, die noch zu Hause leben. Laut AOK-Statistik gab es 2009 in Deutschland 100.000 Hüftfrakturen mit jeweils ca. 20.000 Euro Behandlungskosten, was sich auf 2 Milliarden Euro summiert. Aber neben dem Kostenfaktor darf man natürlich nicht vergessen, dass im hohen Alter oftmals Stürze die Ursache für eine drastische Verschlechterung des Gesundheitszustandes und somit der Lebensqualität sind. So trägt ein Assistenzsystem wie hier beschrieben, nicht nur zur Verbesserung der Pflegequalität bei, sondern kann auch den Bewohnern helfen, möglichst lange mobil zu bleiben.

Im Rahmen des UNCAP Projektes wird parallel zur vorhandenen Rufanlage eine eigene Hardware Plattform entwickelt und installiert. Alle bisherigen Funktionen des SensFloor Systems werden dann auch darauf abgebildet. Damit kann die Zuverlässigkeit des neu zu entwickelnden UNCAP Systems verifiziert werden.

Die Future-Shape GmbH wurde 2005 von Christl Lauterbach gegründet und hat ihren Firmensitz in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, südöstlich von München. Future-Shape ist spezialisiert auf großflächige, berührungslose Sensorsysteme mit vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten im Bereich Ambient Assisted Living (technische Assistenzsysteme), Sicherheit oder der Gebäudeautomation (Smart Home). Hauptanwendung ist derzeit der Pflegebereich, wo der Sensorboden zur Sturzprävention und Sturzerkennung eingesetzt wird. Weitere Informationen unter www.future-shape.com.

Im UNCAP Projekt (“Ubiquitous iNteroperable Care for Ageing People, GA Nr. 643555“) werden Lösungen und Technologien aus früheren Forschungsprojekten benutzt um eine neue, offene, skalierbare ICT-Infrastruktur zu entwickeln die eine Plattform bietet, die auf offenen Standards basiert. Es wird damit ermöglicht neue Pflege- und Assistenzmodelle zu realisieren. Das Projekt ist kofinanziert von der EU durch das Horizon 2020 Programm und bindet 23 Partner (inkl. mehrerer Pilotpartner) aus 9 europäischen Ländern (IT, UK, SI, RO, EL, DE, SE, ES, MK) ein.

Referenz:

[1] Rapp. Daten der AOK Baden-Württemberg, und Artikel aus Gesundheit und Gesellschaft, Ausgabe 6/09, 12. Jahrgang, S.24-29

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